Auf Forsters Canapé: Liebe in Zeiten der Revolution (German Edition)
verloren hatten, in rasender Verzweiflung wiederholten und in ihnen den ersehnten Passierschein zum Grab fanden.«
English Press
» M . W . hat eine schöne Sammlung von Sonetten geschrieben, die in einem ihrer Werke erscheinen werden, das nun im Druck ist«, schrieb John Hurford Stone am 16. Februar 1794 an seinen Bruder. Er liebte die Dichterin, weil er die Dichtung liebte und Bücher überhaupt. Keine seiner geschäftlichen Unternehmungen hat ihm soviel bedeutet wie die Verlagsdruckerei, die er im Februar 1793 für Publikationen in englischer Sprache gründete. Die Imprimerie Anglaise oder English Press war im repräsentativen Hôtel de la Trémoïlle in der Rue de Vaugirard untergebracht, einem der vielen konfiszierten Emigrantenhäuser, die in Paris günstig zu haben waren. Helen ist möglicherweise von Anfang an finanziell daran beteiligt gewesen, auch wenn sie erst Jahre später als Miteigentümerin und dann als Besitzerin registriert ist.
Stone setzte die größten Hoffnungen in diese Gründung – »Da dieser Ort [Paris] das Zentrum der Literatur und außerdem von allem anderen sein wird, ist es unmöglich zu sagen, was nicht erreicht werden kann«, schrieb er. Er wollte eine Zeitschrift verlegen – »Miss H . M . Williams wird die Herausgeberin sein. Da es ein nationales Unternehmen ist, kannst Du sicher sein, daß es grandios werden wird« –, seine Bücher sollten in großen Auflagen erscheinen und international vertrieben werden. Einen Agenten für die deutschen Länder, die Schweiz und Italien hatte er schon an der Hand.
Die ersten Bücher, die die English Press verlegte, stammten von dem amerikanischen Schriftsteller, Geschäftsmann und Diplomaten Joel Barlow. Ein Biograph hat sein abenteuerliches Leben unter dem passenden Titel A Yankee's Odyssey erzählt.
Der aus Connecticut stammende Barlow studierte Jura, hatte aber auch literarische Ambitionen. Für sein episches Gedicht The Vision of Columbus (1787) pries ihn ein Bewunderer als Poet Laureate of All America. 1788 ging er als Agent der Scioto Land Company nach Paris, um Auswanderer für eine Siedlung am Ohioanzuwerben. Doch die Land Company , die tatsächlich nur eine Kaufoption auf das Land besessen hatte, ging bankrott, das Land fiel an den Besitzer zurück, und die Bewohner von Gallipolis, wie der Ort heute noch heißt, sahen sich betrogen und im Elend.
Ob Barlow von den Machenschaften seiner Firma wußte, ist unklar, aber natürlich gab man ihm die Schuld an dem Desaster und wollte ihn dafür haftbar machen. 1790 floh er deshalb mit seiner Frau Ruth nach London, wo er in den Kreisen der revolutionists verkehrte, Freundschaft mit Thomas Paine schloß und revolutionäre Streitschriften verfaßte. Der erste Teil seines Advise to the Privileged Orders , der 1792 bei dem Verlagsbuchhändler Joseph Johnson erschien, wurde in England verboten. Barlow entzog sich der Verhaftung durch Flucht nach Paris, wo inzwischen schon viele seiner Londoner Bekannten eingetroffen waren. Den noch ungedruckten letzten Teil des Manuskripts, »den ich jetzt unverändert der English Press in Paris offeriere«, schickte Johnson ihm nach. Davor hatte Barlow Stone schon The Vision of Columbus und sein satirisches Gedicht The Conspiracy of Kings zum Druck überlassen.
Am 18. Ventôse (8. März) wurde Stone von einem Engländer namens Arthur denunziert: Er sei verdächtig wegen seiner Verbindungen zu den Girondisten und verdächtig, als Agent der englischen Regierung gegen die Revolution zu arbeiten. »Um seine Machenschaften zu verbergen, hat er eine Buchdruckerei etabliert und sich dadurch gerettet. Überdies hat er seine Frau als Frau eines Druckerei-Arbeiters ausgegeben, obwohl er diesen Beruf niemals in einem anderen Land ausgeübt hat; damit hat er das Wohlfahrtskomitee betrogen. Es ist auch bekannt, daß er sich demnächst von seiner Frau scheiden lassen will, ohne Zweifel, um eine andere Frau zu nehmen, um seine antirevolutionären Intrigen besser verstecken zu können.« Auf Grund dieser Anzeige wurden Stone und Rachel am 24. April verhaftet, zwei Tage später aber wieder freigelassen.
Mitte April schrieb Helen einen bekümmerten Brief an Ruth Barlow, die Paris inzwischen verlassen und sich in Le Havre nachHamburg eingeschifft hatte, um von dort aus die Rückreise nach Amerika anzutreten. Dieses eine Mal sehen wir Helen ungeschützt.
» My dear Madam ,
Letzten Montag habe ich Ihnen nach Le Havre geschrieben, in der Hoffnung, Sie dort
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