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Auf fremdem Land - Roman

Auf fremdem Land - Roman

Titel: Auf fremdem Land - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
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Mal, wenn man es macht? Weil das ganze Blut drinnen von der Jungfernhaut festgehalten wird und dann, wenn sie zerreißt, das Blut rauskommt.« Gabi und Ofir blickten Jotam an, stellten es sich bildlich vor.
    »Und wenn schon«, wandte Gabi ein, »kann es nicht Pipi sein? Weil, also irgendwie, dort kommt doch das Pipi raus, oder nicht? Wenn man da also einen Finger reinsteckt oder …«
    »Nein, wieso, nicht Pipi. Das Pipi ist an einer anderen Stelle und kommt nur raus, wenn Pipi drin ist. Das ist Blut, ich sag’s euch«, entgegnete Jotam.
    Ofir war nicht überzeugt. »Ich weiß nicht, das kommt mir nicht logisch vor. Ich glaube, es ist Schweiß, trotzdem. Es klingt wie Schweiß.«
    »Was klingt da wie Schweiß? Lies, lies mal vor«, verlangte Jotam. Ofir, ein wenig unbehaglich, kehrte ein paar Zeilen zurück und las den Absatz über die Feuchtigkeit der Frau.
    »Ehrlich gesagt«, meinte Gabi, »klingt es wirklich noch am ehesten wie Schweiß.«
    »Nein«, stellte Jotam fest, obwohl seine Stimme nun weniger sicher klang.
    »Ich werde Roni fragen«, sagte Gabi, der Einzige der drei, der einen großen Bruder hatte, den er fragen konnte. Sie nahmen ihre Lektüre wieder auf.
    Jifat, sechzehn Jahre alt. Sie und Roni in seinem Zimmer, denn bei sich wollte sie es nicht, sie wollte nicht, dass jemand, den sie kannte, etwas hören oder sehen würde, also hatte er es eingerichtet, dass sein Zimmergenosse in dieser Nacht in einem anderen Bett schlief. Nach ein paar Bier schmusten und lachten sie wie immer, aber sie waren auch angespannt, aufgeregt, heute Abend würde es passieren, er zog die Hose aus, darunter trug er Boxershorts mit dem Aufdruck eines Krokodils mit weit aufgerissenem Rachen, und Jifat lachte, tippte auf das Krokodil, hob ihren Blick zu Ronis Augen und streifte ihm die Unterhose ab. Dann zog er sie aus und schaute, roch, steckte einen Finger hinein, wie ein Baby in einen Käsekuchen, nicht wie ein Liebhaber, und fühlte die geheimnisvolle Feuchtigkeit, zog ihn heraus, übererregt, und machte schlapp, lächelte verlegen, küsste ihre Lippen, nahm ihn selbst in die Hand und versuchte, sich zu erregen, doch ohne Erfolg. Also probierte er einfach so, wie er war, in sie einzudringen, was gelang, aber das war nicht, was in den Heftchen vom zentralen Busbahnhof geschrieben stand, die er aus dem Zimmer verbannt hatte, und in den Büchern von Dahn Ben-Amotz, das war nicht, was sie versprochen hatten, sie stöhnte nicht und schrie nicht, er sagte nicht, yeah, Baby, er war immer noch schlaff, nicht total, aber weit entfernt von dem, was er sonst die ganze Zeit, wie er wusste, mit Leichtigkeit erreichte, bloß bei der Lektüre der Heftchen und Dahn Ben-Amotz, allein beim Gedanken daran, schon beim Beobachten der weiblichen Freiwilligen, nur von einem Zungenkuss mit Jifat, aber diesmal – die Aufregung, das Bier, der Druck. Und trotzdem war er drin, auch so, bewegte sich hinein und hinaus, fünf- oder sechsmal, vielleicht eine halbe Minute, und kam unter großem Keuchen, grinste noch einmal verlegen, und sie lächelte, begriff nicht ganz, das erste Mal eben.
    Das zweite Mal, eine Woche darauf, lief ein bisschen besser. Das dritte Mal erinnerte irgendwo schon an Dahn Ben-Amotz. Roni fand, dass es wirklich gut war. Noch eine Woche später, als sie ihr fünfmonatiges Beisammensein feierten, kam Jifat nicht zur Schule, aber sie schrieb ihm einen Brief, in dem sie erklärte, dass sie durcheinander sei, sie sei zwar verrückt nach ihm und fühle sich wohl mit ihm, aber sie müsse ein bisschen allein sein, glaube sie, das sei eine komische Phase, die fünf Monate zusammen seien die überwältigendsten in ihrem Leben gewesen, aber jetzt habe sie das Gefühl, dass sie beide, vielleicht, ein bisschen Abstand einlegen sollten?
    Vielleicht? Er umklammerte das linierte Blatt Papier, auf dem die verletzenden Worte standen, und begriff es nicht. Las es wieder, das Herz schlug ihm schmerzhaft bis zum Hals. Er nahm den Brief und ging hinten herum zur Jointhöhle. Alle kehrten beim Läuten in die Klasse zurück, nur er saß allein da, roch die großen Kiefern und die versengten Zigarettenstummel, las es noch einmal, und Tropfen verschmierten die Wörter.
    Die beschleunigten Herzschläge jedes Mal seitdem, wenn er sie sah. Die Übelkeit, als sie ihm erzählten, dass sie offenbar mit Ofer, aus einer Klasse über ihnen, aus einem anderen Kibbuz, herumhing. Als er hörte, dass man sie zusammen in einem Zelt am Toten Meer gesehen hatte. Die

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