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Auf Forsters Canapé: Liebe in Zeiten der Revolution (German Edition)

Auf Forsters Canapé: Liebe in Zeiten der Revolution (German Edition)

Titel: Auf Forsters Canapé: Liebe in Zeiten der Revolution (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Naumann
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bereit und beauftragte einen seiner Lehrer, Georg Friedrich Christian Weißenborn, mit der Übersetzung, wahrscheinlich ohne sich das Werk genauer angesehen zu haben. Als er es tat, bekam er einen gehörigen Schreck. Daran konnte man sich die Finger verbrennen. Immerhin hielt er an der Veröffentlichung fest, fügte aber ein Vorwort und Anmerkungen hinzu, in denen er sich von Marys politischen Forderungen distanzierte und der Monarchie in Staat und Familie das Wort redete.
    Der Rezensent, der »Maria Wollstonecrafts« Rettung der Rechte des Weibes 1793 in der Jenaer Allgemeinen Literatur-Zeitung besprach, hat sich dadurch nicht beirren lassen.
    »Unserm alles verbesserndem, und alles umstürzenden Zeitalter war es vorbehalten, auch noch eine Totalrevolution in der Verfassung des weiblichen Geschlechts, nicht etwa von einem launigen Satirenschreiber, sondern von einem ernsthaften, und noch dazu weiblichen Dogmatisten als eine zum Wohl der Menschheit unentbehrliche Maßregel predigen zu hören, die Prinzipien der Gleichheit sogar zur Ausrottung der Geschlechtsunterschiede angewandt, die Freiheit sogar mit dem ehelichen Bande in Widerspruch gesetzt und das Gefühl , diesen uralten Regenten der weiblichen Welt, durch die allgemeine Vernunft vom Throne gestoßen zu sehen.«
    Tatsächlich war die Vindication ein explosives Werk, das an dem Fundament der religiös oder philosophisch sanktionierten gesellschaftlichen Ordnung rüttelte, nämlich der Übereinkunft, daß die Ungleichheit der Geschlechter von Gott gesetzt (von der Natur gewollt) sei. Das Gegenteil ist der Fall, sagt Mary. Es wäre ein Sakrileg, sich einen Gott vorzustellen, der die Hälfte der von ihm geschaffenen Geschöpfe zwar mit Vernunft begabt, ihnen aber dann verboten hat, sich durch die Nutzung ihrer Fähigkeiten zu höherer Vollkommenheit zu bilden. Die sprichwörtlichen weiblichen Schwächen, überhaupt alle Fehler und Gebrechen, die man den Frauen zuschreibe, seien nicht der Grund, sondern die Folge der Unmündigkeit, in der man sie von jeher gehalten habe.
    »Die Männer beklagen sich – und das mit Recht – über die Torheiten und Launen unseres Geschlechts, wenn sie nicht gar unsrer unbändigen Leidenschaften und unsrer entehrenden Laster mit Bitterkeit spotten. Da seht – würde meine Antwort sein, die natürliche Folge der Unwissenheit! Man sagt ja den Mädchen von Kindheit auf – und das Beispiel ihrer Mütter prägt ihnen diese Lehre noch tiefer ein – daß ein Fünkchen Kenntnis menschlicher Schwäche, was mit seinem rechten Namen Schlauheit heißt, eine gewisse Sanftmütigkeit und Geschmeidigkeit,die so oft für Gehorsam gilt, und die ängstliche Beobachtung einer kindlichen Art von Anstand schon hinreichend für sie sei, um sich des Schutzes der Männer zu versichern. Sind sie gar noch schön dazu; nun, dann können sie vollends alles andre, wenigstens auf die nächsten zwanzig Jahre ihres Lebens, ganz entbehren.
    Dies ist das Bild, das uns schon Milton von unsrer ersten schwachen Mutter Eva entworfen hat. Indessen muß ich frei bekennen, daß ich da, wo er uns sagt, die Weiber wären für Sanftheit und süße, gefällige Anmut geschaffen, durchaus nicht im Stande bin, den Sinn seiner Worte aufzufassen, wenn ich nicht annehme, daß er damit, auf gut Mahometanisch, uns die Seele habe absprechen und zu verstehen geben wollen, wir wären zu weiter nichts bestimmt, als durch süße, gefällige Anmut und lenksame, blinde Unterwürfigkeit jedesmal die Sinne des Mannes zu befriedigen, sobald sein Geist, des höhern Schwungs der Denkkraft müde, den Flügel sinken läßt und ruhen will.
    Von Kindern gebe ich gern zu, daß sie in ihrer Unschuld bleiben müssen. Sobald man aber diesen Ausdruck von Männern oder Weibern braucht, so ist er nur ein höflicheres Wort, das die Sprache der feinen Welt für Schwäche setzt. Gibt man einmal zu, daß auch die Weiber von der Vorsehung bestimmt wurden, zu menschlicher Tugend sich zu erheben, und durch Ausbildung ihres Verstandes jene Festigkeit des Charakters zu erringen, die die unerschütterlichste Grundlage unsrer Hoffnungen für die Zukunft ist; so muß man ihnen auch verstatten, nach der eigentlichen Quelle des Lichts zu schauen, und man darf sie nicht zwingen, ihren Lauf nach dem Schimmer eines bloßen Trabanten zu richten. Milton freilich, ich gestehe es, mochte hierüber ganz anders denken: es ist nur das unwiderstehliche Recht der Schönheit, vor dem Er sich beugt. Gleichwohl würde es schwer

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