Auf fremdem Land - Roman
Dieser Junge verschwindet ganze Tage lang.«
Jenia wirkte hochinteressiert. »Moment, Jehu … meinst du, dass … aber was haben die Japaner mit zu tun? Gibt es kein Olivenöl bei Japanern?«
»Fehlt es bei den Japanern an Wahnsinnigen? Sie haben alle möglichen Untergrundbewegungen von Irren, was weiß ich. Ich habe verstanden, dass sie Jehu vielleicht eine Waffe zukommen lassen werden.« Er streichelte seinen Schnurrbart und beugte sich näher zu ihr. »Nicht dass es mich was angeht, aber wir haben genug Krawall in der Siedlung gehabt. Wir stehen unter Beobachtung, seit der Sicherheitsminister da war. Wir brauchen nicht noch mehr Probleme.« Er klopfte zweimal unter sein rechtes Auge, wobei er flüsterte: »Ein sehendes Auge und ein hörendes Ohr …«
Chilik selbst glaubte nicht an den Erfolg des Köders. Als er vom Spielplatz zu Otniels Haus kam, entschuldigte er sich für die plumpe Inszenierung und behauptete, es sei zu durchsichtig gewesen, keine Chance, dass Jenia oder irgendein Agent des Nachrichtendienstes, der in der Sache etwas auf sich hielt, darauf hereinfallen würde. Keine vierundzwanzig Stunden später jedoch stattete der Kommandeur des Sektors, Omer Levkovitsch, seinen Freunden in 3 einen Besuch ab.
»Oho!«, lächelte ihn Otniel an. »Wem zu Ehren haben wir Ihren Besuch zu verdanken? Ist etwas passiert?«
»Nur ein Routinebesuch«, antwortete der Hauptmann mit rosigen Wangen und warf einen spähenden Blick ringsherum. Beide wussten, dass der Besuch keine Routine war. Seit der Zeitungsreportage ließ sich Omer Levkovitsch kaum noch blicken. Die Siedler waren erbost über die feindseligen Zitate des »ranghohen Offiziers«.
»Ist kürzlich was passiert? Seid ihr auf etwas Verdächtiges gestoßen?«, fragte Omer.
»Was Verdächtiges?«, stellte sich Otniel dumm.
»Ein unerwarteter Besuch, haben sich Unbekannte hier herumgetrieben?«
»Unbekannte?«, verwunderte sich der alteingesessene Siedler.
Nachdem Omer gegangen war, stieß Otniel draußen auf Joni. Joni wirkte erschrocken, und Otniel nutzte dies, um ihn auszuhorchen. Es stellte sich heraus, dass Omer Joni ausführlich über die Japaner befragt und ihm befohlen hatte, sofort Meldung zu erstatten, wenn er sie wieder in der Gegend sichten sollte. Er hatte auch gesagt, man solle Jehu im Auge behalten, denn es gebe Gerüchte, dass er in eine Organisation der extremen Rechten involviert sei. Um die Schraube endgültig anzuziehen, tätigte Otniel einen Anruf bei seinem Freund Giora, dem Befehlshaber des Zentralkommandos, um ein bisschen zu schnüffeln. Die jüdische Brigade beim Nachrichtendienst, das wusste er, war aalglatt. Seine Siedlergefährten hatten jahrelang vergeblich versucht, dort einen Maulwurf zu installieren und Zugangswege ins Innere zu finden, doch Otniel hatte entdeckt, dass es sich in dringenden Fällen eher lohnte, wenn er versuchte, Giora zum Reden zu bringen. Diesmal war das Erste, was Giora sagte, nachdem seine Sekretärin das Gespräch durchgestellt hatte: »Otni! Bei euch treiben sich japanische Kamikazes herum, höre ich?«
Noch am gleichen Abend wurde Jenia Freud dringlich in Otniels Haus einbestellt. Er und Chilik hatten gemeinsam einen detaillierten Schlachtplan aufgestellt, um den Maulwurf Schritt für Schritt zu entlarven, der gute und der böse Polizist und das ganze Drum und Dran. Aber Jenia brach nach weniger als einer Minute zusammen, sofort nachdem Chilik das Treffen mit einem Ausspruch eröffnet hatte, den Simeon ben Schetach, der Weise, zu Königin Salome Alexandra sagte: »Fürchte dich nicht vor den Pharisäern und den Nicht-Pharisäern, und nicht vor den Sadduzäern und den Nicht-Sadduzäern, sondern vor den Heuchlern, die böse Taten wie Zimri tun und belohnt werden wollen wie Pinchas.«
Otniel und Chilik durchbohrten die Mathematiklehrerin, die vor ihnen schluchzte, bruchstückhafte Entschuldigungen und Rechtfertigungen ausstieß, mit strengen Blicken. »Jenia«, sagte Otniel im Befehlston, und sie hob verängstigt die Augen. »Geh jetzt nach Hause. Wir werden nachdenken und in Bälde mit dir sprechen. Inzwischen schweigst du.«
Sie verließ den Wohnwagen unter Tränen, barg ihr Gesicht in den Händen, und Chilik und Otniel wechselten vielsagende Blicke.
Das Wasser
Gabi kam in den Wohnwagen zurück und spitzte die Ohren – war Roni da? Die Stille beruhigte ihn, doch dann hörte er das Wasser in der Toilette rauschen. Er setzte sich ins Wohnzimmer und zog ein religiöses Buch aus dem Regal. Er
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