Auf ewig und einen Tag - Roman
und Georgia zu Tod erschrecken, sie daran erinnern, wie sie’s fast geschafft hatten, dass ich mir das Gehirn weggeblasen hätte.« Sie zuckte die Achseln. »Aber die Anspielung wäre nicht so geglückt gewesen, nachdem du hier und ich dort war, also hab ich sie zurückgegeben. Stattdessen hab ich dir das gekauft.«
Sie beugte sich zu ihrem Koffer hinunter und zog zwei Pakete heraus. Ich lächelte und griff danach, aber Eve reichte sie Justin. »Fröhliche Weihnachten.«
Ich spürte einen Stich im Magen. Justin starrte düster auf die Geschenke, dann drehte er sich zu mir um, als wollte er, dass ich sie nahm.
»Mach nur auf«, sagte Eve. »Ich verspreche, sie werden dir gefallen.«
Immer noch den Blick auf mich gerichtet, riss Justin die Verpackung auf und zog ein Buch heraus. Tricks und Trends
beim Schreiben für Kinder, hieß es. Er blätterte es durch und lächelte. »Das ist großartig, wirklich perfekt. Vielen Dank, Eve.«
Dann öffnete er das kleinere Päckchen. Ich spürte ein seltsames Grollen in meiner Brust, als würden meine Eingeweide bersten. Es war eine Packung Unterhosen mit dem Porträt von William Shakespeare auf der Rückseite und einem Tintenfass auf dem Hosenschlitz.
»Ich hab mir dich die ganze Zeit darin vorgestellt«, sagte Eve. »Möchtest du sie mal anziehen für mich?«
Justin wurde rot. Er legte die Hand auf meinen Ellbogen. »Das ist ein bisschen stark, Eve, selbst für dich«, sagte er. Aber in seinen Augen blitzte unleugbar ein gewisses Entzücken.
Ich fand die Wasserfarben in einem oberen Schrank und erinnerte mich mit einem wohligen Gefühl, wie wir zu dritt an diesem Tisch saßen, unsere Pinsel in braunem Wasser auswuschen und versuchten, innerhalb der Begrenzungen zu bleiben. Es schien so lange her und gleichzeitig erst vor so kurzer Zeit passiert zu sein, dass es wehtat.
Ich nahm den Malkasten mit nach unten, fand einen alten Boston Globe, der an Daddys Todestag erschienen war, und setzte mich dann hin, um mit dem Pinsel die Nachrichten zu übermalen. Was hatten Eve und ich am 3. August gemacht? Über die Wellen gesprungen, das Teen- Magazin gelesen, uns Zöpfe geflochten? An dem Tag hatte auch eine Vergewaltigung stattgefunden und Friedensgespräche mit Israel und der PLO. Ich übermalte jede der Geschichten mit Regenbogenfarben, mit Rot, das in Orange, in Gelb und Grün überging. Aber es half nichts. Überhaupt nichts.
Es klopfte ans Fenster, ich blickte auf und sah Justin, der sich auf die Finger blies. Ich stand auf, um die Hintertür zu öffnen.
Er küsste mich auf die Schläfe. »Ich schätze, unsere Woche im Paradies ist endgültig vorbei«, sagte er und hob die bunte Zeitung hoch. »Was ist das?«
Ich zuckte die Achseln. »Nichts Besonderes.«
»Es ist ein Sonnenuntergang, nicht? Im Winter ist die Sonne zu klein für schöne Sonnenuntergänge, also hast du dir deinen eigenen gemalt.« Er lächelte, nahm den Pinsel, malte einen orangefarbenen Kreis in die Wasserfarben und tupfte dann den Pinsel auf meine Nase. »Da hast du ihn.«
Ich schlug den Pinsel weg, und Justin hielt die Hände hoch. »Hey, was ist denn los?«
»Wie konnte sie nur, Justin? Wie konnte sie es wagen?«
Justin setzte sich mir gegenüber auf einen Stuhl. »Du meinst dieses Geschenk?«
»Sie versucht, irgendwas zu beweisen, aber ich weiß nicht, was. Dass sie problemlos an meine Stelle treten oder alles kaputt machen kann?«
Justin sah auf seine Hände hinab und antwortete ruhig: »Versuch dir vorzustellen, wie es für sie sein muss.«
»Findest du es in Ordnung, wie sie sich verhält?«
»Ich sage nur, ich verstehe es. Erinnerst du dich noch, als wir beide nach Piratengold gruben? Ich hatte gerade diese Legende über einen vergrabenen Schatz oben bei Cow’s Cove gehört, also gruben wir diese Gänge vom Hof der Ashtons zu dem der Sheffields. Wir kamen vollkommen verdreckt nach Hause und liefen gerade in die Dusche, als Eve uns sah. Und weißt du noch, was sie getan hat? Sie ging zu Mrs. Sheffield und hat ihr von den
Gängen in ihrem Rasen erzählt. Damals hat sie sich genauso gefühlt wie heute.«
»Außer dass sie jetzt zehn Jahre älter ist.«
Er sah mich eine Weile an, bevor er antwortete. »Ihr seid so, weißt du, ihr beide. Es läuft nicht so, wie ihr es euch vorstellt, und peng, schon ist es aus für euch.«
»Ich soll mich also nicht aufregen?«
»Willst du wissen, was ich tue? Ich hab ein Bild im Kopf, wie ich die Dinge gern hätte, und dort lasse ich es, egal, was
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