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Auf Forsters Canapé: Liebe in Zeiten der Revolution (German Edition)

Auf Forsters Canapé: Liebe in Zeiten der Revolution (German Edition)

Titel: Auf Forsters Canapé: Liebe in Zeiten der Revolution (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Naumann
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Schlegel (geb. Michaelis,
verh. Böhmer). Ölgemälde von
Johann Friedrich Tischbein, 1798.
    »Ich sah also Meyer bei meiner Rückkehr wieder. – Jetzt wußte ich, daß es der Liebe nicht genug sei zu lieben, ich wußte daß die Natur mich nicht Forsters Weib sein lassen wollte, ich wußte daß ich dem Mann den ich liebte der Liebe süßesten Preis versagen mußte. – Forster der mich für unfähig gehalten hatte Weib zu sein, erriet nun daß er nur bestimmt sei mir Abscheu einzuflößen. Kein Ausdruck kann die Qualen schildern die nun für mich begannen. Sie leiden keine Schilderung, aber wie ich sie überlebte weiß ich nicht. Forster nahm den unseligsten Weg, er wollte die Liebe erzwingen die ihm die Natur versagte – Meine Gesundheit litt, stürzte nieder, ein fürchterlicher Auftritt griff meine Lunge an, die seitdem leidet. Forster sah die Notwendigkeit mich zu schonen. Meyer legte seinen Dienst nieder und ging nach England.«
    Nun begann die fürchterlichste Epoche meines Lebens. – Ich kann sie keinem Manne schildern, und kein Weib wird sie begreifen – ich fühlte mein Herz von Meyer mißhandelt, und lebte in der Ehe wie eine der Unglücklichen die ihren Körperpreis gibt um nicht Hunger zu sterben – Ich sage Ihnen so wenig! – was ich litt, leidet keine Details – Forster handelte wie ein Unsinniger! wie oft, während jener fürchterlichen 8 Monate nach unsrer Rückkehr aus Polen, bis zu Meyers Abreise nach England bat ich flehentlich – trenne mich von Meyer, laß mich fort, verbiete mir ihn wiederzusehen – Umsonst! wir sollten uns sehen, täglich, vertraut, – und lieben, aber nicht wie er geliebt sein wollte.«
    Die sechsspännige Reise in die Freiheit hatte sie in eine Ehehölle geführt.
    Vielleicht wäre ihre Beziehung sanft auseinandergegangen, wenn aus der russischen Südsee-Expedition etwas geworden wäre. Aber das Projekt zerschlug sich, und als die Zarin Katharina befahl, daß Forster, für den sie ja schließlich ziemlich viel Geld ausgegeben hatte, nach Petersburg kommen solle, wo man über seine weitere Verwendung entscheiden würde, weigerte er sich.
    So blieben sie also zusammen und versuchten einen neuen Anfang in Mainz.
    Wilhelm von Humboldt, der in Göttingen studiert und Forster bei Heynes kennengelernt hatte, besuchte ihn im Herbst 1788, bald nach dem Umzug. Er lernte Sömmering kennen – »ein finstrer, einsilbiger Mann« – und genoß die Gespräche mit Forster. Von Therese war er fasziniert. Schön sei sie nicht, schrieb er in sein Tagebuch. »Manchmal ist sie sogar häßlich, und sehr häßlich. Sie hat dann ganz das Gesicht ihres Vaters, schielt auch mit einem Auge wie der Vater. Aber manchmal weiß sie auch in ihre Mienen eine Güte, eine Grazie zu legen, die hinreißt. Ich möchte sagen, ihr Gesicht wäre eine reine Leinwand, auf die ihre Seele erst malen muß.«
    Zwar irritierten ihn ihre allzu große Lebhaftigkeit und ihr unweibliches Gestikulieren. Auch schminkte sie sich, was ihm äußerst mißfiel. »Sie sagt zwar, sie muß es tun, weil sie sonst so sehr blaß ist. Ihr Mann sagt sogar daß er es fodert. Gott weiß nun ob es Gefälligkeit oder übler Geschmack des Mannes ist.« Und doch – »es ist ein herrliches Weib. So unendlich viel Geist,so ausgebreitete Kenntnisse, die sich überall zeigen.« »Sie denkt über alle Dinge nach, und sie ist die erste Frau mit der es mir nie am Gegenstand des Gespräches fehlte.«
    Seine Berichte zeigen, wie sie die Menschen für sich einnahm. Sie zog sie ins Vertrauen.
    »Gegen Abend ging ich zu Forsters. Ich fand sie allein. Das Gespräch fiel auf Freundschaft, Liebe, eheliches Glück und Unglück. Sie beklagte den Zustand der Mädchen und Weiber. Ich sagte, es sei nur die Schuld der Männer, sie schob es mehr auf die Mütter, die die Ideen der Töchter über die Ehe nicht genug berichtigten. Besonders erwähnte sie des Falles, wo der Mann ein guter Mann wäre, wo die Frau ihn liebte, wo er aber doch nicht stark und fein genug empfinde, kurz wo er ihr nicht nah käme. Ich empfahl alsdann einen Vertrauten. Sie ergriff die Idee so begierig, daß ich gleich merkte, es sei ihre eigne schon längst gewesen. Nun sprachen wir über Rechtmäßigkeit und Unrechtmäßigkeit hiervon und über das unbillige Urteil der Welt, vorzüglich der Weiber. Überall schimmerte, wie es mir schien, durch, daß sie ihre eigne Geschichte erzählte. Sie sagte mir, sie habe eine unglückliche Jugend wegen ihrer Familienverhältnisse

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