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Auf fremdem Land - Roman

Auf fremdem Land - Roman

Titel: Auf fremdem Land - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
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in sein Zimmer und betrachtete sein Bett, das zerwühlte Laken, das zerknüllte Kissen, und dachte, ich leg nur den Kopf für einen ganz kleinen Moment drauf, und dann.
    Der Findling
    Am Schabbat spürte sogar er immer die Schwere des Himmels und der Erde auf den Schultern und den Lidern lasten, die wegen der blendenden Sonnenstrahlen bis zu einem schmalen Spalt herabsanken, damit er die Umgebung mustern und sicherstellen konnte, dass keine Gefahr drohte. Seine Nase war feucht und hatte weite Nüstern, und sein enges Gehirn bearbeitete die Umstände und die Gerüche, die Anblicke und die Töne.
    Er war unweit von hier aufgewachsen. Die Leute im Stützpunkt wussten nicht, ob er jüdischer oder arabischer Herkunft war, ein Siedler oder ein Ismaelit, doch er wusste es. In seinen Blutfasern und DNS -Körnchen und vielleicht sogar in Erinnerungsspuren, die bisweilen sein enges Gehirn durchstreiften, wusste er, dass er ein Palästinenser, Sohn einer Palästinenserin war, gebürtig in Hebron, einer von sieben Geschwistern, von denen die meisten in ihrer Vaterstadt geblieben waren – zwei bei ihrer Mutter und deren Familie, zwei bei Cousins weiter oben in der Straße, einer davon ein erstrangiger Bandit. Zwei waren zu reichen Leuten in das nahe Dorf Jatta gezogen – zwei Brüder, einer ein Arzt mit einer Praxis in der Stadt, der eines Tages mit seiner Tochter vorbeikam, die einen der süßen Welpen sah und begeistert war, und der zweite ein Dozent an der Universität, dessen Tochter auf die Cousine neidisch war, weshalb er die gleichen Bedingungen für sie herstellen musste. So zerstreuten sich seine Brüder und Schwestern, wogegen er – der ein bisschen schielte, der eine zweite partielle Zahnreihe im Unterkiefer hatte, der beim ersten Eindruck weniger süß, weniger handsam wirkte – sich auf der Straße wohler fühlte und daher dort blieb, zu überleben versuchte, dem Essensgeruch des Markts hinterherwanderte und sich Straßenbanden anschloss.
    Eines Tages führten ihn seine Nase und seine Beine zu einem jüdischen Quartier im Herzen der Stadt. Und er, was wusste er schon, was verstand er von Grenzen und Straßensperren, von Völkern und Soldaten, er verstand etwas von Geruch, das war alles, und der Geruch leitete ihn bis zu den schwarzen Militärstiefeln, die nach ihm traten, ihn verfluchten und schrien: »Mach, dass du hier wegkommst, du Drecksköter!« Er stieß ein ersticktes, beleidigtes Jaulen aus, blieb jedoch an Ort und Stelle, schnüffelte und schaute bekümmert drein.
    »Hallo? Ich hab was zu dir gesagt, oder? Hurenbastard«, kehrte die Stimme wieder. Und die Armeestiefel näherten sich ihm. »Verschwinde, bevor ich …«
    »Hallo, hallo, hallo, Lichtenstein, warum? Warum? Was hat er dir getan, der arme Tropf?« Der schwarze Stiefel von Lichtenstein hielt mitten im Ausholen zu einem besonders vehementen Tritt ein, der ihm bestimmt ein oder zwei Rippen gebrochen und ihn vielleicht ohne Essen und Pflege krepierend zurückgelassen hätte, und die zweite Stimme, die ihn davor gerettet hatte, die Stimme Jakobis, flüsterte ihm ins Ohr: »Komm, komm mein Guter, was haben sie dir getan? Was will Lichtenstein von dir, eh?«
    Jakobi brachte ihn in die Basis. Und gab ihm zu fressen. Und streichelte ihn. Und nahm ihn mit in den Wohnwagen hinein, wenn es regnete. Und verteidigte ihn, wenn Lichtenstein und die anderen über seine Schieläugigkeit und seine komischen Zähne lachten. Er war Jakobis Freund, von ihm aus wäre er sein ganzes Leben bei ihm geblieben, aber als der Kompanieführer von Jakobi am Sonntagmorgen aus dem Urlaub zurückkehrte, sagte er zu Jakobi, dass der Hund nicht bleiben könne. Jakobi bat, flehte, argumentierte mit Tierschutz, doch der Kompanieführer sagte, er bedaure, aber so seien die Vorschriften. Als Geste an Jakobi, ein guter Soldat, den er gern hatte, erklärte er sich damit einverstanden, dass der Hund bis zum Donnerstag in der Basis bliebe, dann könne ihn Jakobi mit nach Hause nehmen. Das Problem war aber, so erklärte Jakobi dem Kompanieführer, dass er schon eine Hündin zu Hause hatte. Trotz allem, es war ein palästinensischer Hund, und wer wusste, welche Krankheiten er hatte, er hatte schließlich nie im Leben einen Tierarzt gesehen. Jakobi wollte, dass er sein Basishund würde, kein Haushund. Er sagte zum Kompanieführer, dass es gut für den Hund, gut für die Soldaten, gut für alle wäre. Es wäre kein Problem, sich um ihn zu kümmern, er selbst würde dafür Verantwortung

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