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Auf Forsters Canapé: Liebe in Zeiten der Revolution (German Edition)

Auf Forsters Canapé: Liebe in Zeiten der Revolution (German Edition)

Titel: Auf Forsters Canapé: Liebe in Zeiten der Revolution (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Naumann
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mich verliebt in ein kaltes Klima und das nördliche Mondlicht gemacht«, schrieb der Dichter Robert Southey. Ihr Freund Archibald Hamilton Rowan sorgte für die Veröffentlichung in Amerika, und es gab Übersetzungen ins Holländische, Schwedische, Portugiesische und, gleich zweimal, ins Deutsche. Die erste deutsche Übersetzung – die erste des Werkes überhaupt – erschien 1796 in »Hamburg und Altona« [ 54 ]  – ohne Marys Kritik an den vom Ungeist der Spekulation verdorbenen Hamburger Bürgern.
    »Diese Briefe scheinen durch die vor 4 Jahren erschienenedeutsche Übersetzung derselben bei weitem nicht nach Verdienst bekannt geworden zu sein, woran vermutlich der geringe Wert dieser Übersetzung, in welcher nur zu oft die ganz eigentümliche Schönheit der originellen Verfasserin entstellt, und die feinsten Züge ihres lebendigen Pinsels verwischt sind, schuld ist«, schrieb der zweite Übersetzer. Deswegen habe er sich entschlossen, eine neue und mehr con amore ausgearbeitete Nachbildung zu liefern, und rechne dabei auf den Dank des bessern Teils des Publikums, »der hier nicht so sehr eine Reisebeschreibung, als ein Tagebuch, als freundschaftliche Herzensergießungen, als Beiträge zu der Lebensgeschichte einer schönen Seele gelesen haben wird«. Sie erschien unter dem Titel Natur- und Sittengemälde aus Schweden, Norwegen und Dänemark, in Briefen von Ms. Marie Wollstonecraft an Hn. Imlay . Der Verfasser hat Godwins Denkschrift auf Maria Wollstonecraft [ 55 ] also gekannt, die den Namen ihres Geliebten nennt.
    Am 8. Januar 1796, gut vier Jahre nach dem ersten verunglückten Treffen bei Johnson, begegneten sich »der Philosoph und die Feministin« bei der Schriftstellerin Mary Hays wieder. Die Gastgeberin, die beide verehrte, wußte, daß Godwin nicht gut auf Mary zu sprechen war, und hielt es für nötig, ihn vorbeugend von ihrer Anwesenheit zu unterrichten. »Ich will mir das Vergnügen machen, Sie am Freitag zu besuchen und freue mich auf die Begegnung mit Mrs. Wollstonecraft, über die ich meines Wissens nie ein böses Wort gesagt habe, während es ihr oft gefallen hat, mich herabzusetzen«, antwortete er in stillem Triumph. Was das Urteil der Welt angeht, war es nämlich umgekehrt.
    Godwin sprach von Mrs. Wollstonecraft, nicht von Mrs. Imlay, wie Mary sich zu dieser Zeit noch nannte. Es hatte sich herumgesprochen, daß sie nicht rechtskräftig mit Imlay verheiratet war. Mary Hays war dabei, als sich einige »liebenswürdige, vernünftige und angesehene Damen« darüber verständigten, daß man mit ihr nicht mehr gesellschaftlich verkehren könne.
    Eine prekäre Lage! Manche Männer sahen in Mary Freiwild. Überliefert ist der Brief eines reichen »Verehrers« aus Johnsons Bekanntschaft – über seine Identität gibt es nur Spekulationen –, der sich Anfang Januar 1796 durch einen Heiratsantrag ihre körperliche Liebe erkaufen wollte. Er wußte, daß sie in finanziellen Nöten und immer noch – wieder – auf die Unterstützung ihres Verleger-Freundes angewiesen war. Unverblümt schwärmt er von einer Frau, »die bei Tag ein Kind der Vernunft« ist, »bei Nacht aber das ausgelassene, leidenschaftliche Kind der Liebe«. Eine, in deren Armen er alle Freuden der Liebe genießen wollte, »diese warmen balsamischen Küsse, und dieses sanfte und doch begierige und ekstatische Bestürmen und Sichhingeben, das nur Menschen kennen, die ganz Seele atmen. Ja, Du bist dieses Wesen«.
    Godwin war eine geistige und moralische Autorität. Sein Buch An Enquiry Concerning Political Justice von 1793, das scharf mit den gesellschaftlichen Institutionen ins Gericht geht, gewaltsamen Veränderungen aber eine Absage erteilt, machte ihn zur »Kultfigur« der linken Intelligenz (und zum Begründer des politischen Anarchismus). Es heißt, es sei nur deshalb nicht verboten worden, weil die Regierung glaubte, einem teuren philosophischen Werk werde keine große Verbreitung beschieden sein, was sich als Irrtum erwies.
    1794 läßt er einen Roman folgen, in dem er seine Kritik an dem englischen Un-Rechtssystem in einen Psychokrimi eingewoben hat. Caleb Williams wurde ein immer wiederaufgelegter internationaler Bestseller und auch in einer Bühnenfassung erfolgreich. Meta Liebeskind (und geschiedene Forkel) hat ihn 1795 ins Deutsche übersetzt.
    Auch praktisch trat Godwin für die Gerechtigkeit ein, die er predigte. Zwölf Männer, die sich für politische Reformen stark gemacht hatten, waren des Hochverrats beschuldigt

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