Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Auf ewig und einen Tag - Roman

Titel: Auf ewig und einen Tag - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Joy Arnold Angelika Felenda
Vom Netzwerk:
Fischeputzen gefunden, der ordentliches Geld bringt, genug jedenfalls, dass ich mir eines Tages ein eigenes Boot kaufen, vielleicht sogar ein eigenes Geschäft aufbauen kann. Hier gibt es eine sehr nette Frau,
Mrs. Abi Caine, die so freundlich ist, auf die Kinder aufzupassen, wenn ich arbeite, aber Kinder brauchen ihre richtige Mama. Wenn Du einen Moment aufhören würdest, nur an Dich selbst zu denken, würdest Du einsehen, dass das die Wahrheit ist.
    Wie immer,
    Thomas
    Ich las den Brief noch einmal, reichte ihn dann Eve und wartete schweigend, bis sie ihn mir zurückgab. »Es gab ein Baby.«
    Ich schlang die Arme um meine Schultern.
    Eve lächelte matt. »Ich erinnere mich, dass er uns gesagt hat, sie gehe auf eine Abenteuerreise. Und wir warteten, dass sie zurückkam, einen Tag, eine Woche, einen Monat, und dann hörten wir auf zu warten.«
    Ich sah auf den Schuhkarton hinab, auf das Durcheinander aus Karten und Briefen. »Ich glaube, ich hab nie aufgehört zu warten.« Ich schüttelte den Kopf. »Warum schickt sie uns das? Ich meine, was soll das?«
    »Wir hatten die ganze Zeit recht«, sagte Eve leise. »Es war unsere Schuld. Sie ging fort, weil sie von uns wegwollte.«
    Justin strich ihr das Haar zurück. »Sie ist fort, weil sie eine selbstsüchtige und miserable Mutter war.«
    »Wir hätten noch eine Schwester oder einen Bruder haben können«, sagte ich. »Ich spürte irgendwie immer, dass es noch jemanden geben sollte, vor allem, als alles schlimmer wurde, jemand anderen, an den wir uns hätten wenden, der uns hätte herausreißen können.« Ich steckte den Brief in den Karton zurück.
    Eves Gesicht verzerrte sich. Sie stieß den Karton weg. »Ich hatte diese idiotische Fantasie, weißt du. Vor einer Weile, als ich herausfand, dass ich sterben würde, stellte ich mir vor, sie wartete
dort oben, ich würde aus meinem Körper hinausschweben und sie und Daddy treffen. Als hätte sie immer zu uns zurückkommen wollen, es aber einfach nicht gekonnt.«
    Ich starrte blicklos eine Weile auf den Boden, dann legte ich mich aufs Bett neben sie. Und als ich das Gesicht an ihre kratzende Perücke drückte, wurde mir klar, was uns all die Jahre auf eine merkwürdige Weise aneinandergebunden hatte. Es war nicht unsere Kindheit. Nicht die Tatsache, dass wir Zwillinge waren. Sondern der Schmerz über all das, was wir verloren hatten.

April 1994

20
    Es war nach Mitternacht, als ich nach Hause zurückkehrte. Fast eine Stunde lang war ich dieselben Straßen auf und ab gerannt, um das Bild von Eve und Mr. Maclean loszuwerden, aber natürlich verfolgte es mich überallhin.
    Ich ging in unser Zimmer hinauf, legte mich ins Bett und starrte an die Decke. Ich wusste nicht, was ich fühlen sollte. Sollte ich wütend sein? Besorgt? Beschämt? Ich war alles gleichzeitig, aber vor allem - und das war das Schlimmste - war ich eifersüchtig. Irgendein wahnsinniger, irrationaler Teil von mir war eifersüchtig auf Mr. Maclean, denn in diesen Nächten, die er mit ihr verbrachte, war er ihr näher, als ich es jemals gewesen war.
    Spontan kroch ich unter Eves Bett. Dort, im Schatten des Bettüberwurfs, lag ich im Staub, starrte zu den Federn hinauf und stellte mir vor, wie er sie ansah, welche Dinge sie zu ihm sagte, damit er seine Frau vergaß. Du bist so geil, sagte sie. Bei dir werde ich ganz feucht. Ich zog eine Grimasse und kroch unter dem Bett hervor.
    Mein Fuß stieß an etwas Zusammengeknülltes aus Plastik. Ich zog es heran. Es war eine schwere Einkaufstüte, und ich sah hinein. Ganz oben lagen zwei Fotos: eines von Daddy, der Eve huckepack trug, an das andere Bild erinnerte ich mich kaum - Eve und ich am Strand, Hand in Hand, in den gleichen Badeanzügen. Ich betastete das Bild und versuchte, nicht in die Tüte zu sehen, auf die Bündel aus Banknoten. Vielleicht waren es Zehner,
vielleicht Hunderter, vielleicht Tausender - ich wollte es nicht wissen.
    Ich legte das Bild zurück, schob die Tüte wieder unters Bett, kroch in mein eigenes Bett, schloss die Augen und wartete.
    Eve kam um zwei Uhr morgens heim, mit roten Augen und verschlossenem Gesicht. Sie schlüpfte ins Zimmer und sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Du bist noch wach?«
    »Ich konnte nicht schlafen.« Ich legte die Arme über die Brust. Kurz darauf sagte ich in beiläufigem Tonfall: »Und, hattest du einen schönen Abend?«
    »Ja, das hatte ich. Einen ganz tollen sogar.« Sie setzte sich auf meine Bettkante und hob den Fuß. »Gefällt dir mein

Weitere Kostenlose Bücher