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Auf fremdem Land - Roman

Auf fremdem Land - Roman

Titel: Auf fremdem Land - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
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regionale Volksschule, Ausflüge auf die Golanhöhen, Mutter Gila und Vater Jossi und ihr Zimmer, Schimschon Kohen. Und der jemenitische Vater von Ofir bei der Gutenachtschicht, der den Kindern russische Geschichtsbücher vorlas, da er glaubte, dass seine Stimme einschläfernde Qualitäten besäße, doch Gabi jagte das immer Angst ein, und er rannte aus seinem Kinderschlafraum mitten in der Nacht in den von Roni. Dann nahm ihn Roni immer im Halbschlaf zu sich ins Bett, und beide schliefen umschlungen ein. Und nachdem der Gutenachtdienst gegangen war, überzeugt, dass alle schliefen, ging es los: Aufstehen und Kaffee machen und Popcorn in der Pfanne auf dem Campinggaskocher rösten, bis alle Körner hüpften und zu klitzekleinen, knusprigen blumenkohlartigen Röschen zerplatzten. Und sich im Kühlraum des Esszimmers einschließen, mit dem Traktor in der Nacht zu den Pflaumenplantagen fahren, den Mädchen Tampons klauen und sie in ein Glas Wasser stecken. Wer konnte da sagen, sie hätten keine glückliche Kindheit gehabt.
    Das Sprungbrett
    In den großen Ferien zwischen der achten und neunten Klasse arbeitete Roni Kupfer im Betriebszweig der Rinder, der besten Arbeitseinheit des Kibbuz. Er hatte sich dazu gemeldet, freiwillig natürlich, und dank seiner gut entwickelten, gebräunten Muskeln, der Ernsthaftigkeit, die er an den Tag legte, und seiner Fähigkeiten war er dann im Basketball angenommen worden. Mit ihm kam der Kibbuz an die Spitze der Jugendliga des Oberen Galil, und Roni wurde zu einem kleinen Star im Kibbuz, was besonders Baruch Schani, Koordinator des Rindersektors und glühender Basketballanhänger, beeindruckte. Es war der Sommer, in dem Orit, eine Klassenkameradin von Roni, das schönste Mädchen, das er kannte, ihre Jungfräulichkeit wegen der Freundlichkeit ebenjenes Baruchs verlor, der zwei Jahre vorher aus einer Kommandoeinheit des Generalstabs entlassen worden war. Es geschah im Sommerlager am Strand eines Kibbuz am See Genezareth, bei den Bananenplantagen. Roni Kupfer war einer der wenigen, die von dem Verhältnis wussten, das sich zwischen dem Dreiundzwanzigjährigen und dem vierzehnjährigen Mädchen entspann, denn er sah, wie sie im Dunkel der Nacht in seinen Schlafsack schlüpfte.
    Roni verlor in jenem Sommer zwar nicht seine Jungfräulichkeit, damit waren die Mädchen normalerweise immer früher dran als die Jungen, doch im Kuhstall, unter Baruchs Kommando, wurde ein junger Mann aus ihm. Sein Bruder, noch ein Kind, lauschte mit Bewunderung den Heldengeschichten: Zäune anlegen, die Herde an glühendheißen Tagen tränken, eine Kuh in Bewegung setzen, die mitten auf der kurvigen Straße, die von Tiberias zum Oberen Galil hinaufführte, wie festgewachsen stehen blieb. Roni stand jeden Morgen um halb fünf auf und fuhr mit dem Stallfahrzeug des Rindersektors zu den Weiden des Kibbuz hinunter. Um sieben gingen alle zum Frühstück hinauf in den Speisesaal und dann zurück zu den Weiden. Am Mittag aßen sie wieder im Speisesaal, und um drei Uhr legte sich Roni schlafen, außer an den Basketballtagen, an denen ihn Baruch schon vorher entließ. Die Schüler arbeiteten natürlich nur in den Ferien in den Betriebszweigen, aber in Stoßzeiten wie vor der Schlachtung oder bei der Aufnahme neuer Kälber überredete Roni Baruch zuweilen, ihn auch an Schultagen einzusetzen.
    In jenen großen Ferien hatte Gabi noch Drahtklammern an den Zähnen. Das waren die letzten zwei Jahre des langfristigen kieferorthopädischen Projekts, und der schwierigste Teil lag hinter ihm. Gegen Ende der Ferien, als die Zeit der Sommerlager und Camps vorbei war, befand sich der Aufsichtspegel der Erwachsenen auf seinem absoluten Tiefstand. Ihnen war heiß, sie waren beschäftigt, sie wollten am liebsten bloß in den Zimmern mit den neuen Klimaanlagen bleiben, die in diesem Jahr installiert worden waren (niemand konnte sich vorstellen, wie sie vorher überlebt hatten). Die Kinder tummelten sich draußen ohne die Klimaanlagen, nutzten die letzten Ferientage aus, vagabundierten. Die angestaute Glut der erbarmungslosen Sommermonate war allgegenwärtig. Die Asphaltstraßen loderten, und auch auf den grauen Betonpfaden konnte man nicht barfuß gehen. Gabi und seine Freunde Jotam und Ofir gingen in blau-weiß gestreiften Schlappen mit großen Handtüchern über der Schulter, nur ein Badehosendreieck auf ihren gebräunten, mageren Körpern. Die Hitze legte sich um ihre Haut. Jotam, den Blick auf den Pfad gerichtet, versuchte, so viele

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