Auf fremdem Land - Roman
tragen, versprach Jakobi.
Der Kompanieführer sagte zu ihm: » Wallah , du hast recht. Wer weiß, was er hat. Ein palästinensischer Hund, der von nirgendwoher kommt. Nie im Leben einen Tierarzt gesehen hat. Ich nehm’s zurück. Er kann nicht bis Donnerstag hierbleiben, er muss jetzt verschwinden.« Jakobi bedachte den Kompanieführer mit einem ungläubigen Blick, und der Hund legte seinen Kopf auf den Teppich im Wohnwagen und überließ sich dem wunderbar angenehmen Streicheln. »Jetzt!«, wiederholte der Kompanieführer.
Lichtenstein, der mit einem Handtuch um die Hüften und einem khakifarbenen Waschbeutel aus der Dusche zurückkam, lachte. » Jalla , Jakobi, schmeiß dieses Schielauge raus, ich hab’s dir gesagt, dass er uns das Zimmer versifft.« Jakobi gab keine Antwort.
Es gelang ihm, den verwirrten Hund auf einen gepanzerten Hummer zu laden, der nach Jerusalem fuhr, und er bat den Fahrer, den Hund in irgendeinem normalen Viertel abzusetzen. Wenigstens das würde er für den Hund tun, damit er nicht auf das harte Pflaster von Hebron zurückmüsste.
Der Fahrer des Hummer, ein Freund Jakobis, erklärte sich einverstanden. Auch der Kompanieführer war einverstanden. Sogar Lichtenstein wünschte dem Hund viel Erfolg, als der gepanzerte Wagen aus dem Tor der Basis fuhr. Jakobi verabschiedete sich von ihm mit einem Kuss auf die Nase und flüsterte: »Es wird alles gut für dich, ich weiß es. Stimmt’s?« Der Hund nickte.
Wenn sein Freund Jakobi ihn nicht so eindringlich und ausdrücklich gebeten hätte, hätte der Fahrer des Hummer das Tier sicher irgendwo am Straßenrand rausgeworfen, ihn seinem Schicksal und der Barmherzigkeit des Himmels überlassen. Doch er beherrschte sich, ertrug den Geruch und die Unannehmlichkeit der Gesellschaft eines stummen, schielenden Tiers in einem dunklen Militärfahrzeug, und als er an dem gerade entstehenden Viertel Har Choma am Rand Ostjerusalems vorbeifuhr, um bei seinem Onkel einen Teilnehmer für die Jugendorganisation Beitar aufzulesen, nahm er das Tier und setzte es am Rand einer der neuen, im Bau befindlichen Straßen unweit vom Haus seines Onkels ab.
Der Hund sah zu, wie sich das schwere Fahrzeug mit dröhnendem Motor von ihm entfernte, und wunderte sich. Ringsherum sah er Gebäude, halbfertige Bauten, Rohbauten und Sandhaufen. Er sah ein leeres Becken, das sich mit Regenwasser gefüllt hatte, streckte die Zunge heraus und schlabberte das gute Wasser. Er wanderte zu einem Baugerippe, suchte Zuflucht vor dem Wind, rollte sich in einer Ecke zusammen und schlief ein.
Mit dem Sonnenaufgang schlug er beim Klang von Arbeiterstimmen die Augen auf. Einer der Arbeiter gab ihm ein wenig Pitabrot, ein Bröckchen Käse und Wasser in einem Plastikbecher. Es vergingen ein paar Nächte und ein paar Tage, der Hund lagerte auf seinem Platz oder machte nächtliche Streifzüge durchs Viertel, doch er stieß auf kein lebendiges Wesen außer gelegentlich einem Fuchs, der den Schwanz aufstellte und sich davonmachte.
In jenen Tagen erweiterte Otniel Asis sein Haus in Ma’aleh Chermesch 3 und verkleidete es mit Jerusalemer Stein, wozu er Zement und Steine brauchte. Ein guter Bekannter flüsterte ihm ins Ohr, dass er eine Hypothek auf eine Wohnung in Har Choma aufgenommen hatte, die Bautätigkeit sei dort in vollem Gang, es gebe viele Rohbauten und Baumaterialien, und Otniel sei eingeladen, an einem Abend dort vorbeizufahren und Baumaterial in seinem Renault Express mitzunehmen. Die Straßen und Häuser hatten noch keine Bezeichnungen, aber der Bekannte erklärte ihm, wie man zu dem Bauplatz gelangte, und sagte, auch wenn er die direkte Stelle nicht fände, solle er keine Hemmungen haben. Das Material sei in jedem Fall für den Aufbau des Landes und für Siedlungen in all seinen Teilen bestimmt, die Regierung unterstütze es, die Bauunternehmer seien dafür und auch die Hausbesitzer.
Otniel nahm Gavriel Nechuschtan zu dem neuen Viertel mit, gemäß den Instruktionen seines Bekannten, eines Offiziers, und sie luden Material ein. Sie sahen einen kleinen Hund mit einer zweiten Zahnreihe im Unterkiefer und schielenden Augen, gleichzeitig aber liebenswert und heiter, und Otniel sagte: »Jeder, der eine Seele Israels erhält, ist, als erhalte er eine volle Welt, der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen, der Name des Herrn sei gelobt.« Sie nahmen ihn mit und nannten ihn Beilin, ein Stiefbruder für Kondolisa, die ein Jahr zuvor aus Ma’aleh Chermesch eingetroffen war. Beilin
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