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Auf Forsters Canapé: Liebe in Zeiten der Revolution (German Edition)

Auf Forsters Canapé: Liebe in Zeiten der Revolution (German Edition)

Titel: Auf Forsters Canapé: Liebe in Zeiten der Revolution (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Naumann
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Sophia demonstrativ mit typisch weiblichen Attributen und Beschäftigungen gemalt habe, sei als vindication seiner Ehefrau gegen Marys Kritik zu verstehen. Abgesehen davon habe der Künstler ihren Ansichten zugestimmt. Seine Zeichnung einer Frau auf dem Sofa zum Beispiel könnte leicht die »›schwache Modedame‹ aus Mrs. Wollstonecrafts Bekanntschaft sein, die einen gewählten Geschmack und einen winzigen Appetit für den Gipfel menschlicher Vollkommenheit hielt«.
    Neck or Nothing
    »Seit einiger Zeit haben Mr. und Mrs. Füssli, Mr. Johnson und ich über einen Sommerausflug nach Paris gesprochen; das ist nun beschlossen, und wir planen, in etwa sechs Wochen zu reisen«, schreibt Mary am 20. Juni 1792 an ihre Schwester Everina. Sommerausflug?
    Im besten Fall war es unklug, zu einer Zeit nach Frankreich zu fahren, da in ihrer Heimat Revolutionsfreunde zunehmend Verfolgungen ausgesetzt waren und Strohpuppen von Thomas Paine verbrannt wurden. In jedem Fall war es gefährlich. Paris war ein Pulverfaß, und wer immer es sich leisten konnte, verließ dieStadt. Doch selbst die zweite Revolution des Sturms auf die Tuilerien konnte sie nicht von ihrem Plan abbringen.
    Vermutlich um den 8. September machten sich Mary, die Füsslis und Johnson tatsächlich auf den Weg, kehrten aber in Dover um. Unterwegs hatten sie die Schreckensmeldungen von den Gefängnis-Massakern in Paris erreicht. Am 10. September füllte die Londoner Times eine ganze Nummer mit Augenzeugenberichten über die Greueltaten der neuen Barbaren. Nichts hat die Revolution so in Mißkredit gebracht wie die bestialische Ermordung der zarten, hübschen Fürstin von Lamballe, der engsten Vertrauten der Königin.
    »Als der Mob zum Gefängnis La Force vordrang, wo die meisten Angehörigen des Hofstaats eingesperrt waren, fiel die Prinzessin von LAMBALLE auf ihre Knie, um einen Aufschub ihres Schicksals um 24 Stunden zu erflehen. Das wurde ihr zunächst gewährt, bis ein zweiter Mob, der blutdürstiger war als der erste, gewaltsam in ihre Räume eindrang und sie enthauptete. Die Umstände, die ihren Tod begleiteten, waren derart, daß sie die Menschheit schaudern lassen, und sie zu beschreiben verbietet uns der Anstand: Vor ihrem Tod fügte der Mob ihr jede Beleidigung zu. Ihre Schenkel wurden zerschnitten, ihre Eingeweide und ihr Herz aus dem Leibe gerissen, und zwei Tage lang wurde ihr zerfleischter Körper durch die Straßen gezogen. Sind das die ›Rechte des Menschen‹? Ist das die FREIHEIT der menschlichen Natur? Die wildesten vierbeinigen Tyrannen, die die unerforschte Wüste Afrikas durchstreifen, stehen in puncto Zärtlichkeit weit über diesen zweibeinigen Pariser Tieren.«
    Füssli hat genug von der Revolution. Für ihn ist die Reise nach Paris gestorben. Mary hält daran fest. Einige ihrer politischen Freunde, denen der Boden in England zu heiß geworden ist, leben inzwischen dort, und eine Unterkunft – bei der in Paris verheirateten Tochter einer Bekannten – hat sie auch schon gefunden.
    »Ich habe nicht länger vor, mit einer vernünftigen Begierde zu kämpfen, und ich verspreche Ihnen, ich werde diesmal nicht inDover haltmachen, denn da ich allein fahre, heißt es neck or nothing – alles oder nichts«, schreibt sie am 12. November an William Roscoe. Er solle sich nicht der oberflächlichen Herde derer anschließen, »die unveränderliche Prinzipien deswegen für abscheuenswert hält, weil einige der Werkzeuge der Revolution zu scharf waren. Kinder jeden Alters richten Schaden an, wenn sie mit scharfen Werkzeugen herumspielen. Es ist beklagenswert, daß die Wogen der öffentlichen Meinung bisher nur durch starken Wind, nämlich die Böen der Leidenschaften, vorwärts getrieben werden können; aber wenn Nationen durch ihre Regierungen erzogen werden, macht es keinen Sinn, viel Vernunft zu erwarten, bevor das System der Erziehung besser wird.
    Unserm Freund Johnson geht es gut – man sagt mir, daß die Welt (um ein großes Wort zu benutzen) mich mit ihm verheiratet hat, während wir fort waren, aber Sie werden erraten haben, daß ich immer noch eine Jungfer im Wartestand ( spinster in the wings ) bin. Eventuell könnte ich in Paris vorübergehend einen Ehemann nehmen und mich wieder scheiden lassen, wenn mein abtrünniges Herz Sehnsucht danach haben sollte, behaglich mit seinen alten Freunden im Nest zu sitzen.«
    Später sagte Mary einer Freundin, sie sei nach Frankreich gegangen, um im allgemeinen Glück ihr privates Unglück vergessen zu

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