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Auf fremdem Land - Roman

Auf fremdem Land - Roman

Titel: Auf fremdem Land - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
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Knieschmerzen vom jahrelangen Basketballspiel, sein gebrochenes Herz oder seinen Bruder, der bisweilen in Schwierigkeiten geriet. Er wurde für zwei Wochen vormilitärische Grundausbildung in Peles angenommen, wobei das Auswahlverfahren für die Brigade für die zweite geplant war. Es sollte sehr schwierig sein, und alles, was er sich die ganze Woche lang eintrichterte, war, dass er die nächste bloß überstehen, das Ende erreichen musste, wenn er nur bis zum Ende durchhielte, wäre er zufrieden, das wäre genug. Und das Ende kam, nach einer Woche im Camp teilte ihm Schagra mit, dass er angenommen worden sei. Und dann die Rekrutenausbildung in Eljakim, überall Kühe und Hügel und Buckel und Obstgärten – der endlose Drill und die ständige Drohung, dass alles bisher ein Kinderspiel gewesen sei und erst jetzt die wirkliche Knochenarbeit beginne.
    Er fing an als Funker und als Mannschaftsführer bei Geländemärschen und Infanterieübungen: wochenlang im Gelände, das Essen selber zubereiten, Gewichte auf dem Rücken und sich allein oder allerhöchstens mit einem Kameraden orientieren. Und noch mehr Drill und Befehle und Vorgesetzte, die einem im Nacken saßen, ganz selten einmal ein bisschen Ruhe und Frieden. Ein Jahr und vier Monate später lagen das Basislager Eljakim, das Übungsgelände 100 und der Ausbildungsgang hinter ihm, und ihm wurde die Nadel des fliegenden Tigers an die Brust geheftet oder, wie er sie nannte, die lachende Katze – sechzehn Monate lang höchste Anstrengung, gestörter Schlaf, schädliche Belastung von Rücken und Beinen, Gebrüll und Erniedrigung, alles für eine Anstecknadel.
    Gabi war mit Jotam in der Sporthalle. Warf einen Ball in den Korb. Noch einen. Und warf. Holte ihn wieder, unterm Netz oder von jeder anderen Stelle, wo er hinflog, wenn er vom Brett oder vom Ring abprallte. Nahm den orangebraunen Ball, glattpoliert vor lauter Abnutzung, dribbelte ihn, während er sich vom Korb entfernte, drehte sich um, zielte, beugte ein Knie, linke Hand unterm Ball, rechte Hand leicht ausbalancierend, und hopp, flog der Ball im Bogen, hopp, traf er den Rand des Korbrings. Jotam war bereits einen Kopf größer als Gabi, auch stärker, und spielte in der Jugendmannschaft. Beide warfen auf den gleichen Korb, auf der anderen Seite fand ein Spiel der Großen statt, drei gegen drei, bumm-bumm-bumm, sprangen die Bälle, quietsch-quietsch-quietsch, wetzten die Schuhe. Er und Jotam redeten nichts. Warfen nur. Gabi war an diesem Tag um halb fünf aufgewacht und zur Feldarbeit gegangen, Tomaten pflücken. Hatte gesehen, wie langsam die Morgendämmerung aufstieg, die kühle Luft zunehmend verdampfte, die Dunkelheit wich. Der Geruch der Tomaten umgab ihn, berührte ihn, kratzte ihn. Erst nachdem man ihn in diesem Arbeitszweig eingeteilt hatte, begriff er, dass er die Tomaten nicht ertrug, ihren starken Geruch, ihre so gar nicht einladenden haarigen Stämme, besonders wenn die Sonne aufging und die Hitze kam, während er gebückt eine nach der anderen pflückte, teils schon zerquetscht, und sie kein Ende nehmen wollten. Er mochte auch die anderen Kibbuzniks nicht, die mit ihm arbeiteten, ebenso wenig wie die Freiwilligen und den Bereichskoordinator, ein Neueinwanderer aus Australien, der Gabi ein bisschen wie ein zurückgebliebenes Kind behandelte.
    Der Ball von den Großen auf der anderen Seite rollte in Jotams und Gabis Platzhälfte. Das passierte ständig – normalerweise gab man den Ball an die andere Seite zurück und spielte einfach weiter, keine große Affäre. Aber wenn man gerade mittendrin war, beendete man zuerst das, womit man angefangen hatte, und gab ihn danach zurück, oder es kam einer von der anderen Seite und holte ihn.
    Der Ball wechselte die Seite und rollte neben Gabis Füße, gerade als er zum Wurf zielte, und Alex von der Ziergärtnerei, der mit Vater Jossi zusammenarbeitete, kam, um den Ball zu holen, doch um nicht zu stören, blieb er hinter Gabi stehen, der noch zielte, und wartete, dass er seinen Wurf beendete. Gabi bemerkte ihn in seinem Nacken, er mochte es nicht, wenn man ihm zuschaute, und er mochte Alex nicht. Er ließ den Ball einmal hüpfen und zielte erneut. Jetzt schauten alle anderen Spieler von der zweiten Seite, die auf ihren Ball warteten, herüber, um zu sehen, was Alex aufhielt, und sahen Gabi zielen. Gabi warf einen Blick nach hinten und sah die fünf, schwitzend und schnaufend, die ihn anschauten und auf den Wurf warteten. Er ließ den Ball noch einmal

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