Auf ewig unvergessen
Lächeln.
»Das ist wirklich schlimm. Du hast die schlechteste Mutter der Welt abbekommen und kannst nichts dagegen machen.« Betsy küsste Kathys Stirn. »Jetzt schlaf schön. Bis morgen.«
»Nacht, Mama.«
Kathy drehte sich auf die Seite und zog Oliver, einen großen Stoffskunk, in die richtige Position an ihre Brust.
»Nacht, Liebling.«
Betsy schloss die Tür von Kathys Zimmer und ging in die Küche, um den Abwasch zu machen. Obwohl sie dies ihren feministischen Freundinnen gegenüber nie zugegeben hätte, liebte sie das Geschirrspülen. Für sie war das die perfekte Entspannung. Der Tag einer Anwältin war voll Stress, und es gab tausend unlösbare Probleme. Geschirr abzuwaschen war dagegen eine überschaubare Aufgabe, die Betsy jederzeit lösen konnte. Der Erfolg der Arbeit war jedes Mal sofort sichtbar. Und sie brauchte ein Erfolgserlebnis, nachdem sie Puck getroffen hatte.
Sie wusste, warum er verärgert war. Rick war an der Universität der absolut Beste gewesen, und DONOVAN, CHASTAIN & MILLS hatten ihn mit einem dicken Gehalt und dem Versprechen, ihn bald zum Teilhaber zu machen, in ihre zweihundert Anwälte umfassende Knochenmühle gelockt. In der Firma hatten sie ihn wie einen Hund behandelt. Die Teilhaberschaft hatten sie ihm wie einen Knochen vor die Nase gehalten, aber so, dass er für Rick unerreichbar blieb. Als es auch letztes Jahr, gerade als sie ihre Karriere begann, nichts geworden war, hatte dies seinem Selbstbewusstsein einen vernichtenden Schlag versetzt. Ihre zehnjährige Ehe hatte diesen Schlag nicht ausgehalten.
Als Rick ihr vor zwei Monaten sagte, dass er sie verlassen würde, war Betsy wie vor den Kopf gestoßen gewesen. Sie wusste um die Probleme zwischen ihnen, aber sie hatte nie daran gedacht, dass er sie verlassen könnte. Warum konnte er ihr den Erfolg nicht gönnen? Hatte er sich im Laufe der Zeit verändert, oder war er immer schon so selbstherrlich gewesen? Betsy fiel es schwer zu glauben, dass Ricks Liebe so zerbrechlich war, dass er ihren Erfolg nicht ertragen konnte, aber sie war auch nicht bereit, ihre Karriere für sein Ego aufzugeben. Warum auch? Sie war Rick ebenbürtig, und er musste das ihrer Ansicht nach akzeptieren. Wenn er dies nicht konnte, dann konnte sie nicht seine Frau bleiben. Wenn er sie aber liebte, dann konnte das nicht so schwer sein. Sie war stolz auf seine Erfolge. Warum konnte er es nicht auch auf ihre sein?
Betsy nahm sich ein Glas Milch und machte das Licht aus. Die Küche versank wie das restliche Haus in anheimelnde Dunkelheit Betsy nahm ihr Glas mit zum Küchentisch und setzte sich. Sie trank einen Schluck und blickte schläfrig aus dem Fenster. Die meisten Häuser in der Nachbarschaft waren dunkel. Die Straßenlaterne warf einen bleichen Schein auf eine Ecke des Vorgartens. Es war ganz still, jetzt, da Rick nicht da und Kathy eingeschlafen war. Kein Geräusch drang von der Straße herein.
Betsy wusste, das, was Rick heute für sie getan hatte, war für Ehemänner, die von ihren Frauen getrennt lebten, nicht üblich. Aber Rick hatte es für Kathy getan, weil er sie liebte - und Kathy liebte Rick. Betsy war sich klar darüber, dass die Trennung für ihre Tochter sehr hart gewesen war. Doch es gab Momente wie jetzt, wo es so still im Haus und Betsy allein war, da fehlte Rick ihr selbst auch. Sie wusste nicht, ob sie ihn immer noch liebte, aber sie erinnerte sich daran, wie schön es manchmal mit ihm gewesen war. Allein schlafen zu gehen war das Schlimmste daran. Sie vermisste es, mit ihm zu schlafen, doch mehr noch fehlten ihr das Schmusen und die Gespräche im Bett. Manchmal glaubte sie auch daran, sie beide könnten noch einmal neu anfangen. Heute Abend, bevor Rick ging, war sie sicher gewesen, dass er ihr etwas hatte sagen wollen. Aber was? Und wenn er sie fragte, ob sie zu ihm zurückkäme, was würde sie antworten? Doch er war derjenige gewesen, der nach zehn Ehejahren alles hinter sich gelassen hatte, sein Kind und ihr gemeinsames Leben. Sie waren eine Familie gewesen, aber Ricks Verhalten hatte ihr gezeigt, dass ihm dies nichts bedeutete.
In der Nacht weinte sie im Bett, bis sie nicht mehr weinen konnte. Dann drehte sie sich auf die Seite und starrte das Hochzeitsbild an. Rick grinste darauf. Er hatte ihr damals gesagt, dass er noch nie so glücklich gewesen sei. Und auch sie war so glücklich gewesen, dass sie es nicht fassen konnte. Wie konnte ein solches Gefühl einfach verschwinden?
Kapitel Vier
1
»Spät geworden?« fragte Wayne
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