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Auf Forsters Canapé: Liebe in Zeiten der Revolution (German Edition)

Auf Forsters Canapé: Liebe in Zeiten der Revolution (German Edition)

Titel: Auf Forsters Canapé: Liebe in Zeiten der Revolution (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Naumann
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»Lebewohl, einzige liebende und angebetete Seele! Tausendmal am Tage denk' ich an Dich, wünsch' ich Dich bei mir, nicht mit Wehmut, nicht mit Unruhe, aber mit inniger Liebe und mit der Freude die der Gedanke an Dich mir zu geben vermag. Sei froh, sei glücklich, sei reich in Dir selbst, und beglücke alles um Dich her, nun ich nicht da bin aus Deinen Augen Liebe und Freude zu lesen. Küsse Röschen und Clärchen. Grüße Hubern herzlich.«
    Bei der Abreise hatte er ein ziemlich schlechtes Gewissen gehabt, eben wegen der Reisekosten und weil er Therese mit den Kindern in Mainz zurückgelassen hatte. (Clärchen war gerade vier Monate alt). Aber Huber würde sich ja um sie kümmern, und wenn sie schon nicht hatte mitkommen können, so wollte er ihr doch alles wenigstens ganz genau schildern. »Ich sehe und bemerke und schreibe nur auf, für Dich; ohne diese Triebfeder schriebe ich keine Zeile, und ohne den Wunsch Dir, nicht Ersatz oder Schadloshaltung, aber doch irgend ein Etwas für alles was Du entbehrst, zurückzubringen, würde mich der Schmerz, daß Du nicht mit mir teilst, zu allem Beobachten unfähig und unmutig machen. Was wäre mir die ganze Welt ohne die Eine Liebe, die mir verlangenswert scheint?«
    Er fand eine bittersüße Befriedigung darin, seinen Empfindungen für Therese wenigstens in seinen Briefen Ausdruck geben und nach Herzenslust von ihr schwärmen zu können. »Ich werde ja Deine Verzeihung erhalten, Du Teure, daß ich mein zärtliches Herz überströmen lasse, nun ich so fern von Dir bin, daß ein Blick, ein Händedruck, ein Kuß, eine selige Umarmung Dir nichts von allem, was mich durchwühlt, verraten kann. Wehre mir nicht, meine Therese, denn Du müßtest unsichtbar in dieser einsamen Kammer stehen, und mir ins Auge und ins Herz sehen, ehe Du dieses harte Urteil sprechen dürftest.« Wenn Humboldt (wie meist) in der Kutsche schlief und die einförmige Gegend an Forster vorbeizog, träumte er sich sein verflossenes Leben mit ihr zurück, »und zwischen Täuschung und Wirklichkeit finde ich tausend Punkte, in denen ich mich als Mensch fühle, genieße und leide«.
    Er schrieb von seiner ängstlichen Sorge um sie – » Wenn Du Dich erkältest, liebe Therese? Ich könnte ja noch viel unglücklicher sein, als ich bin!«– und klagte über seine, die menschliche Natur. »Mein Himmel, was sind wir Menschen! Diese schreckliche Dependenz von Trieben, die sich aller Vernunftherrschaft entziehen, und die wenn man auch die Oberherrschaft über sie erkämpft, sich dadurch unersetzlich rächen, daß sie unsere innere Harmonie zerstören – ich will lieber nichts mehr sagen, mich betäuben und an nichts denken, um nicht in eine Bitterkeit zu verfallen, die meinem übrigen Charakter nicht angemessen ist.« Er wollte sich bessern, er würde so sein, wie sie ihn wollte, heiter tätig und heiter verzichtend. »Wir werden glücklich sein, liebes Weib; alle meine besseren Seelenkräfte weissagen es mir«, schrieb er beschwörend. »Nicht umsonst werde ich gehofft, gearbeitet, gewacht, von Dir mich getrennt, und unsere letzten Kräfte aufgeboten haben; nicht umsonst werde ich mäßig in meinen Wünschen, bei einem für jeden Genuß so empfänglichen Herzen, stolz genug ihn aufzuopfern und fest in meinem Vorsatz, nicht mir zu leben gewesen sein. Wenn aber nur der Gedanke, daß Du mir bleibst, mich stärkt, so will ich tragen, was zu tragen ist, ohne alle Bedingung.«
    Schreibend wirbt er um sie mit allen Kräften seines Herzens und Geistes. In der Hoffnung, er könne sich ihr doch noch liebenswürdig machen, legt er ihr in seinen Briefen die Welt zu Füßen, reich, bunt, vielfältig. Nimmt sie mit in Galerien, Kirchen, ins Theater, in Naturalienkabinette, porträtiert Mitreisende. Mit politischen Mitteilungen hält er sich zurück. Dafür schickt er ihr die schönsten Ansichten aus der Natur, wie er sie nur zeichnen kann, zart empfunden und genau gesehen.
    »Der Anblick des offenen Meeres war heut sehr schön; es war so still, so weit, so unermeßlich, und dabei lagen einige Fahrzeuge mit aufgespannten Segeln am Strande, und erwarteten die Flut, die brausend an das Ufer prallte, um mit derselben in See zu gehen; um die Sonne war ein großer weißer Kreis zu sehen, und längs dem Strande nichts als dürre, öde Sandhügel oder Dünen, hinter denen der Kirchturm von Scheveningen hervorragte. In Deine Seele, mein teuerstes Weib, betrachtete ichdiese großen Züge der Natur, und ließ mich von ihnen

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