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Auf Forsters Canapé: Liebe in Zeiten der Revolution (German Edition)

Auf Forsters Canapé: Liebe in Zeiten der Revolution (German Edition)

Titel: Auf Forsters Canapé: Liebe in Zeiten der Revolution (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Naumann
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können – I went to France to lose in public happiness the sense of private misery.
    Hinter ihr lag ein schlimmes Jahr. Die Blaupause dazu finden wir in Mary. A Fiction. Ihre Beziehung zu Füssli war zur Qual geworden, raubte ihr den Schlaf und die Gesundheit und entzweite sie mit sich selbst. Sie, die gerade erst öffentlich gegen die Ehe polemisiert und die Geistesfreuden der Freundschaft gepriesen hatte, konnte sich damit nicht zufriedengeben. »Die Unterhaltung mit Füssli gewährte ihr zwar auch weiterhin großen Genuß und sie hatte diesen Genuß oft, aber ihre lebhafte Phantasie zauberte ihr unablässig Bilder eines vollkommeneren Glückes vor, das ihr wäre beschieden gewesen, wenn das Schicksal ein innigeres Band zwischen ihr und Füssli gestattet hätte. Siefühlte sich für das Eheglück und all die süße Zärtlichkeit geschaffen, die feinfühlige Menschen immer als das teuerste Band betrachtet haben, das innerhalb der menschlichen Gesellschaft bestehen kann. Geselliges Zusammensein und allgemeine Gespräche konnten sie darum nicht dauernd befriedigen. Sie fühlte sich vereinsamt wie so viele Mädchen und grämte sich bei dem Gedanken, daß ihre besten Jahre in dieser traurigen Einsamkeit dahingehen sollten. Solche Betrachtungen machten ihr die freundschaftlichen Beziehungen zu Füssli, die ihr erst so wertvoll waren, zu einer Quelle unablässiger Schmerzen. Darum beschloß sie, die Kette zu zerbrechen, welche diese Beziehung ihrem Geist auferlegt hatte, und ein anderes Klima und eine neue Umgebung aufzusuchen.«
    So erzählt es Godwin. Ein Befreiungsschlag? John Knowles berichtet von einer schimpflichen Flucht.
    »Zuletzt scheint Mrs. Wollstonecrafts Zustand desperat geworden zu sein, denn sie hatte die Kühnheit, zu Mrs. Füssli zu gehen und ihr zu sagen, daß sie in ihre Familie aufgenommen werden wolle; und fügte hinzu, ›da ich über Verstellung erhaben bin, gehört es sich zu sagen, daß dieser Vorschlag aus der ehrlichen Zuneigung erwächst, die ich für Ihren Gatten hege, denn ich kann nicht leben ohne die Zufriedenheit, ihn täglich zu sehen und mit ihm zu sprechen.‹ Dieses offene Bekenntnis öffnete mit einem Schlag die Augen von Mrs. Füssli, die, alarmiert durch diese Erklärung, ihr Ansinnen nicht nur zurückwies, sondern ihr auch sofort das Haus verbot.
    Nun gab es für Mrs. Wollstonecraft keine Rettung mehr als die Flucht vor dem Gegenstand ihrer Begierde; ihr Entschluß war sofort getroffen; sie schrieb einen Brief an Füssli, in dem sie seine Vergebung dafür erbat, ›daß sie sein ruhiges Leben gestört habe‹, und verließ am 8. Dezember 1792 London mit dem Ziel Frankreich.«
    Wenn Mary Sophia tatsächlich mit dem Vorschlag einer ménage à trois gekommen sein sollte, dann sicher nicht ohne Füsslis Wissen und Willen.
    Ein undatierter Brief Marys an Joseph Johnson legt die Vermutung nahe, daß der Maler sie mit seinen Wünschen, seiner Leidenschaft bedrängte. War sie schon entschlossen, London zu verlassen, als sie ihn schrieb? Weshalb klagt sie sich darin der Unbeständigkeit an?
    »Ich bin nur mehr ein Tier, und instinktive Gefühle bringen nur zu oft die Ratschläge der Vernunft zum Schweigen. Ich bin sehr, sehr krank gewesen. Der Himmel weiß, daß das mehr als bloße Einbildung war – nach einigen schlaflosen, angreifenden Nächten phantasierte ich – Am letzten Donnerstag bildete ich mir ein – versetzte mich seine Narrheit in Verzweiflung und ich, unfähig ihm zu helfen, litt Todesqualen. Meine Nerven waren in einem äußerst schmerzhaften Zustand der Erregung – ich litt mehr, als ich ausdrücken kann. Ich bin eine seltsame Mischung von Schwäche und Entschlossenheit! Doch wenn ich leiden muß, dann will ich mich bemühen, schweigend zu leiden. Es gibt sicher einen großen Defekt in meiner Psyche – mein unbeständiges Herz schafft sich sein Unglück selbst – Warum ich so geschaffen bin, kann ich nicht sagen, und bis ich imstande bin, mir von meiner Existenz insgesamt eine Vorstellung zu bilden, muß ich zufrieden sein, zu weinen und zu tanzen wie ein Kind – nach einem Spielzeug zu verlangen, und dessen müde zu sein, sobald ich es bekommen kann.
    Wir müssen alle eine Narrenkappe tragen, aber leider, meine hat ihre Glocken verloren und ist so schwer geworden, daß ich es unerträglich finde.«
    Blutige Hände
    Mitten im Winter bricht Mary zu ihrer Reise auf. Das Geld dafür haben ihr Johnson und ihre Schwestern geliehen. Sie hat vor, sechs bis acht

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