Auf fremdem Land - Roman
der Hauptstützpfeiler der Moschee brach auseinander, fiel. Klaus und Menachem tanzten. Ein Araber näherte sich Jakir und schwang ein Schwert. Aber er konnte ihn nicht verletzen. Jakir schickte ihm den einzigen Fluch, den er auf Englisch kannte, und mitten im Satz erstarrte der Computer.
Die Japaner
Die Tage des Jahresausklangs kamen. Der Monat Av, sprich August, war ins Land gegangen, es wurde Elul, September. Die Dunkelheit senkte sich ein wenig früher herab, begleitet von erfrischender Luft. Im Verlauf der Tage erhob sich bisweilen ein plötzlicher Windstoß, der verkündete: Nicht weit ist der Tag, an dem der Sommer seine letzten flüchtigen Atemzüge getan haben wird.
Die Babys wuchsen allmählich, ihre sich rundenden Körper saugten Flüssigkeit aus jeder Warze, ob Plastik oder menschlich, deren sie habhaft wurden, und übersetzten sie sofort in zusätzliche Gramm. Ihre großen Brüder und Schwestern waren mit Schulvorbereitungen ausgelastet, wurden in die große Stadt Jerusalem transportiert und kehrten mit bunten Heften und jungfräulichen Schreibwerkzeugen in ihrem Besitz zurück, bereit zu einem schweren Arbeitsjahr. Die Thoralesung des Wochenabschnitts ki teze – »Wenn du ausziehst« – am Schabbat war beendet, es kam der Abschnitt ki tavo – »Wenn du kommst« –, und zügig stand die Jahreszeit der neuen Anfänge auf der Schwelle: Weiße Blusen wurden gebügelt und neue Kleider erstanden, und die Synagoge wurde gereinigt, erneuert und vorbereitet, stolz und erhaben. Mischnaabschnitte wurden studiert, und Exegesen verlängerten sich, die Feierlichkeit begann, alles beherrschend zu durchdringen. Es waren schöne Tage und helle Nächte, und nach und nach zogen sich Wolken zusammen, die zunehmend dunkler wurden und sich ausdehnten. Die Flüche eines Jahres erloschen, und ein neues – 5770 – wurde mit Schofarklang, einer Verschiebung der Zeiger und Feiertagen eröffnet.
Mussa Ibrahim blickte zum Himmel. Er spürte die Vorbereitung; die nassen Tage warteten schon auf ihren Einsatz, und nach dem ersten Regen, der die Oliven spülen, sie anschwellen lassen, kühlen und leicht nachdunkeln lassen würde, wären die Früchte bereit für das nächste Stadium. Seine Nasenflügel weiteten sich in leichter Erregung. Das war die Jahreszeit, die ihm am liebsten war. Die Juden waren ruhig und in ihren Festen absorbiert, der Himmel würde, inschallah , Regen fallen lassen, und die ganze Familie würde zur Ernte eingespannt, würde sich aus allen Ecken des Dorfes im Olivenhain zusammenscharen, lange Tage dort verbringen, Olive für Olive einsammeln.
Sein Sohn Nimr stand neben ihm, hellhäutig, mit Ansatz zur Glatze. Mussa legte ihm lächelnd eine Hand auf die Schulter. »Bald«, sagte er. Nimr erzählte, was sie im Dorf über das Geschäft mit den Juden sagten. Sie waren nicht erpicht darauf. Besonders nach der Geschichte mit der Planierraupe, als Mussa verhaftet worden war und die Soldaten kamen und sie alle behelligten, herumschnüffelten und Dinge beschlagnahmten. Nimr hatte ein paar gereizte Freunde, obwohl er selbst ein guter Junge war. Er vertraute auf seinen Vater. Zwar war er nicht gerade versessen auf diesen Juden, Roni, aber als er begriffen hatte, dass er kein echter Siedler war, kein verrückter Religiöser, und die Absicht hatte, alle an seiner Geschäftsinitiative verdienen zu lassen, und auch dabei half, die Ausrüstung zurückzuholen, die man ihnen genommen hatte, war er einverstanden gewesen, ihn zu akzeptieren. »Da kommt dein Freund«, sagte er zu seinem Vater. Mussa grinste.
» Ahlan , Mussa, wie geht es dir heute?«
»Elhamdillah«, lächelte Mussa und drückte Ronis Hand. Die beiden Dorfbewohner nahmen sich Zigaretten aus der dargebotenen blauen Schachtel, Mussa steckte seine in die Plastikspitze, und die drei zündeten wortlos die Zigaretten an und ließen ihren Blick über den Olivenhain schweifen.
»Was für eine Kälte gestern Nacht, eh?«, sagte Roni.
»Der Wind fängt an«, bemerkte Mussa. »Bald kommt der erste Regen. Und dann werden wir …«
Roni nickte. »Ist alles fertig?«
»Was soll fertig sein? Wir warten. Es gibt viele Transparentplanen von der letzten Siedlerdemonstration. Und Säcke, Stöcke und Metallkämme. Es braucht nur den ersten Regen, er wird die Oliven waschen und ihnen eine gute Farbe geben. Ist bei dir alles fertig?«
»Klar ist alles bereit. Es gibt ein paar Boutiquen in Tel Aviv, die nur auf das Öl warten. Sie sind ganz wild darauf, wissen, dass das
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