Auf fremdem Land - Roman
haben.«
»Ihr?« Roni befreite sich aus der Umarmung und stellte sich vor Jona, etwas seitlich, für den Fall, dass er umfiele. Aber Jonas Gleichgewicht war besser, als es aussah, noch etwas, das Roni gelernt hatte – überlass Menschen, die von anderen abhängig scheinen, sich selbst, und du wirst überrascht sein zu erleben, wie gut sie zurechtkommen.
»Ich und Jona, Ejals Mutter. Dieser Junge, dein Bruder, dieser Gestörte, der loco – er war ein böses Kind. Moment mal, was ist wirklich los mit ihm, hat er sich erholt?«
Gedanken schossen Roni durch den Kopf. »Aber wie … was ist mit den haarigen Armen?« Der einzige Hinweis, den Gabi aus jener Nacht hatte. Das und die Tatsache, dass es mindestens zwei Personen gewesen waren und zahlreiche zerteilte Beine in seinem Mund.
»Ha …« Jonas Gesicht verzog sich langsam zu dem sonnigen Lächeln eines Volltrunkenen. »Das war Jonas Idee. Sie wollte, dass alle dachten, es sei Schimschon Kohen gewesen. Denn schau mal, ich hab glatte Arme, schau her«, er hielt ihm seine Arme entgegen.
»Aber war Schimschon Kohen nicht euer Freund? Warum wollte sie ihm die Schuld in die Schuhe schieben?«
»Auweia. Eine lange Geschichte. Dafür werd ich noch mal kommen müssen.«
Allein der bloße Gedanke, dass er gezwungen wäre, noch einen Abend mit Jona zu verbringen … »Taxi!«, schrie Roni.
Und als wie aus dem Nirgendwo plötzlich eines auftauchte und hielt, grinste Jona und sagte: »Gott sei mit dir, Junge.«
Er stieg hinten ein, schloss die Tür, und als das Taxi bereits anfuhr, ging die Fensterscheibe hinunter und er schrie: »Grüße an deinen Bruder, den loco ! Hoffen wir, dass er sich erholt!«
Erst nachdem das Taxi verschwunden war, fiel Roni auf, dass ihm Jona nicht erzählt hatte, wie Jona und Jona es angestellt hatten, dass die Arme des Vaters so haarig wie die von Schimschon Kohen waren.
Der Helfer
Als Roni Jona erzählte, dass Gabi in New York sei, wusste er nicht, dass Gabi die Stadt zugunsten Hollywoods, Florida, verlassen hatte. Roni wollte Gabi anrufen und ihm von seiner Entdeckung erzählen. Er erhielt eine Telefonnummer von einem Kibbuznik, der in New York im Umzugsgeschäft arbeitete, doch dieser berichtete, Gabi sei nur ein paar Tage bei ihm gewesen und dann verschwunden. Roni gelang es nicht, mit diesem losen Faden etwas anzufangen, und nach einer weiteren Überlegung beschloss er, dass er Gabi eigentlich doch nicht erzählen wollte, was er entdeckt hatte. Wozu. Warum in alten Wunden stochern.
Gabi Kupfer kam ein einziges Mal nach New York zurück. Er wollte sich mit der Tochter Cyril Zimmermans, eines Millionärs aus Boca Raton, Florida, treffen, der ein wichtiger Klient von Meschulam Avneri und der JNF -Niederlassung war. Zimmerman hatte sich einverstanden erklärt, dem Jüdischen Nationalfonds einen erheblichen Teil seines Vermögens zu hinterlassen, und war dabei, sein Testament diesbezüglich zu ändern. Meschulam hatte sich ein paar Mal mit ihm getroffen, teils mit Gabi zusammen, und in seinem Notizbuch vermerkt, dass Zimmerman ein Stifter sei, mit dem man den Kontakt pflegen müsse, da er zu der Sorte Kandidaten gehöre, bei denen zwar gutes Potential für eine Spende zu erkennen war, bei denen sich jedoch möglicherweise ein paar Hindernisse auf dem Weg dorthin auftun könnten.
Ein solches potentielles Hindernis war Jennifer, die neunundfünfzigjährige Tochter Zimmermans, die an der Upper West Side in Manhattan wohnte. Der alte Herr erzählte ihnen eines Tages von ihr. Er sagte, dass sie Fragen nach dem Jüdischen Nationalfonds und dem Erbe stelle. Er glaube zwar nicht, dass das ein Problem würde, doch er wolle keine ungesunden Spannungen erzeugen, oder wie er es ausdrückte: »Die Welt mit einem misstönenden Akkord verlassen.« Daher wollte er ihr die Antworten liefern.
»Welche Fragen hat sie?«, fragte Meschulam liebenswürdig. Er hatte Gabi von diesen Fällen erzählt: Die Kinder des potentiellen Stifters stellten Fragen, vor allem wenn es sich um das Erbe handelte. Meschulam betonte, dass man das Misstrauen mit Verständnis aufnehmen und eine Reihe von vertrauensbildenden Maßnahmen anbieten müsse – eine Präsentation, einen Vortrag, ein Treffen, sogar eine Einladung nach Israel, damit die Kinder die Arbeit mit eigenen Augen sähen. Es habe schon Fälle gegeben, in denen die Kinder das Testament im Nachhinein annullieren ließen mit der Behauptung, ihre einsamen Eltern seien ausgenutzt und manipuliert worden, und in
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