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Auf fremdem Land - Roman

Auf fremdem Land - Roman

Titel: Auf fremdem Land - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
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langen Stunden allein im Zimmer, wenn er sich wieder, wieder und wieder auf seinem schwarzen Stereokassettenrecorder »I want to know what love is« von Foreigner, »Don’t you want me?« von Human League, »More than I can bear« von Matt Bianco anhörte.
    Die zehnte Klasse war optimistisch und rosarot gefärbt von der ersten Liebe und einer erregenden Entdeckung. Die elfte Klasse trug das traurige, gebrochene Schwarzgrau einer ungeheuren Enttäuschung und eines zersprungenen Herzens, das zum Teil nie wieder zusammenwachsen, die Misstrauensbarrieren und Verteidigungswälle nie wieder abbauen würde. Er würde anfangen, in den blutenden Wunden zu stochern. Beginnen, die Fragen zu stellen, die er nie ernsthaft ergründen wollte, obwohl Mutter Gila und Vater Jossi nichts verheimlicht hatten. Sie hatten jedoch auch nie wirklich erzählt, was damals, vor über einem Jahrzehnt, passiert war, als Roni knapp fünf war und Gabi ein einjähriges Baby, das noch nicht laufen konnte.
    Die Schmetterlinge
    Onkel Jaron zog kurze Zeit nach dem Sechstagekrieg auf die Golanhöhen. Der Krieg war zwar relativ kurz, aber immerhin lang genug, um ihn das rechte Auge und den oberen Teil seiner rechten Hörmuschel zu kosten, und zwar durch Splitter einer Granate der eigenen Armee, die einem seiner Kameraden in der Fallschirmspringereinheit in der Schlacht von Burdsch Babil ausgerutscht war. Er hatte noch genügend Zeit, zwei Schritte zu machen und in die Luft zu hechten wie ein Torwart beim Elfmeter – wilde Spekulationen über die Richtung, geringe statistische Verteidigungschancen, er sah im Dunkeln nicht, was da landete oder auf wem, wusste nicht, woher der Schrei kam, hörte die Explosion nicht und erwachte in einem improvisierten Lazarettzelt mit einem riesigen Verband um seinen Kopf. Einige Monate später, als er endgültig aus den Krankenhäusern und der Armee entlassen worden war, mit einer Mosche-Dajan-Augenklappe und voll Energie, sich erneut ins Leben zu stürzen, sagte er zu Ascher, seinem jüngeren Bruder, sowie zu jedem, der es hören wollte: »Sie haben mir ein Auge und ein Ohr genommen, jetzt sollen sie mir etwas zurückgeben.« Er meinte die Golanhöhen. Die kleine Kibbuzzelle, die ihn mit offenen Armen aufnahm, erfuhr in den ersten Jahren ihres Bestehens Ortsveränderungen, schwere syrische Bombardements, einen weiteren großen Krieg und all das zusätzlich zu den normalen Schwierigkeiten einer jungen Ansiedlung in einem jungen Staat. Als Jaron seinen Bruder mitsamt Schwägerin und den zwei kleinen Neffen zum ersten Besuch auf seine Golanhöhe einlud, hausten er und seine Gefährten immer noch in dem aufgegebenen syrischen Militärlager, in dem sie sich fürs Erste niedergelassen hatten.
    Spät in der Nacht, nachdem es ihr endlich gelungen war, Roni schlafen zu legen, sagte Riki zu Ascher, sie habe kein gutes Gefühl dabei. Die Syrer warfen Bomben, schossen und verschleppten Leute, es sei wirklich nicht sicher, jetzt auf die Golanhöhen zu fahren, ganz bestimmt nicht mit zwei kleinen Kindern, von denen eines noch ein Baby war. Ascher entgegnete ihr: »Die Kriege sind zu Ende. Ich glaube, die Syrer haben die Hoffnung verloren, dorthin zurückzukehren.«
    Sie widersprach: »Aber sie bombardieren weiter.«
    »Kaum noch«, sagte ihr Mann. »Wann war das letzte Mal, dass sie in die Nähe von Jarons Kibbuz gekommen sind?«
    »War es nicht vor einem Monat?«, fragte sie.
    »Ich glaube, es ist länger her. Und sie haben die ganze Zeit ohnehin keinen getroffen. Das ist nur zur Einschüchterung. Ein bellender Hund beißt nicht. Sie haben grässlich schlechte Waffen. Sie sind außerstande, irgendwas zu treffen.«
    »Außer dieser einen armen Frau«, sagte Riki.
    »Außer dieser einen armen Frau«, bestätigte Ascher. Gabi ließ ein kleines Greinen hören. Die Eltern spitzten die Ohren und verstummten. Als sie weiterredeten, sprachen sie so leise wie möglich. »Auf alle Fälle«, sagte Ascher, »habe ich meinem Bruder versprochen, dass ich komme. Der Mann hat sein halbes Gesicht verloren, um diesen Ort zu erobern, und hat beschlossen, dort ein Haus zu bauen. Das muss man anerkennen.«
    »Ich erkenne es ja an«, antwortete Riki, obwohl sie die Sturheit, sich an einem gottverlassenen Ort, an dem Bomben fielen, niederzulassen, nicht besonders hoch schätzte und nicht glaubte, dass Ascher, bei aller Liebe zu seinem Bruder, das besonders anerkennenswert fand, »aber kann man den Besuch nicht ein bisschen verschieben?«
    »Nein«,

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