Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf ewig unvergessen

Auf ewig unvergessen

Titel: Auf ewig unvergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip Margolin
Vom Netzwerk:
verwundetes Tier.
    »Warum?« wiederholte Nancy.
    »O nein, o nein«, heulte Waters, den Kopf in den Händen vergraben.
    »Wer soll das denn getan haben? Sie liegt hier, Henry. In Ihrem Keller.«
    Waters starrte Nancy mit weit offenem Mund an.
    »Ich lese Ihnen jetzt Ihre Rechte vor. Sie haben das doch schon einmal gehört, nicht wahr?« fragte Nancy, doch es war klar, dass Waters nicht in der Lage war, über seine verfassungsmäßigen Rechte nachzudenken. Er hatte den Kopf weit zurückgeworfen und gab kaum noch menschlich zu nennende, bellende Geräusche von sich.
    »Bringen Sie ihn auf die Wache!« wies sie den Beamten an, der hinter Waters stand. »Wenn Sie oder irgendein anderer dem Mann auch nur eine Frage stellen, dann werden Sie für den Rest Ihres Lebens die Toiletten in der öffentlichen Bedürfnisanstalt schrubben. Haben Sie mich verstanden? Bringt ihn in ein Zimmer mit zwei Männern zur Bewachung im Raum und einem weiteren vor der Tür. Keiner, auch nicht der Chef, darf mit ihm reden. Ich rufe von hier aus O'Malley an, um ihn zu informieren. Schicken Sie Michaels her. Er soll ein komplettes Spurensicherungsteam anfordern. Ein Posten kommt an die Treppe.
    Niemand kommt ohne die Einwilligung von Glen hier herunter. Ich möchte nicht, dass Spuren am Tatort verwischt werden.«
    Grimsbo und Turner waren näher an die Leiche herangetreten. Dabei hatten sie peinlich darauf geachtet, nicht in die Blutlache zu treten. Grimsbo atmete stoßweise, Turner zwang sich, der Frau ins Gesicht zu sehen. Es war das Gesicht von Patricia Cross, zumindest das, was von ihm übrig war. Der Mörder hatte nicht nur ihren Körper bestialisch zugerichtet.
    Die Aufmerksamkeit des jungen Beamten war ebenfalls auf die Leiche gerichtet, deshalb reagierte er zu langsam, als Waters aufsprang. Nancy hatte sich halb abgewandt und sah die Bewegung nur aus dem Augenwinkel. Als sie sich umdrehte, lag der Polizist schon auf dem Boden, und Waters stürmte, nach seiner Mutter schreiend, die Treppe hinauf.
    Der Beamte, der die Kellertür bewachte, hörte Waters' Schreie. Er trat mit gezogener Waffe in die Türöffnung. Waters stürmte auf ihn zu.
    »Nicht schießen!« schrie Nancy in dem Moment, als der Schuss knallte. Der Polizist stolperte nach hinten gegen die Wand auf der anderen Flurseite. Die Kugel traf Waters mitten ins Herz. Er taumelte die Stufen hinunter und schlug mit dem Kopf auf den Zementboden. Waters spürte nichts mehr davon. Er war bereits tot.
10
    »Es kam in den Spätnachrichten. Ich kann gar nicht glauben, dass ihr ihn gefasst habt«, hörte Nancy Peter Lake sagen. Sie war allein im Büro der Sonderkommission und schrieb Berichte. Nancy drehte ihren Stuhl in Richtung der Stimme. Lake stand in der Tür des Büros. Er trug Jeans mit Bügelfalten und ein braunblaues Polohemd. Sein Haar war perfekt gekämmt. Er sah aufgeregt und glücklich aus. Nichts deutete darauf hin, dass er an seine Frau und seine Tochter dachte; kein Zeichen der Trauer.
    »Wie sind Sie dahintergekommen?« fragte Lake, der sich in einen Stuhl Nancy gegenüber gesetzt hatte.
    »Ein anonymer Hinweis, Peter. Nichts, auf das wir stolz sein könnten.«
    »Das ist doch wunderbar.«
    »Sieht so aus, als ob Sie recht gehabt hätten.«
    Lake zuckte mit den Schultern und unterdrückte ein Lächeln. »Sagen Sie«, fragte Lake scheinheilig, »Sie haben doch niemandem davon erzählt, dass ich ihn beobachtet habe, oder?«
    »Das bleibt unser Geheimnis.«
    »Danke. Ich habe mich wie ein Idiot benommen bei meiner Extratour. Sie haben recht gehabt. Wenn Waters dahintergekommen wäre, hätte er mich vielleicht auch umgebracht.«
    »Sie müssen doch erleichtert sein, jetzt, da Sie wissen, dass der Mörder von Sandy und Melody gefasst ist«, warf Nancy ein und wartete auf seine Reaktion.
    Lake wirkte auf einmal ernüchtert.
    »Es ist, als ob eine riesige Last von mir abgefallen wäre. Vielleicht kommt jetzt alles wieder ins Lot.«
    »Wissen Sie, Peter«, sagte Nancy ganz beiläufig, »es gab eine Zeit, da dachte ich über die Möglichkeit nach, dass Sie der Mörder sind.«
    »Wieso?« fragte Peter überrascht.
    »Sie standen nie ernsthaft unter Verdacht, aber in Ihrer Aussage gab es ein paar Ungereimtheiten.«
    »Zum Beispiel?«
    »Die Zeit, zum Beispiel. Sie haben erst um Viertel nach acht den Notruf gewählt, aber ein Nachbar hat Sie um zwanzig nach sieben nach Hause kommen sehen. Ich kann mir keinen Reim darauf machen, warum Sie so lange gebraucht haben, die Polizei

Weitere Kostenlose Bücher