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Auf Forsters Canapé: Liebe in Zeiten der Revolution (German Edition)

Auf Forsters Canapé: Liebe in Zeiten der Revolution (German Edition)

Titel: Auf Forsters Canapé: Liebe in Zeiten der Revolution (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Naumann
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durchlebt. Nur einen Freund habe sie gehabt, der sie getröstet hätte.«
    Humboldt wußte, auf wen sie anspielte. »Sie haben sehr viel bei mir gewonnen, wenn sie Wilhelm heißen«, sagte sie zu ihm. »Der Name ist mir sehr wert. Meyer heißt so.«
    Und Therese wußte wohl schon, wer ihr rettender Engel werden sollte. Ludwig Ferdinand Huber war für die Rolle des Vertrauten eine Idealbesetzung. Konziliant, moderat in seinen Ansichten und Empfindungen, konfliktscheu, bequem, nahm er das Leben leicht. Also alles andere als ein Verführer mit mephistophelischer Ader wie Meyer, erst recht kein männlicher Held, sondern ein zur Fülle neigender Mann mit kräftigem Nacken, eingedrückter Brust und zu kurzem Oberkörper, der gewissermaßen einen linken Körper hatte: »Er konnte nicht ohne die größte Angst auf ein Fußbänkchen steigen; eine Leiter zu erklimmen, war für ihn eine Unmöglichkeit, und einen nur etwassteilen Anhang herunter zu gehen, versetzte ihn wirklich in einen bedauernswerten Zustand.«
    Geboren 1764 in Paris (drei Wochen vor Therese) als Sohn eines Übersetzers und Sprachlehrers und einer Französin, in Leipzig aufgewachsen, zweisprachig, schon in jungen Jahren literarisch ambitioniert. In Opposition zu seiner frankophilen Erziehung begeisterte er sich für die englische und die neue deutsche Literatur, besonders für Schiller. Diese Passion begründete wohl auch seine Freundschaft mit dem Juristen Christian Gottlieb Körner, die zur quasi familiären Bindung wurde, als sich Huber mit Dora Stock verlobte, der Schwester von Körners Braut Minna. 1784 schrieb dieses »vierblättrige Kleeblatt« einen Verehrerbrief an den Dichter der Räuber und lud ihn nach Leipzig ein, eine Einladung, der Schiller im Jahr darauf folgte. Körner wurde sein bester Freund; Huber, Minna und Dora erweiterten diesen Bund zum freundschaftlichen Zirkel, in dem ihnen die Utopie einer Menschheitsverbrüderung vorschien. »Seid umschlungen, Millionen!« Schiller schrieb sein Gedicht An die Freude , das sie in Körners Vertonung sangen.
    Inzwischen gingen die Freunde wieder ihre eigenen Wege. Schiller lebte in Weimar, Körner in Dresden. Er war längst mit seiner Minna verheiratet und Vater einer Tochter, Huber immer noch mit Dora verlobt. Erst hatte seine ungesicherte berufliche Situation die Gründung einer Familie nicht erlaubt, und als er dann eine Stelle im diplomatischen Dienst fand, schob er die Heirat weiter auf. Im April 1788 kam er als Legationssekretär der Sächsischen Gesandtschaft nach Mainz, nicht lange vor Forster, dessen Ankunft er begierig erwartet hatte. »Er eilte dem berühmten Mann, von dem er sich manche Anregung versprach, entgegen, um ihm im folgenden nicht mehr von der Seite zu weichen«, erzählt Ulrich Enzensberger. »Forster, dessen Herz immer nach Aufmerksamkeit verlangte, der immer schwach wurde, wenn er sich bewundert sah, zog ihn an sich, vor allem, als er bemerkte, daß Huber Therese geradezu anbetete.« Er hätte gewarnt sein müssen, aber er sah in Huber keinen Konkurrenten. Dessen einfühlende und ausgleichende Art tat eben nicht nur Therese mit ihrem ausgeprägten Hang zur Selbstdramatisierung gut, sondern auch ihm und seiner Ehe. Zunächst jedenfalls. Er genoß es, jemanden in der Nähe zu haben, mit dem er über Politik und Literatur reden konnte, der bereit war, Übersetzungen zu übernehmen, für die Forster selbst keine Zeit hatte, jemanden, dem sein Rat und seine Hilfe wichtig waren. Schillers übergroßes Vorbild vor Augen, strebte Huber eine Laufbahn als Dramatiker an, aber das Dichten ging ihm nicht leicht von der Hand. Als er nach Mainz kam, plagte er sich schon eine Weile mit seinem ersten Stück, dem Historiendrama Das heimliche Gericht , das Ende 1789 endlich fertig wurde.

Für Therese
    Im September 1789 saß Wilhelm von Humboldt wieder auf Forsters Canapé und erzählte von seinen parisischen (»nicht paradiesischen«) Eindrücken. Er war auf der Rückreise aus Frankreichs Hauptstadt, die er als Revolutionstourist besucht hatte. (Sein ehemaliger Lehrer Campe, der mit ihm gereist war, bürgerte wenig später in seinen schwärmerischen Briefen aus Paris das französische fraternité in die deutsche Sprache ein: »Entzückte und liebevolle Brüderlichkeit – wenn es erlaubt ist für ein so neues Schauspiel ein neues Wort zu prägen – schien die einzige herrschende Empfindung durch die ganze unermeßliche Stadt zu sein.«) In den zweieinhalb Wochen seines Aufenthalts in Mainz

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