Auf fremdem Land - Roman
die wahre Sache ist, nicht das hellgelbe Pipi, das sie heute mit Maschinen machen. Ariel vermarktet das hübsch, mit einem Bild von mir und dir auf der Planierraupe und die ganze Chose. Er sagt, das wird Wirbel machen.«
»Boutiquen?«, wunderte sich Mussa.
Roni kam, um das Geschäft endgültig zu besiegeln. Ariel hatte ihn gebeten, mit Mussa eine Vereinbarung zu unterschreiben. Er hatte Papiere vorbereitet und sie sogar ins Arabische übersetzt. Mussa sagte, das brauche es nicht. Roni entschuldigte sich und spöttelte über seinen pedantischen Partner, aber Ariel habe darauf bestanden, und Mussa erklärte sich bereit. Roni hob den Umschlag hoch und sagte: »Gehen wir unterschreiben?«
»Ich muss erst das Papier lesen. Damit ich verstehe, was es sagt«, entgegnete Mussa.
»Sicher, aber klar. Nimm dir Zeit. Setz dich hin und lies. Ich rauch die Zigarette hier.«
»Nein, keine Zigarette. Ich gebe es jemandem vom Dorf. Sein Bruder ist Rechtsanwalt in Bethlehem.«
Ronis Augen wanderten vom Vater zum Sohn. Ein ungeduldiges Schnauben entfuhr seinem Mund. »In Ordnung«, sagte er. »Dann treffen wir uns morgen?«
»Inschallah« , sagte Mussa.
Am selben Tag, in den Nachmittagsstunden, kamen die Japaner an, zusammen mit ein paar hellgrauen Wolken und einem Luftzug, der sich mit einem Tempo bewegte, das endlich die Grenze zwischen Brise und Wind überschritt. Ein schwarz glänzender Toyota mit dunklen Scheiben – von jenen überzüchteten Stadtjeeps, die Geschäftsleute auf Fahrten über Land benutzen – hielt am Torposten, und Joni, überrascht von den schlitzäugig lächelnden Gesichtern, die im Geviert des Fensters auftauchten, das mit elektronischem Summen herabglitt, winkte sie durch, ohne Fragen zu stellen. Der Wagen schnurrte über die Ringstraße der Siedlung, zog ein paar neugierige Blicke auf sich, und bog dann auf die Sandstraße hinunter zum Felsrand ein. Der Toyota hielt auf dem Schotter, und ihm entstiegen ein eleganter Herr im teuren Seidenanzug, mit dunkler Krawatte und großer Sonnenbrille, und nach ihm zwei weitere Männer. Sie gingen vorsichtig, vielleicht um ihre Schuhe nicht zu beschmutzen oder um einen umgeknickten Knöchel zu vermeiden, und dann sahen sie hinüber und deuteten in Richtung Charmisch.
Jehu, der sie bemerkt hatte, kam angeritten, hielt neben ihnen und sagte kein Wort. Sie machten eine Verbeugung mit dem Kopf. Er wartete, steckte zwei Finger in seine Hosentasche und beförderte eine Zigarette heraus.
»Hemisch?«, fragte der erste, der aus dem Wagen gestiegen war. Er wiederholte das Wort einige Male. »Hemisch?« Jehu wandte den Kopf zur Siedlung, suchte nach jemandem, der helfen könnte. Der Mann wiederholte es noch einmal und deutete in Richtung Charmisch. War das wieder eine antisemitische Friedensdelegation von Schalom Achschav? Touristen, die verloren gegangen waren? Geschäftsleute, die sich verirrt hatten?
Roni, der gerade von dem Besuch bei Mussa und Nimr zurückkam, näherte sich mit wenig liebenswürdigem, verschwitztem Gesicht. Der Japaner fragte lächelnd: »Hemisch? Olib-oi?«
»Hä?«, machte Roni. »Josh!«, schrie er dann. »Komm mal her und schau nach, was diese Kameraden brauchen!« Er ließ seine Augen auf dem Gast ruhen und knurrte leise in sich hinein: »Genau das, was uns hier noch gefehlt hat. Juden, Araber, Amerikaner, Russen und Franzosen reichen ja nicht. Die da wollen auch noch mitfeiern. Warum denn nicht.« Er grinste unhöflich gegenüber dem zögernden, völliges Unverständnis ausdrückenden Lächeln des Japaners.
Josh verstand ein wenig mehr. »Olive oil?«, fragte er.
Der Japaner nickte begeistert und deutete auf die Olivenhaine von Charmisch.
Josh sagte zu Roni: »Kupfer, sie wollen was mit Olivenöl, hat das nicht was mit dir zu tun?« Er blickte den Japaner an, zeigte auf Roni und sagte: »Roni Kupfer.« Der Japaner reagierte mit einem verwirrten Lächeln. Josh probierte es anders: »Gabi Kupfer?«
Die drei Japaner brachen in Gelächter aus und wiederholten: »Gali Kuffa, hahaha.«
»Sucht ihr Araber oder Juden?«
Die Japaner verstanden immer noch nichts.
Roni zündete sich eine Zigarette an, er begann misstrauisch zu werden. Weshalb kamen gestriegelte Japaner in Anzügen aus einer anderen Welt mit einem Toyota Klassejeep daher, fragten nach Olivenöl und deuteten dabei auf Mussas Olivenhaine?
Die Kommunikationsversuche brachten nichts. Die Japaner versuchten, mit dem Toyota in Richtung der Olivenbäume vorzudringen und mussten zur
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