Auf Forsters Canapé: Liebe in Zeiten der Revolution (German Edition)
gewesen war, selbst verhaftet zu werden.« Vor dem Haus der Williams war ein Grenadier zur Überwachung postiert worden. Ihre Post wurde kontrolliert.
Um die gleiche Zeit versuchte John Hurford Stone seine Frau Rachel freizubekommen. Auch seine Bemühungen waren schließlich erfolgreich: »Ich bewirkte Mrs. S.' Freiheit durch einen Brief an den Konvent, der mir zwei Stunden später sein Dekret durch einen Offizier zukommen ließ. Ich hätte diesen Schritt frühertun sollen, wenn ich nicht durch zu viele Freundschaftsbekundungen getäuscht worden wäre. Ich habe einigen anderen den gleichen Dienst erwiesen. Ein Mann, der in einem Land drei verschiedene Manufakturen gegründet hat, hat Anspruch auf gewisse Gegenleistungen, Gott sei Dank, daß ich davon mehr bekomme, als ich verdiene.«
Er war eben ein ziemlicher Angeber.
John Hurford Stone an seinen Bruder William am 6. Nivôse (26. Dezember) – und einen eventuell mitlesenden Zensor:
»Cecy. Williams steht kurz vor der Hochzeit mit einem jungen Bürger aus der Normandie, dem Neffen des Edelmanns, dessen Geschichte ihre Schwester im ersten Band erzählt hat; und da er mit der Baumwoll-Manufaktur vertraut ist und wir hier englische Arbeiter haben, die sonst verhungern würden, haben wir uns zu einer Manufaktur von baumwollenen Hosen, wie man sie in England trägt, zusammengetan, die er leitet. Wir lassen die Sache langsam angehen, weil wir die Arbeiter einweisen müssen, aber wir haben keinen Zweifel, daß sie nicht unbedeutend sein wird, da englische Modeartikel dieser Art hier zu hohen Preisen verkauft werden.
Aber ein anderer Punkt, der möglicherweise in der einen oder anderen Weise eine Änderung in unseren Plänen zur Folge haben wird, sind die aktuellen Ereignisse. Was sagst Du nun zu der Fortdauer des Krieges, wenn Du siehst, welches Schicksal Euch erwartet? Du siehst, daß wir in jeder Weise unbesiegbar sind. Ein Beweis dafür ist die Einnahme von Toulon, bei der Tausende unserer Landsleute umkamen, aber das ist nicht einmal der hundertste Teil des Unheils, das Euch droht. Der Aufstand in der Vendée ist völlig zermalmt, und Truppen sammeln sich an den Küsten. Meiner Meinung nach solltest Du Dein Haus loswerden.
Gestern war unser Weihnachtstag. Da ich die Gicht hatte, konnte ich an einem Essen, das unsere Landsleute, die Williams, gaben, nicht teilnehmen, aber ich hatte ein paar Landsleute bei mir zu Hause, wo wir alle auf Deine Gesundheit anstießen und auf Erfolg für die Sache der Freiheit. Wenn uns nach einer anregenden und angenehmen Gesellschaft verlangt, haben wir die Barlows, Paine, Williams, Wollstonecraft und einige andere, die Du nicht kennst; und nichts amüsiert uns mehr als in Euren Zeitungen die Beschreibungen der Pariser Greuelszenen zu lesen.«
Um sich der Überwachung zu entziehen, waren die Williams-Frauen gleich nach ihrer Entlassung an den Stadtrand von Paris umgezogen. Von dort führte ein nur wenige Minuten entfernter Spazierweg aufs Land, aber sie wagten kaum mehr, das Haus zu verlassen. In den Monaten, die folgten, lebte Helen sozusagen unter dem Fallbeil. Ihre englischen Korrespondenten waren so unvorsichtig gewesen, Passagen aus ihren Briefen der Presse zu übermitteln, und der jüngste Band ihrer Letters from France war in einigen Exemplaren nach Frankreich gelangt.
»Es würde des Stifts eines Meisters bedürfen, um das Bild des Unheils und Schreckens, das Paris in dieser Zeit bot, in all seinen dunklen Farben zu zeichnen. Eine tiefe, stille Düsternis durchdrang die Stadt, wo vormals jedes Herz vor Vergnügen hüpfte und jedes Auge vor Freude strahlte. Die Bürger sahen starr vor Schrecken die Todesprozessionen, die täglich die Straßen füllten, und die Gefühle von Mitleid und Empörung wurden durch das Bewußtsein der Gefahr verdrängt, die jedem drohte. Selbst in der eigenen Wohnung und im Schoße seiner Familie wagte man nur im ängstlichen Flüsterton zu klagen, damit nicht ein Dienstbote die verbotenen Äußerungen der Menschlichkeit mithören und als konterrevolutionär denunzieren konnte. Viele Menschen machten, der Schreckensszenen müde, ihrem Leben ein Ende; und einige, die davor zurückschreckten, aber nach dem Tode verlangten, ergriffen Maßnahmen, um vor das Revolutionstribunal gestellt zu werden, wo die Mörder allzeit bereit waren, wie sie wußten. Das übliche Mittel dazu war der Ruf ›Es lebe der König!‹, Worte, die viele junge Frauen, die ihre Eltern oder ihre Liebsten auf dem Schafott
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