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Auf fremdem Land - Roman

Auf fremdem Land - Roman

Titel: Auf fremdem Land - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
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Käfer wie möglich zu zertrampeln, auch sie bereits am Ende ihres Sommers, zögernd, taumelig, ihr unsäglicher Geruch schon jenseits des Stadiums, da er noch jemanden störte, da er – abgesehen von zufälligen Gästen – überhaupt noch jemandem auffiel. Jotam zählte elf, zwölf, seit sie den Speisesaal verlassen hatten, dreizehn. Ofir sagte: »Du hättest dem Idioten eine runterhauen sollen.« Und Gabi spürte, wie sich sein Gesicht rötete, die Wut wieder hochstieg, doch er sagte bloß: »Er wird schon kriegen, was er verdient, keine Sorge.«
    »Klar«, erwiderte Ofir, »er hat’s bestellt.«
    »Vierzehn und fünfzehn auf einen Tritt«, meldete Jotam.
    Ofir sagte: »Du hättest ihm den Käse gleich direkt ins Gesicht schmieren sollen.« Gabi dachte, und warum hast du ihm den Käse nicht gleich direkt ins Gesicht geschmiert? Aber er sagte nichts. Das große Sprungbrett, drei Meter Beton, tauchte vor ihren Augen auf, und aus der Entfernung war eine Gestalt zu sehen, die von der Kante in einem Rückwärtssalto absprang.
    »Wer ist da gesprungen?«, fragte Gabi.
    »Ich glaub, das ist dieser Freiwillige, nu«, sagte Ofir.
    »Der Freund von Orit«, ergänzte Jotam.
    »Er ist nicht ihr Freund«, entgegnete Ofir.
    »Woher weißt du das?«
    »Wollen wir wetten?«
    Dieser Junge, Ejal, stand vor dem Frischkäse. Was hat er denn?, fragte sich Gabi. Warum rührt er sich nicht? Kämpft er mit sich, wie viel Frischkäse er auf den Teller laden soll, oder träumt er bloß? Jedenfalls brauchte er da nicht wie angewachsen stehen zu bleiben. In welche Klasse ging er?
    »In welche Klasse geht er?«, fragte Gabi nachher auf dem Weg zum Schwimmbad.
    »Wer?«
    »Ejal.«
    »Kommt in die zweite, er ist mit meiner Schwester zusammen.«
    Gabi wartete, dass Ejal den Weg zum Frischkäse freimachte, als ihn Ofir auf einmal in die Schulter rammte, ein schmerzhafter Stoß.
    »Hast du sie noch alle?« Gabi drehte sich erbost zu Ofir um.
    »Was ist los? Warum rührt sich nichts? Was ist mit dem Käse?« Ihre holzimitierenden Kunststofftabletts waren hintereinander auf dem Metalllauf vor den großen Essenscontainern aufgereiht. Auf den identischen Tabletts standen blaue Teller mit Rührei, das bereits erkaltet, hart geworden und an den Rändern etwas angegraut war, dazu eine Tomate und eine Gurke sowie Besteck. Nur der Frischkäse fehlte noch zum perfekten Frühstück. »Nu«, sagte Ofir. Gabi stieß den Jungen, Ejal, den angehenden Zweitklässler, mit der Schulter an.
    »Aua, was willst du denn, du Klauengebiss?«, antwortete Ejal, wobei er Gabi in die Augen sah. Nachher war Ofir der große Held und tat verwundert, warum Gabi ihm den Käse nicht gleich ins Gesicht geschmiert hatte, doch die Wahrheit sah so aus, dass Ofir und Jotam in dem Moment, in dem es passierte, erst einmal gekichert und darauf gewartet hatten zu sehen, wie Gabi reagieren würde. Als wären sie nicht seine Freunde, als wäre der dreiste Kerl nicht zu ihnen allen unverschämt gewesen, die schließlich drei Jahre älter waren als er. Sie kicherten, und Gabi sagte: »Was hast du gesagt?« Und der Junge wiederholte: »Klauengebiss«, wobei er ihn weiter ansah. Ohne Angst. Gabi versetzte ihm einen Stoß mit der Schulter, jedoch nicht fest genug, denn er schaffte es, an Ort und Stelle stehen zu bleiben und zu sagen: »Aua, na gut, Sekunde noch, Klauengebiss, ich nehm mir bloß Frischkäse, wart mal schön geduldig.« Ofir und Jotam lachten wieder, und vor lauter Verwirrung wartete Gabi geduldig. Sein Gesicht hatte sich gerötet, aber Ejal bezog Sicherheit aus dem Gekicher und fügte hinzu: »Der Käse bleibt dir sowieso im Eisengeländer stecken, also was hast du davon?« Und schob nach: »Klauengebiss.« Ein oder zwei Freunde neben ihm bemühten sich, das Lachen zu unterdrücken.
    »Fünfzehn«, gab Jotam bekannt, als sie sich bereits dem Schwimmbad näherten.
    »Fünfzehn war schon«, sagte Ofir.
    »Ja? Dann eben sechzehn.«
    »Wow, dieser Idiot, warum hat er nichts abgekriegt?«, sagte Ofir. Gabis Ohren brannten noch immer.
    Im Speisesaal lud Ejal endlich Frischkäse auf seinen Teller und nach ihm Gabi, neben sein Rührei. Dann ging er damit an einen Tisch. Ofir und Jotam machten dasselbe und setzten sich neben ihn.
    »Hast du den unverschämten Kerl gesehen?«, sagte Ofir, als er sich niederließ, als ob er die Antwort nicht wüsste, als wüsste er nicht, dass ihn alle gesehen und auch gehört hatten, diesen unverschämten Kerl, als ob er und Jotam nicht an Gabis

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