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Auf fremdem Land - Roman

Auf fremdem Land - Roman

Titel: Auf fremdem Land - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
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er undeutliche Stimmen, Schritte von mehr als einer Person auf dem Holzboden oder ein Drehen des Schlüssels im Schloss in den frühen Morgenstunden – Gabi hatte einen leichten Schlaf, er hob dann den Kopf und warf einen Blick auf die Uhr, um drei, vier – und schlief weiter, doch immer trafen sie sich um halb neun, um ins Büro aufzubrechen, und Meschulam sah stets gepflegt und frisch aus. Gabi versuchte zwei-, dreimal, ihn zum Sprechen zu bringen – fragte nach dem Zustand des Vaters seiner Frau und wie die Chancen standen, dass sie in die USA zurückkäme, oder ob er am Abend vorher etwas Interessantes gemacht habe. Doch Meschulam wich stets aus, und Gabi gab es auf. Er spürte, dass Meschulam einsam war. Dass er eine bittere Seite hatte.
    Jennifer Schulman-Zimmerman hatte eine große Wohnung mit einer riesigen Terrasse. In jeder Ecke gab es violette Objekte – Kissen, Bilderrahmen, Vorhänge, auch die Bluse, die sie trug. Sie setzten sich auf die Terrasse und tranken eisgekühlte Limonade. Ihre Augen waren blau und groß, ihr Haar strohblond – eine Frau mit einem großen Körper und durchschnittlichem Aussehen, aber nett, sogar lustig. Sie redete fast nicht von Geld, stellte nur Fragen zu Israel, dem Kibbuz, der Armee. Gabi tat, wie ihm Meschulam aufgetragen hatte: antwortete sachlich, flocht Smalltalk ein, interessierte sich für die Wohnung, erkundigte sich nach ihrer Vorliebe für die Farbe Violett, ihrer Kindheit und ihrem Vater, ihren Kindern und Enkeln. Die Situation entspannte sich, und Gabi verzeichnete insgeheim ein Häkchen bei sich; Jennifer war nur ein weiterer einsamer Mensch, wie ihr Vater, mit zu viel Geld und Komfort ohne die Fähigkeit, es zu genießen, eine Frau, die hauptsächlich ein paar Stunden in der Gesellschaft von jemandem verbringen wollte, der ihr schmeichelte, wie so viele der Spender.
    Aber dann traf ihr Freund ein. Sie stellte ihn als »my young boyfriend« vor, ein energetischer Mann namens Irwin, drei Jahre jünger als sie, der der Vertragspsychiater des Basketballteams der New Jersey Nets war, klein, mit krausem Haar und Bart und dicken Lippen. Sie gingen zu dritt zum Abendessen in ein phantastisches italienisches Restaurant, und Gabi genoss es so sehr, dass er gar nicht merkte, wie die Zeit verging. Er radierte das Häkchen aus, das er vorher gesetzt hatte, da er begriff, dass er Jennifer vorschnell beurteilt hatte. Und auch New York: Die Stadt war anders als die, die er in seinen ersten Tagen in den Vereinigten Staaten kennengelernt hatte. Sie war luftig, erregend, lustig, und je mehr der Wein floss, desto größer wurde Gabis Sympathie für beide.
    Gabi sprach mit Irwin über die Drogenprobleme der NBA -Spieler, und Irwin versprach, Gabi Karten zu besorgen, wenn die Nets nach Miami kämen. Sie erzählten Gabi von einer Rundfahrt, die sie einmal im Galil gemacht hatten, von einem phantastischen Olivenöl, das mit antiken Mahlsteinen hergestellt wurde, von Gräbern heiliger Rabbis in Zefat, von einem guten Restaurant in Rosch Pina – Gabi, der sein ganzes Leben im Galil verbracht hatte, kannte nichts von alldem, doch er sagte zu Irwin, dass er beim nächsten Mal kommen müsse, um sich die Basketballmannschaft des Kibbuz anzuschauen. Sie fragten ihn nach dem Nationalfonds, und er erzählte ihnen, was er wusste, was er von Meschulam gelernt hatte, doch der Wein löste ihm die Zunge, und zu bald gestand er, dass er neu in der Arbeit sei und nicht viel wisse, dass er immer gewusst habe, dass sie Bäume pflanzten, aber nicht, dass sie reiche Spender in Amerika suchten. Jennifer sagte, sie wolle einen Wald auf ihren Namen stiften, ohne Zusammenhang mit der Spende ihres Vaters, in einer neuen Siedlung, in der Freunde von ihr aus Brooklyn lebten, die nach Israel ausgewandert waren. Sie wählte die Nummer von jemandem auf Irwins Mobiltelefon – das war das erste Mal, dass Gabi ein solches Gerät in echt sah, und obwohl Jennifer gezwungen war, Sätze zu wiederholen und lauter zu sprechen, erstaunte ihn seine Existenz an sich – und notierte den Namen der Siedlung auf einer Papierserviette. Nachdem sie das Gespräch beendet hatte, versuchte sie ihn vorzulesen – Maalei Hermesh?
    »Was?« Gabi beugte sich vor, kniff die Augen zusammen, und versuchte, sein Gehör in dem lärmenden Aufruhr der New Yorker Straße zu fokussieren. In seiner Hand hielt er einen Löffel mit Resten der Crème brulée. Jennifer versuchte die Worte auszusprechen. »Ma’aleh Chermesch?«, sagte Gabi. »Ich

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