Auf ewig und einen Tag - Roman
den Eingangsstufen. Als er mich sah, sprang er auf, umarmte mich und hob mich hoch.
Ich gab einen erstickten Laut von mir, stieß ihn zurück, und er setzte mich wieder ab. »Hey, ich dachte, du würdest quieken vor Freude. Du weißt doch, wie gern ich es höre, wenn du quiekst.« Er trat zurück und sah mir ins Gesicht. »Irgendwas nicht in Ordnung?«
Ich wandte mich ab und öffnete die Tür. »Mir geht’s gut.«
»Du solltest außer dir sein vor Freude. Du bist süße siebzehn und wirst gleich geküsst.« Er strich mir das Haar aus dem Gesicht
und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. »Siebzehn, und kriegst gleich ein Geschenk - schau her!«
Ich nahm das Geschenk, riss die Verpackung ab und öffnete die flache Schachtel. Es lagen zwei Karten für die Fähre, zwei Tickets für die Red Sox und ein Hotel-Prospekt darin. »Wow«, sagte ich.
»Kapierst du’s nicht? Wir fahren nach Boston! Wir müssen eine Weile von hier fort, neu anfangen. Wir fahren im Juni, gleich am Tag nach Schulschluss, treiben uns im Boston Commons Park herum, sehen uns das Hafenviertel an. Ihr Mädels braucht Zeit zusammen, weg von allem hier, weg von Ryan Maclean, Brad Carrera und den Erinnerungen.«
Ich starrte ihn an. »Ist das für mich und Eve?«
»Für uns drei. Eve hab ich die Fahrscheine schon gegeben.«
»Für uns drei«, sagte ich. Ich stellte mir uns drei im Fenway Park vor, Justin in unserer Mitte. Ich stellte mir vor, wie ein verschossener Ball in unsere Richtung flog. Und Eve am Kopf traf.
Justin sah mich mit schräg gelegtem Kopf an. »Habt Eve und du …«
»Nein«, erwiderte ich. »Eve und ich haben gar nichts. Wir reden nicht miteinander.«
»Komm schon, Kerry, ihr müsst damit aufhören. Eve leidet auch, weißt du.«
»Ich leide nicht.«
Justin sah mich mitleidig an, ich biss die Zähne zusammen und wandte mich ab. »Vergiss es. Du hast keine Ahnung, Justin. Eve ist genau dort, wo sie sein will.«
Ich lief an ihm vorbei die Treppe hinauf. Erschrocken sah ich Eve oben im Gang stehen und heruntersehen. Ich ging ins Schlafzimmer,
feuerte meine Schuhe in die Ecke, setzte mich aufs Bett und wartete, was sie tun würde.
Kurz darauf kam sie zur Schlafzimmertür. Ich heuchelte ein übermäßiges Interesse für meine Socken.
»Hey«, sagte sie.
»Hey.« Meine Stimme klang rau und tief, wie die Stimme von jemand anderem. Ich spürte die scharfen Kanten meines Geschenks für Eve durch meine Jeans.
Eve holte eine Bierdose aus ihrer Schublade und setzte sich damit aufs Bett, ohne sie zu öffnen. »Denkst du, wir kriegen einen Umschlag zum Geburtstag? Fünf Dollar diesmal? Vielleicht zehn?«
»Für dich wären zehn Dollar wahrscheinlich ziemlich mies.« Ich lächelte schwach. »Verglichen mit dem Geld unter deinem Bett.«
Eve erstarrte. »Was?«
»Ich hab’s gesehen, Eve, es müssen an die tausend Dollar sein. Du stiehlst Geld von Freunden und die Ehemänner anderer Frauen. Wirklich toll.«
»Ich stehle gar nichts.«
»Oder bezahlt dich Ryan Maclean für Sex? Für einen guten Fick rufen Sie Eve Barnard an, Wochenenden zum halben Preis.« Die Worte kamen irgendwie nicht aus mir. Auf meiner Oberlippe bildeten sich winzige Schweißperlen. Ich konnte ihr nicht ins Gesicht sehen, beobachtete nur, wie sie die Zehen in den Sandalen krümmte.
Als sie schließlich antwortete, klang sie, als würde sie weinen. »Ich kann nicht glauben, dass du so was sagst.«
»Du kannst es nicht glauben?«
»Was für ein Recht hast du, mir Predigten zu halten? Du
denkst, dir ist dieser obermoralische Märchenschreiber sicher und diese ganze perfekte klebrig-süße Beziehung. Du kapierst allerdings nicht, dass das nicht von Dauer sein wird, weil du nämliche keine Ahnung von echter Leidenschaft hast.«
»Und du glaubst, zwischen dir und Mr. Maclean gibt es echte Leidenschaft? Vielleicht eine Leidenschaft, wie sie läufige Straßenköter haben.«
Sie funkelte mich an und schüttelte den Kopf. »Möglicherweise kapierst du’s nicht, aber Ryan braucht mich. Er liebt mich.«
»Bist du wirklich so naiv?«
»Er ist ein wichtiger Mann, Kerry, er würde doch seine Karriere nicht riskieren, wenn’s ihm nur um Sex ginge. Weißt du, was er tut, um mit mir zusammen zu sein? Was er getan hat? Er behauptet, dass er nach Washington muss, zu Sitzungen im Kongress. Dann fährt er zum Flughafen, nimmt den Flieger, fliegt mit dem nächsten wieder zurück, lässt nach der Landung seinen Wagen stehen und geht zu Fuß zu Daddys Boot.«
Ich starrte sie
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