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Auf ewig und einen Tag - Roman

Titel: Auf ewig und einen Tag - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Joy Arnold Angelika Felenda
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den Sorgen würde ich durchgehen lassen. Es war akzeptabler als Wut, Ekel und Angst. Und Eifersucht auf ihn.
    »Eve weiß, wie die Dinge stehen, wir haben oft darüber gesprochen. So unfair das für uns beide auch sein mag, aber in meinem Metier kommt es vor allem auf das Erscheinungsbild an.«
    »Unfair? Ich finde, es sollte vor allem auf das Erscheinungsbild ankommen. Ich finde, Ihre Frau zu betrügen und mit einem Mädchen zu schlafen, das noch in der Highschool ist, sagt eine Menge darüber aus, was für ein Mensch Sie sind.«
    Er ignorierte mich. »Ganz egal, welche Gefühle ich für sie habe, egal, ob ich sie liebe …«
    »Lieben Sie sie?«
    Er schwieg einen Moment, dann sah er wieder auf seine Zeitung. »Wirst du mit ihr reden?«, fragte er. »Mit Eve? Wirst du ihr von dieser Unterhaltung erzählen?«
    »Vermutlich nicht. Es gibt keinen Grund, ihr davon zu erzählen.«
    Er nickte kurz, dann veränderte sich etwas in seinem Gesicht, unter seiner Haut spannte sich etwas an. »Weiß sonst noch jemand davon? Hast du es jemandem erzählt?«
    »Justin weiß es«, antwortete ich, »sonst niemand.«
    »Justin. Justin Caine? Der Mechaniker?«
    Dafür hätte ich ihm gern eine runtergehauen. »Der Mechaniker weiß es«, sagte ich knapp.

    »Verdammt«, murmelte er. »Das hätte sie lieber sein lassen sollen.«
    »Wir Kinder prahlen gern vor unseren Freunden mit den Männern, mit denen wir schlafen. Das verbindet.«
    Er zuckte zusammen. Der Kongressabgeordnete Maclean, der gewählte Vertreter Rhode Islands, zuckte bei meinen Worten zusammen, und ich lächelte. Das war also die Macht, die Eve spürte. So fühlte es sich an, erwachsen zu sein. »Hören Sie, ich werde es niemandem sagen, und er genauso wenig. Ihre Karriere ist mir scheißegal, aber ich weiß, was es für Ihre Kinder bedeuten würde.«
    Er nickte. Nicht dankbar, sondern kühl abwägend, wie ein Politiker. »Ich weiß nicht, ob ich sie liebe«, sagte er nach einer Weile so leise, dass ich ihn kaum verstand. »Aber ich würde alles für sie tun, so viel kann ich dir sagen.«
    Ich sah ihn direkt an, in der Hoffnung, er könnte den Ekel in meinem Gesicht lesen, und wünschte mir, dies würde ihn wenigstens dazu bringen, über seine eigenen Worte nachzudenken. Aber dann tauchten Mr. und Mrs. Lynch mit Sheila Jessup auf, und Mr. Maclean begrüßte sie lauthals, klopfte allen auf den Rücken, schüttelte Hände und ließ sich absolut nichts anmerken.
    Ich hörte kurz zu, wie er mit seinen Wählern sprach, ganz der aalglatte, geschmeidige Verschleppungstaktiker, und nach einer Weile wandte ich mich ab. Anscheinend verstand ich bei Menschen nur ihre Verlogenheit.
     
    Mein Magen knurrte, und sobald ich heimkam, durchstöberte ich die Küchenschränke. Im hinteren Teil eines Hängeschranks fand ich eine Tüte von Daddys Mr.-Porky-Chips. Ich riss sie auf
und sah ihn dabei vor mir, wie er die Packung zwischen den Knien hielt und uns von der Frau erzählte, die so große Angst vor dem Paragliding hatte, dass sie ihrem Mann das Toupé vom Kopf riss, als sie vom Boden abhob. Ich saß mit der Tüte auf dem Stuhl, der einmal der seine gewesen war, atmete den salzigen Zwiebelduft ein und stellte mir sein Lachen und die roten Krümel in seinem Bart vor, die dort hingen, bis ihn eine von uns darauf aufmerksam machte und er sie wegwischte. Es war acht Monate her, dass jemand auf dem Stuhl gesessen hatte. Ich strich mit der Hand über die Spinnweben zwischen den Stuhlbeinen und fing dann plötzlich mit Putzen an.
    Wir hatten schon seit einer ganzen Weile nicht mehr geputzt. Abgesehen von gelegentlichem Aufräumen hatten wir eigentlich überhaupt nie geputzt. Also wischte ich jetzt mit einem feuchten Lappen über alle Oberflächen. Ich nahm unsere Kinderzeichnungen von der Wand und betastete jede einzelne: Eve und Kerry, drei Jahre, vier Jahre, fünf Jahre. EIN BÖSER MANN, hatte ein Erwachsener unter eine Zeichnung geschrieben. HÜBSCHE BLUMEN, EINE GROSSE MASCHINE. Bei jedem Bild, das ich abnahm, kamen auf der Tapete dahinter helle Vierecke zum Vorschein, wie leere Augen, die mich beobachteten, egal, wie sehr ich mich bemühte, sie zu ignorieren.
    Ich legte die Zeichnungen in den Gang und ging in den Hobbyraum, wo ich ein paar der kitschigen Dinge hervorkramte, die Daddy für uns gekauft hatte - entweder, um uns zum Lachen zu bringen, oder weil er einen sehr schlechten Geschmack hatte. Felsbrocken mit großen Glotzaugen, mit bunten Streifen bemalte Muscheln, ein ausgestopfter

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