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Auf fremdem Land - Roman

Auf fremdem Land - Roman

Titel: Auf fremdem Land - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
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hinter sich, der die Ohren spitzte, um zu kontrollieren, ob die Antwort des Ministers an den Siedler seinen Versprechungen gegenüber der Regierung entsprach. Zu seinem Leidwesen sprach der Botschafter Hebräisch.
    »Kommen Sie, ich mache eine kleine Runde mit Ihnen«, schlug Otniel vor.
    Der Minister sah sich nach seinem Assistenten für Siedlungsangelegenheiten um. Der Besuch ging nicht wie geplant vonstatten. Er fühlte sich nicht ausreichend Herr der Lage. Der Spaziergang würde die Hitze, den Schweiß und das Unbehagen verschlimmern, und er würde es nicht schaffen, sich des Jacketts zu entledigen, wobei sich inzwischen sicher bereits große Schweißflecken auf seinem hellblauen Hemd gebildet hatten – er senkte den Blick, wie um eine Fliege von seiner Krawatte zu verscheuchen, und ihm fiel ihre helle Farbe auf –, es wäre also ziemlich peinlich, Jackett und Krawatte abzulegen, und eine Gelegenheit mehr für die zynischen Fotografen, dies in den Satirespalten und Internetseiten fröhlich auszuschlachten. Er musterte Malka, zwar stets »einer der ihren«, immer auf der Seite der Siedler und zu ihren Gunsten drängend, gleichzeitig aber immer noch sein Assistent.
    »Kommen Sie mal her, Malka«, sagte der Minister, und Malka löste sich von dem warmen Händedruck mit Otniel und aus der Umarmung mit Elazar Freud (alte Bekanntschaft, Militärdienst-Jeschiva-Kombination, eine Jahrgangsstufe über ihm) zu einer kurzen, diskreten Beratung. Otniels kleine Runde sollte nicht stattfinden. »Malka, finden Sie mir irgendeine Stelle, um ein paar Worte zu sagen, und dann verschwinden wir von hier. Ich zerfließe.« Der Botschafter näherte sich ihm, und der Minister bemühte sich, nicht sichtbar die Augen zu verdrehen. »Milton! Wie gut, Sie zu sehen«, lächelte er. »Was hat Sie so früh am Sonntagmorgen aus dem Bett geholt?«
    »Haha«, grinste Milton. »Wie es scheint, ist das hier meinen Bossen wirklich wichtig.« Der Minister, seine Rechte noch in der des Botschafters, brach in schallendes Gelächter aus und klopfte mit seiner Linken auf die Schulter des Amerikaners.
    »Schau hin, wie er diesen Amerikanern die Füße leckt«, flüsterte Neta Hirschson in das Ohr, das ihr am nächsten war.
    »Widerlich«, stimmte Jean-Marc, ihr Mann, zu.
    Etwas weiter entfernt unterhielt sich der Befehlshaber des Zentralkommandos mit dem Kommandeur des Sektors, Omer Levkovitsch, und dieser instruierte den Verstärkungszug. Die Zeitungskorrespondenten fragten den Botschafter White, welche Botschaft er heute Morgen vom Sicherheitsminister zu hören erwarte. »Eine Botschaft des Friedens und Fortschritts, im Rahmen des Gesetzes und der wichtigen Abkommen, die in den letzten Monaten zwischen den Staaten getroffen worden sind«, antwortete er in Hebräisch. Der Sicherheitsminister, mit dem Rücken zu ihm in einem Gespräch mit Malka, hörte die Worte, und sein Körper reagierte mit einem zusätzlichen Schweißausbruch. Alle gingen zusammen die kurze Distanz von dem Platz vor der Synagoge, wo die Wagen angehalten hatten und die erste Menschenansammlung entstanden war, zur Spielplatzanlage Mamelstein. Die Sicherheitsleute an der Spitze, nach ihnen die persönlichen Mitarbeiter der Honoratioren, die Würdenträger, das Publikum und die Soldaten. Malka wies den Minister an, bei einer gelben Schaukel stehen zu bleiben. Zu seiner Seite gruppierten sich Botschafter White, der Befehlshaber des Zentralkommandos, Giora, und der Siedlungssenior Otniel – klick. Das war das Bild, das am nächsten Tag in den Morgenzeitungen erschien: sengend hell, ein Sicherheitsminister unter Druck, der die Augen vor der hochstehenden Sonne zusammenkniff, ein Befehlshaber des Zentralkommandos, mit sicherer Autorität und Sonnenbrille, ein hochgewachsener, selbstzufriedener Botschafter und Otniel, mit der Lässigkeit eines Hausherrn. Gleich dahinter, jedoch außerhalb der Reichweite der Kameralinse, standen der Assistent Malka und Omer Levkovitsch. Jehu trabte auf Killer am Rande des Spielplatzes hin und her, unter dem scharfen Blick von einem der Männer des Sicherheitsdiensts.
    »Guten Abend allen hier, Pardon, guten Morgen«, begann der Sicherheitsminister. Gelächter klang auf.
    »Schämen Sie sich!«, schrie Neta Hirschson los. »Kommt hierher als Bote des amerikanischen Präsidenten …«
    »Pssst … lass ihn ausreden«, sagte jemand. Zwei Soldaten näherten sich ihr.
    »Ich bin nicht als Bote hier, von gar keinem Präsidenten. Ich bitte Sie, geduldig zuzuhören

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