Auf ewig unvergessen
weh tun. Ich habe Sie gern. Ich bin mir nur nicht sicher, wie Sie reagieren werden, wenn ich Ihnen erklärt habe, warum ich hier bin. Ich will sicher sein, dass Sie keine Dummheiten machen. Sie werden doch nichts Unüberlegtes tun, oder?«
»Nein.«
»Das ist gut. Nun hören Sie mir genau zu. Martin Darius darf nicht freikommen. Am Montag, vor der Kautionsanhörung, werden Sie Richter Norwood bitten, das Geschworenenzimmer für ein privates Gespräch mit Ihrem Klienten benutzen zu dürfen. Es gibt eine Tür, die auf den Flur führt. Wenn ich klopfe, dann öffnen Sie mir.«
»Und dann?«
»Das braucht Sie nicht zu interessieren.«
»Und warum sollte ich das tun?“
Nora griff in die Einkaufstasche und zog Oliver, den Stoffskunk, heraus. Sie reichte Betsy das Stofftier.
»Ich habe Kathy. Sie ist ein liebes Mädchen. Ihr wird nichts geschehen, wenn Sie tun, was ich Ihnen sage.«
»Wie... Wie sind Sie an Kathy gekommen? Rick hat mich nicht angerufen.«
»Rick ist tot.« Betsy starrte Nora an, nicht sicher, ob sie richtig gehört hatte. »Er hat Ihnen weh getan, Betsy. So sind Männer nun mal. Martin ist der Schlimmste. Er brachte uns dazu, uns wie Hunde zu benehmen, zwang uns, miteinander zu schlafen, bestieg uns, als hätten wir kein Leben in uns. Frauen aus Comic Strips, mit denen er seine Phantasien ausleben konnte. Doch andere Männer machen das auch, auf andere Art. Wie Rick. Er hat Sie benutzt und dann weggeworfen.«
»Mein Gott.« Betsy weinte erstarrt, unfähig zu glauben, was Nora Sloane sagte. »Er ist nicht tot.«
»Ich habe das für Sie getan, Betsy.«
»Nein, Nora. Das hat er nicht verdient.«
Noras Gesichtszüge verhärteten sich. »Sie alle verdienen den Tod, Betsy. Alle.«
»Sie sind Samantha Reardon, stimmt das?«
Die Frau nickte.
»Ich verstehe nicht, wie Sie nach all dem, was Sie durchgemacht haben, diese Frauen umbringen konnten?«
»Das war hart, Betsy. Ich habe aber dafür gesorgt, dass sie nicht gelitten haben. Ich habe sie erst verstümmelt, als sie narkotisiert waren. Wenn es einen anderen Weg gegeben hätte, hätte ich ihn gewählt.«
Natürlich, dachte Betsy, wenn Samantha Reardon die Frauen entführt hatte, um Martin Darius hereinzulegen, dann war es einfacher mit ihnen umzugehen, wenn sie ohne Bewusstsein waren. Eine OP-Schwester wusste schließlich alles über Narkose und Pentobarbital.
Samantha Reardon lächelte herzlich, sicherte die Waffe und hielt sie Betsy hin.
»Haben Sie keine Angst! Ich habe gesagt, dass ich Ihnen nichts tun werde. Nehmen Sie sie! Ich will Ihnen beweisen, wie sehr ich Ihnen vertraue.“
Betsy hob die Hand zur Waffe, hielt aber dann inne.
»Machen Sie!« forderte Samantha sie auf. »Tun Sie, was ich Ihnen gesagt habe! Ich weiß, dass Sie mich nicht erschießen. Ich bin der einzige Mensch, der weiß, wo Kathy ist. Wenn ich sterbe, wird keiner sie finden. Sie wird verhungern. Das ist eine brutale und schreckliche Art zu sterben. Ich weiß das, ich bin fast verhungert.«
Betsy nahm die Waffe. Sie fühlte sich kalt und schwer an. Es lag jetzt in ihrer Macht, Samantha Reardon umzubringen, doch sie fühlte sich völlig hilflos.
»Wenn ich mache, was Sie wollen, bringen Sie mir Kathy dann unbeschadet zurück?«
»Kathy ist meine Rückversicherung, genau wie ich die von Peter Lake war. Nancy Gordon hat mir alles von dem Straffreiheitsabkommen mit dem Gouverneur erzählt. Ich habe viel von Martin Darius alias Peter Lake gelernt. Ich kann es nicht erwarten, ihm persönlich dafür zu danken.«
Samantha Reardon saß eine Weile stumm da. Sie bewegte sich nicht Betsy wollte es ihr gleichtun, aber das war unmöglich. Sie rutschte auf der Couch herum, während die Sekunden vergingen. Es schien, als habe Samantha Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren. Als sie dann sprach, schaute sie Betsy mit einem Ausdruck tiefster Überzeugung an. Sie redete mit ihr, wie ein Lehrer einen Schüler ansprechen würde, dem er eine Sache ausführlich erklären wollte, damit er sie auch wirklich verstand.
»Damit Sie meine Haltung verstehen, müssen Sie Darius als das sehen, was er wirklich ist. Er ist ein Teufel. Nicht nur ein schlechter Mensch, sondern ein wahrer Teufel. Normale Maßstäbe gelten für ihn nicht. Wer würde mir glauben? Ich wurde zweimal bestraft. Als ich versucht habe, diese Sache in Hunters Point zu erzählen, glaubte mir niemand. Jetzt weiß ich, warum. Ich habe immer vermutet, dass es Leute gab, die mit Martin gemeinsame Sache gemacht haben. Das hat mir
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