Auf fremdem Land - Roman
behauptete er in nicht zum Zitat bestimmten Gesprächen, die lang und breit zitiert wurden, der Präsident sei in Einzelheiten nicht bewandert.
Der Minister hatte damit gerechnet, dass dieses Treffen der schwierigste Teil werden würde und dass er danach ein wenig aufatmen könne, doch es erwartete ihn eine Überraschung. Als er nach Israel zurückkehrte, wurde sein Ministerium tagtäglich mit Anrufen des amerikanischen Botschafters bombardiert, und bisweilen rief auch die Staatssekretärin an, um zu fragen, wie man vorankäme. Er beschloss, nach Ma’aleh Chermesch 3 zu fahren, um den Amerikanern zu zeigen, dass er trotz allem etwas unternahm.
Er berief eine Sitzung mit dem Befehlshaber des Zentralkommandos ein – de facto der Regierungschef von Judäa und Samaria, sprich Jehuda und Schomron – und dem Chef der Abteilung zur Vereitelung staatlicher Unterminierung des Schabak, des Nachrichtendiensts, welche dort die Jüdische Brigade genannt wurde.
»Was machen wir mit ihnen, Giora?« Der Minister richtete seinen traurigen Bulldoggenblick auf den Generalmajor.
Dieser zuckte die Achseln. » Ana aref , was weiß ich? Was immer ihr beschließt, das werden wir ausführen.«
Der Minister schloss die Augen und schüttelte den Kopf von einer Seite zur anderen. »Nein, Giora. Das weiß ich. Ich frage Sie, was man beschließen soll.« Der Generalmajor gab keine Antwort. Der Minister fuhr fort: »Was ist dort passiert mit dem Bulldozer? Warum habt ihr ein paar Störenfrieden nachgegeben? Was meint ihr, wie wir in der Welt dastehen? Der Präsident hat zu mir gesagt: ›Was denn, gibt es kein Gesetz dort?‹ Verstehen Sie das Debakel?«
»Was dort passiert ist, war, dass der Ministerpräsident angerufen und gesagt hat, aufhören. Das wissen Sie. Es hatte nichts mit uns zu tun. Wir hätten mit der Bereinigung weitergemacht. Diese drei Witzbolde haben nichts geändert. Aber der Bildungsminister war da, und er hat den Regierungschef angerufen, und sie haben Hunderte Demonstranten dahergebracht …«
»Was sagen Sie, Avram?« Der Sicherheitsminister blickte den Mann des Nachrichtendiensts an, als hätte er sich plötzlich an dessen Existenz erinnert. »Ist es nicht möglich, die Siedlung zu räumen, damit die Amerikaner mir nicht mehr im Nacken sitzen?«
»Ehmmm …« Der Geheimdienstmann legte die Fingerspitzen seiner beiden Hände gegeneinander. »Schauen Sie …«
Die Tür öffnete sich, und Pini, einer der Assistenten des Sicherheitsministers, sagte: »Herr Minister, es ist wieder der Botschafter.«
»Nicht jetzt, sagen Sie ihm, dass wir gerade in einer vorbereitenden Sitzung sind wegen einer Fahrt zu diesem Stützpunkt. Sagen Sie ihm, er kann sich uns anschließen, wir fahren in der kommenden … Wissen Sie was, sagen Sie ihm gar nichts … Augenblick. Gut, stellen Sie durch!«
Der Kommandeur des Zentralkommandos, der bisher gestanden hatte, setzte sich auf einen Stuhl und trank Sodawasser aus einem Glas. Auf seine Bitte hin reichte ihm Avram vom Nachrichtendienst den Sportteil der Jediot acharonot , den er anschließend durchblätterte, doch es war der Sommer eines ungeraden Jahres, es gab nichts Interessantes. Nur Tennis und Schwimmen, Radrennen und Leichtathletik.
»Yes, Milton, yes. We are now sitting here preparing to go to the place next week. Don’t worry. Yes, I’m sitting here with good people from the army and the Schabak. They know exactly what to do there, yes.« Er lächelte und nickte. »Listen, if you want to join us next week, talk with my assistant. Of course, yes. No, we don’t know yet …« Er hob den Blick zu seinen beiden Gästen, und sie nickten mit zusammengezogenen Brauen. »Yes, yes, early next week. Maybe Sunday.« Er zwinkerte dem Generalmajor zu und fischte zwei Begele aus einer Schale, die vor ihm stand. Der Generalmajor lächelte. Er wusste, wie sehr der Botschafter es hasste, sonntags zu arbeiten.
»Also, was sagen Sie, Avram?«, nahm der Minister nach Ende des Gesprächs den Faden wieder auf.
»Sehen Sie, unsere Informantin im Stützpunkt …«
»Informantin?«
»Sie sagt, dass es dort ein paar Elemente gibt, die möglicherweise Krawalle auslösen können. Wir haben beim vorigen Mal gesehen, dass sie das Areal ziemlich schnell zünden können.«
»Zünden?«
»Lassen Sie’s gut sein, Avram«, warf der Generalmajor ein. »Das nennt man nicht zünden …«
»Sekunde«, fuhr der Chef der Jüdischen Brigade fort, »lassen Sie mich ausreden.«
»Lassen Sie ihn, Giora«,
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