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Auf ewig und einen Tag - Roman

Titel: Auf ewig und einen Tag - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Joy Arnold Angelika Felenda
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behauptete, es würde seine Fantasie beim Schreiben anregen.
    »Na ja, du hast hier nicht viel verpasst«, sagte Justin. »Wenigstens hast du Schnee gehabt. Bei uns war es jeden Tag wie jetzt, Nebel über Nebel. Man hatte den Eindruck, alle anderen seien weg und machten was Aufregendes, wie eine Party, zu der wir nicht eingeladen waren.«
    »Nun, was hast du erwartet?«, fragte Eve. »Sie ist ja kaum der Party-Typ.«
    Justin lachte. Er lachte, als wären Eves Worte irgendein Insider-Scherz,
und zwinkerte dann entschuldigend in den Rückspiegel. »Es war aber okay. Ich denke, keiner von uns beiden ist ein Party-Typ.«
    Es war okay? Okay? Ich erinnerte mich an den Weihnachtsabend, als ich Justin Walzertanzen beibrachte. Und dann bat er mich, allein zu tanzen, und ich wirbelte in grand fouettés herum und sah zu, wie er mich beobachtete. Es war mir schrecklich peinlich, bis ich seine feuchten Augen bemerkte, als würde er etwas Ehrfurchtgebietendes anschauen, eine schöne fremde Stadt oder die Niagara-Fälle. Später zündeten wir ein Feuer im Kamin an, saßen Hand in Hand da und sahen schweigend in die Flammen. Wenn ich in diesem Moment gestorben wäre, hätte ich geglaubt, mein Leben sei vollkommen gewesen. Für mich hätte dieses Weihnachten nicht schöner sein können.
    Justin warf erneut einen Blick zu mir nach hinten. »Wie auch immer, es ist schön, dich zu sehen, nicht, Kerry?«
    »Im Moment nicht unbedingt«, sagte ich. Ich konnte Eves Gesicht nicht sehen, also versuchte ich ihre Reaktion aus der Neigung ihres Kopfs, der Haltung ihrer Schultern abzulesen. Von hinten zumindest sah sie aus, als wäre sie bereit, jemanden niederzuschlagen.
    Sie blieb einen Moment bewegungslos sitzen, dann drehte sie sich um und sah an mir vorbei zum Fenster hinaus. »Hast du überhaupt bemerkt, dass ich nicht da war?« Ihre Stimme hatte einen künstlichen, singenden Tonfall angenommen, der irgendwie übertrieben klang.
    Ich schüttelte den Kopf. »Wie kannst du das fragen?«
    »Ehrlich gesagt, bin ich überrascht, dass ihr überhaupt hergekommen seid. Ich dachte, ich müsste zu Fuß heimgehen.«
    »Mein Gott, Eve, hör auf, dich als Märtyrerin aufzuspielen.«
    »Ihr wollt wohl sagen, es sei euch nicht scheißegal? Ihr seid hier gewesen und habt heimlich gevögelt, während ich mich durch Schneewehen kämpfen durfte. Hat euch das wirklich gekümmert?«
    Schweigen. Ich überlegte mir, was ich sagen sollte, aber es fiel mir nichts ein, also gab ich es auf und saß zusammengesunken auf meinem Sitz. Justin räusperte sich. »Wir sollten uns lieber auf den Weg machen, bevor wir hier festfrieren.«
    Er ließ den Motor an. Ich strich mir immer wieder die Beine hinauf und hinunter und gab mich ganz dem Rhythmus der Radiomusik hin.
    Als der Wagen anhielt, sprang Eve heraus und öffnete meine Tür. Sie griff nach ihren Tüten, ohne mich anzusehen, und ich packte ihre Hand. »Hey.«
    Mit zusammengepresstem Kiefer sah sie stumm auf unsere Hände hinab, als überlegte sie, ob sie mir die Finger ausreißen sollte.
    »Komm, Eve, lass es gut sein. Hör auf, dich so seltsam aufzuführen.«
    Sie hob den Kopf, und ihr Gesicht wirkte plötzlich ganz jung und verloren. Doch dann riss sie sich los. »Seltsam aufführen«, sagte sie leise. »Gott, du hast recht, wie schrecklich von mir.« Sie nahm ihre Tüten, trug sie zum Haus und rief über die Schulter zurück: »Komm, Jussy, du musst deine Geschenke aufmachen.«
    Justin drehte sich um und lächelte mich bedauernd an. »Lass ihr einfach ein bisschen Zeit.«
    Ich stieg aus, knallte die Tür zu und gab ihm plötzlich ebenso sehr die Schuld wie mir selbst.
    Drinnen zog Eve ihren Mantel aus und lief nach oben. Sie
kam mit einem flachen, eingewickelten Paket zurück, das sie Justin strahlend überreichte.
    Mit einem bemüht höflichen Lächeln auf dem Gesicht packte Justin den Kalender aus. »Jeden Monat ein neues Motorrad!«, sagte er.
    »Warte«, sagte ich und rannte zum Wandschrank. Das Herz klopfte mir bis zum Hals, als ich Eves eingewickeltes Geschenk herauszog, eine Lithografie, die ich letzten Sommer gekauft hatte. Sie zeigte zwei Strichfiguren, zwei Frauen, die sich um einander wanden, vereint waren.
    Eve schenkte mir ein Lächeln, das ihre Zähne entblößte, dann stellte sie das Geschenk ab, ohne es zu öffnen. »Gott, danke«, sagte sie. »Ich hab auch was für dich, Kerry, eine Art Scherz, eine Waffe mit Laserlicht, die Geräusche macht wie eine Maschinenpistole. Ich dachte, wir könnten Bert

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