Auf ewig unvergessen
Nancy Gordon bestätigt. Sie hat mir alles von der Verschwörung erzählt, die Martin unbelastet ließ und Henry Waters die Schuld zuschob. Nur der Teufel konnte so viel Macht besitzen. Denken Sie darüber nach! Der Gouverneur, der Bürgermeister, Polizeibeamte.
Nur Nancy Gordon widersetzte sich. Sie war aber auch die einzige Frau.«
Samantha Reardon beobachtete Betsy genau. »Ich wette, Sie haben vor, sobald ich weg bin, die Polizei anzurufen. Das sollten Sie bleiben lassen! Sie werden mich vielleicht kriegen. Aber wenn ich gefasst werde, dann gebe ich nie preis, wo Kathy ist. Sie müssen sehr stark sein, wenn die Polizei Ihnen die Nachricht von Ricks Tod und Kathys Entführung bringt. Werden Sie nicht schwach, denn damit verraten sie mich!« Samantha lächelte kalt. »Sie sollten sich nicht auf die Polizei verlassen. Sie sollten nicht hoffen, dass sie etwas aus mir herausbekommt. Ich kann Ihnen versichern, dass die Polizei mir nichts antun kann, was vergleichbar wäre mit dem, was Martin mir angetan hat, und auch daran bin ich nicht zerbrochen. Ja, er dachte, er hätte mich gebrochen. Er dachte, ich hätte mich unterworfen, aber das war nur mein Körper, mein Geist blieb ungebrochen.
Nachts konnte ich die anderen Frauen wimmern hören. Ich habe nie gewimmert. Ich habe meinen Hass in mir vergraben und dort sicher verwahrt. Dann habe ich abgewartet. Als sie mir sagten, dass Waters der Täter war, wusste ich, dass sie lügen. Ich wusste, dass Martin sie dazu gebracht hatte zu lügen. Der Teufel kann das: Leute zerbrechen, sie hin- und herschieben wie Schachfiguren, aber mich hat er nicht gekriegt.«
»Hat Kathy es warm?« fragte Betsy. »Wenn sie an einem feuchten Ort ist, wird sie krank werden.«
»Kathy hat es warm. Ich bin kein Scheusal wie Darius. Ich bin nicht unmenschlich oder gefühllos. Ich brauche Kathy für meine Sicherheit. Ich will ihr nicht weh tun.«
Betsy hasste Samantha Reardon nicht. Sie war offensichtlich krank, und sie hasste Martin Darius. Darius hatte genau gewusst, was er in Hunters Point tat, als er Samantha Stück für Stück ihre Menschlichkeit nahm. Betsy gab ihr die Waffe zurück.
»Nehmen Sie sie. Ich will sie nicht.«
»Danke, Betsy. Es freut mich, dass Sie mir genauso vertrauen wie ich Ihnen.«
»Sie begehen einen Fehler. Kathy ist ein Kind. Sie hat Ihnen nie etwas angetan.“
»Ich weiß. Es ist mir schwergefallen, sie Ihnen wegzunehmen, aber es gab keinen anderen Weg, Sie dazu zu bringen, mir zu helfen. Sie haben so feste Prinzipien. Ich war entsetzt, als Sie mir sagten, Sie würden das Mandat niederlegen. Ich habe auf Sie gezählt, Sie boten mir die Möglichkeit, an ihn heranzukommen. Aber ich bewundere es, dass Sie abgelehnt haben, ihn zu vertreten. Viele Anwälte hätten wegen des Geldes weitergemacht. Ich habe Ihnen bei Ihren Eheproblemen geholfen, damit Sie wissen, wie sehr ich Sie verehre.«
Samantha stand auf. »Ich muss jetzt gehen. Machen Sie sich keine Sorgen. Kathy ist gut aufgehoben. Tun Sie, was ich Ihnen gesagt habe, und sie wird schon bald wieder bei Ihnen sein.«
»Kann Kathy mich anrufen? Sie hat sicher Angst. Es würde ihr helfen, wenn sie meine Stimme hört.«
»Ich bin sicher, dass Sie es ernst meinen, Betsy, aber Sie könnten versuchen, meinen Anruf zurückzuverfolgen. Dieses Risiko kann ich nicht eingehen.«
»Dann geben Sie ihr das hier«, sagte Betsy und reichte Samantha den Stoffskunk. »Damit wird sie sich geborgen fühlen.«
Samantha nahm das Stofftier. Tränen liefen über Betsys Gesicht.
»Sie ist alles, was ich habe. Bitte tun Sie ihr nichts.«
Samantha Reardon schloss wortlos die Tür hinter sich. Betsy rannte in die Küche und beobachtete, wie sie die Auffahrt hinunterlief, aufrecht und mit festen Schritten. In diesem Moment wusste Betsy plötzlich, wie sich die Ehemänner gefühlt hatten, als sie nach Hause kamen und nur einen Zettel fanden, auf dem stand: AUF EWIG UNVERGESSEN.
Betsy ging zurück ins Wohnzimmer. Es war immer noch dunkel, doch über den Kuppen der Hügel zeigte sich schon ein silberner Streifen. Betsy warf sich auf die Couch; die Anstrengung, ihre Gefühle unter Kontrolle zu halten, hatte sie erschöpft. Sie wollte um Rick trauern, doch sie konnte nur an Kathy denken. Bis Kathy nicht in Sicherheit war, würde in ihrem Herzen kein Platz für die Trauer um Rick sein.
Betsy versuchte, nicht an die Frauen auf den Autopsiefotos zu denken, sie versuchte, die Erinnerung an das, was Darius über seine Gefangenen und ihre
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