Auf Forsters Canapé: Liebe in Zeiten der Revolution (German Edition)
berichtete. »Es freut mich doch, daß Therese sich so bald gefaßt hat, denn der Abschied soll sehr betrübt gewesen sein«, schrieb dieser zurück. »Ich glaube auch, dieses kleine Feuerschiff wird ein ganz gutes Fischerboot werden, wenn nur Forster häufig an Bord angeht, den Haupt-Leck sorgfältig stopft und die Feuermaterialien über Bord wirft. Nur der Leck, der Leck!« In Halle stellte Forster seine Frau den Eltern und Geschwistern vor. Vorher waren sie zwei Tage in Weimar gewesen, wo Forster die Bekanntschaft Herders gemacht hatte. »Mich dünkt, seine zu frühe Reise nach dem Südpol hat dem Keime seiner Gesundheit und seines Gliederbaues etwas geschadet,daß er sich schwerlich zu einem Mann entwickeln dörfte, der an Seelen- und Leibeskräften werde, was sein Vater gewesen« schrieb dieser. »Übrigens ist er ein gutherziges, gelehrtes Männchen, der sich in den meisten Wissenschaften selbst zu etwas durchschlagen müssen, das ihm denn viel Mühe gemacht hat.«
Wo sie auch waren, Meyer war immer dabei. Forster schrieb ihm überschwengliche Briefe. »Lieben wir uns wie bisher über Alles, und Einen im Andern, lieben wir uns als Brüder und Freunde unserer Therese , lieben wir Therese als das einzige, beste Weib, welches je die Erde verschönerte! Wir Beide, von Ihnen getrennt, lieber Assad , gedenken Ihrer täglich mit Liebe und mit zärtlicher Zurückerinnerung; es ist unser süßestes, edelstes und innigstes Gefühl, ein Gefühl, wobei wir uns mit dem meisten Selbstbeifall fühlen und gleichsam vollkommen eins sind, wie wir es ohne die Übereinstimmung unserer Seelen nie hätten sein können!«
Noch von unterwegs, aus Warschau, versicherte Therese Georgine Heyne, die in die Assad-Geschichte eingeweiht war, daß sie den richtigen Mann geheiratet hatte – und ließ durchblicken, daß sie sich ihm verweigerte.
»Forster ist ein ganz fürtrefflicher Mensch! liebe Mutter, ist der einzige, der ein so verkehrtes Geschöpf konnte glücklich machen. Er schränkt sich ein, er versagt sich – alles mit der edelsten Art, die ihn mehr ehrt als Reichtum. Gegen Weiber macht ihn seine Liebe zu mir würklich blind. Er ist der streitbare Ritter des Interessanten, denn bis zur Unverschämtheit mich für schön auszugeben, hat ihn seine Liebe noch nicht gebracht.« Und dann fügte sie kryptisch an: »Liebe Mutter ich sage Ihnen nichts von meinem ehelichen Glück, es läßt sich auch Kinderglück schwer beschreiben, es besteht in solchen Kleinigkeiten! solchen großen Kleinigkeiten! Er nennt mich die Priesterin der Natur, Assad nennt mich Vestalin indem er von meinen Kindern spricht. Ach Mutter Natur gibt Unschuld, nicht Unerfahrenheit ist ihre Mutter.«
Um Therese Enttäuschungen zu ersparen, hatte Forster ihr dasHaus in Wilna, das er für sie gemietet und eingerichtet hatte, in düsteren Farben geschildert. Um so angenehmer wurde sie überrascht. »Wenn ich mir ein Häuschen aussuchen sollte, sucht ichs nicht anders, nicht reinlicher, nicht bequemer – wohl brillanter, wohl eleganter könnte es sein, soll es werden. Zuerst führte man mich in mein Zimmer – grün tapeziert, sehr hübsche grüne Stühle, ein gutes ganz neues Kanape, jetzt einen allerliebsten Mahagoni Bureau , der mit Forster die Reise um die Welt machte, und einige gute saubere Eichen Tische. Das Schlafzimmer dabei, eben so groß, und hoch – zwei sehr artige Bettstellen mit saubern neuen gefüllten Strohsäcken, Tisch, Stühle; in meinem Wohnzimmer, das ein Eckzimmer ist, 4 große Fenster, zwei im Schlafzimmer.« Das Haus war geräumig, hatte alles, was man brauchte – Küche, Waschkessel, Holzraum, Backofen, Speisekammer –, und es gab genug Platz auch für die Dienstboten. Wie damals oft ältere Häuser, so war es versetzt gebaut, die eine Hälfte höher als die andere, »so daß sich die Etagen auf der Hälfte immer passen«.
Dieses verschachtelte Haus mit seinen schmalen, hohen Treppen, in dem sich Therese in den ersten Tagen noch verirrte, war zwei Jahre lang der Hauptschauplatz ihres Lebens, ihres jungen Eheglücks und ihrer Eheleiden. Das Schlafzimmer mit seinen artigen Bettstellen!
Herr von T. über die ersten Wochen seiner Ehe mit Juliette:
»Wenn ich ihre unbefangene Tätigkeit, ihre Sorgfalt, ihre hausfräuliche Würde, mit aller weiblichen Grazie vereint, vor Augen hatte, dann dachte ich oft, es fehle nichts an unserem Glücke – bis wieder die fürchterliche Geisterstunde schlug – So möchte ich diese unerklärlichen
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