Auf ewig unvergessen
reinen Wein einzuschenken.
»Detective Lenzer, ich bin ziemlich sicher, dass Nancy Gordon in Gefahr ist. Vielleicht ist sie sogar schon tot.«
»Was?«
»Ich habe sie vor zwei Tagen zum ersten Mal gesehen. Sie hat mir von den Hunters-Point-Morden erzählt. Sie war davon überzeugt, dass der Mann, der die Morde auf dem Gewissen hat, in Portland lebt und für eine Reihe ähnlicher Verbrechen hier verantwortlich ist.
Nancy ist kurz nach Mitternacht mit einem Taxi von meiner Wohnung zum Motel gefahren. Kurz nachdem sie ihr Zimmer bezogen hatte, verließ sie es überstürzt wieder. Auf einem Notizblock des Motels fanden wir die Adresse eines Baugeländes. Wir haben das Gelände untersucht und die Leichen von drei vermissten Frauen und einem unbekannten Mann gefunden. Sie sind zu Tode gefoltert worden. Wir haben keine Ahnung, wo sich Nancy aufhält, aber ich bin davon überzeugt, dass sie recht hatte. Der Mörder von Hunters Point ist jetzt in Portland.«
»Mein Gott. Ich mag Nancy. Sie ist ein bisschen überdreht, aber eine gute Kriminalistin.«
»Der Schlüssel zu diesem Fall kann in den Akten von Hunters Point liegen. Sie hat sie vielleicht doch zu sich nach Hause geschafft. Ich würde vorschlagen, dass Sie dort einmal nachsehen.«
»Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um Ihnen zu helfen.«
»Sie können mich jederzeit anrufen«, meinte Page, gab Lenzer seine Privatnummer und legte auf. Lenzer hatte Nancy als etwas überdreht beschrieben, und Page musste ihm recht geben. Außerdem konnte sie offenbar sehr verbissen sein. Zehn Jahre war sie jetzt schon auf dieser Spur, und immer noch brannte in ihr das Feuer. Page war früher genauso gewesen, doch die Jahre hatten ihren Tribut gefordert. Nach Tinas Seitensprung und der Scheidung fühlte er sich emotional ausgelaugt, aber er hatte auch schon Ermüdungserscheinungen gezeigt, bevor ihre Untreue ihm den Rest gegeben hatte. Um das Amt des Bezirksstaatsanwalts zu kämpfen war eine Herausforderung gewesen; jeder Tag brachte Aufregungen und etwas Neues. Dann wachte er eines Morgens auf, hatte die Verantwortung der Position und die Furcht, den Anforderungen nicht gerecht werden zu können. Er hatte diese Furcht durch harte Arbeit in den Griff bekommen, genauso wie das Amt, dass er übernommen hatte, doch die Herausforderung war dahin. Die Tage begannen sich zu gleichen, und er fragte sich, wo er wohl in weiteren zehn Jahren sein mochte.
Das Telefon klingelte, und Page drückte den Sprechknopf.
»Auf Leitung drei ist ein Mann, der Informationen über eine der Frauen hat, die auf dem Baugelände getötet wurden«, meldete sich seine Sekretärin. »Ich denke, Sie sollten sich anhören, was er zu sagen hat.«
»In Ordnung. Wie ist sein Name?«
»Ramon Gutierrez. Er ist Angestellter im Hacienda Motel in Vancouver, Washington.«
Page drückte den Knopf für Leitung drei und sprach fünf Minuten mit Ramon Gutierrez. Als er aufgelegt hatte, rief er Ross Barrow an und stürmte dann aus seinem Büro den Flur hinunter in das von Randy Highsmith. Eine Viertelstunde später sammelte Barrow Page und Highsmith ein. Sie starteten in Richtung Vancouver.
2
»Darf ich fernsehen?« bettelte Kathy.
»Magst du keine Pizza mehr?«
»Ich bin satt.«
Betsy fühlte sich schuldig wegen des einfallslosen Essens, aber sie hatte einen aufreibenden Tag bei Gericht hinter sich und keine Energie mehr gehabt, etwas zu kochen.
»Kommt Papi heute Abend nach Hause?« fragte Kathy und schaute Betsy erwartungsvoll an.
»Nein«, gab Betsy zurück und hoffte, dass Kathy sie nicht weiter über Rick ausfragen würde. Sie hatte schon ein paar Mal versucht, ihrer Tochter die Trennung zu erklären, aber Kathy konnte die Tatsache, dass Rick wahrscheinlich nie mehr mit ihnen zusammenleben würde, einfach nicht akzeptieren.
Kathy machte ein betrübtes Gesicht. »Warum ist Papi nicht bei uns?«
Betsy nahm ihre Tochter auf den Arm und trug sie auf die Couch im Wohnzimmer.
»Wer ist deine beste Freundin?«
»Melanie.«
»Erinnerst du dich an den Streit, den ihr vorige Woche hattet?«
»Ja.«
»Nun, dein Papi und ich hatten auch einen Streit. Einen sehr ernsten. Genau wie du und deine beste Freundin.«
Kathy blickte verwirrt drein. Betsy hatte sie auf ihren Schoß genommen und drückte ihr einen Kuss auf den Scheitel.
»Melanie und ich haben uns wieder vertragen. Vertragt ihr euch auch wieder, du und Papi?«
»Vielleicht. Ich weiß es nicht. In der Zwischenzeit wohnt Papi woanders.«
»Ist
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