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Auf fremdem Land - Roman

Auf fremdem Land - Roman

Titel: Auf fremdem Land - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
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sanft, in welchem Rhythmus, wann schneller und wann langsamer. Ihre nicht endenden Küsse schickten ihn in ein Paradies, aus dem er nicht zurückkehren wollte, und das Gefühl ihres Körpers auf dem seinen, das Gewicht, der Geruch, das lange braune Haar, war berauschend.
    Das erste Mal, dass sie es taten, war, als sie sechzehn wurde. Es gab Mädchen, die früher anfingen, wie die schöne Orit mit Baruch Schani am Strand des Sees Genezareth zwischen der achten und neunten Klasse und ein paar Freundinnen von Jifat im Kibbuz, doch sie sagte zu ihm, erst an meinem sechzehnten Geburtstag, und er akzeptierte es, war glücklich, dass er ihr Erster sein würde und sie die Erste für ihn. Auch ein Teil seiner Freunde hatte die Feuertaufe schon hinter sich gebracht, doch er hatte es nicht eilig, ihm fehlte nichts, und im Winter war es dann so weit.
    Winter im Kibbuz. Der Regen prasselte heftig auf das Dach des kommunalen Autobusses vom Oberen Galil, die Kälte drang durch die Fensterritzen, Jechiel, der Fahrer, mit seiner ewigen grauen Schirmkappe, pfiff leise unter seinem Schnurrbart, die großen Scheibenwischer an der Windschutzscheibe bewegten sich mit mühsamer Schwerfälligkeit arhythmisch von einer Seite zur anderen, man hörte den Aufprall, wenn sie unten auftrafen – einer nach dem anderen, jedes Mal wieder. Nachdem der Autobus das Maul- und Klauenseuchenbassin am Eingang passiert hatte, fuhr er weiter und versuchte, so dicht wie möglich am Kinderhaus zu halten, doch es blieb noch ein Stückchen Weg, und die Kinder schlüpften aus der Autobustür und rannten geduckt los, einige Mädchen mit Regenschirmen, ein paar Jungen schützten ihren Kopf mit der Schultasche, manche demonstrierten Gleichgültigkeit und reckten den Kopf zwischen den Tropfen. Es war so grau, dass es beinahe dunkel war, große braune Pfützen standen auf der Straße, den Höfen und dem offenen Gelände, und ein intensiver Geruch stieg von der Erde auf, waberte aus den Bergen und wand sich aus den Plantagen, die den Kibbuz umschlossen. Gabi und Jotam eilten in ihr Zimmer, und Ofir schloss sich an. Der Regen brachte sie zusammen – keine Streifzüge zum Berg, keine Freundinnen, kein Schwimmbad. Ununterbrochener Regen hat diese tröstliche Fähigkeit der Wiedervereinigung. Sie blätterten in Magazinen, die Roni seinem Bruder vor ein paar Wochen gegeben hatte, mit Bildern von splitternackten Mädchen, und in einem Büchlein mit zerrissenem Einband von Schulamit Efroni, das er einmal am zentralen Busbahnhof in Tel Aviv gekauft hatte, in dem es Geschichten über splitternackte Mädchen gab. Als Roni ihm die Tüte mit einem Packen von Zeitschriften und Büchern gebracht hatte, sagte er zu Gabi, es würde Zeit, dass er diese Dinge lernte, aber Gabi wusste, dass Roni sein Zimmer säubern wollte für den Fall, dass Jifat käme, er wollte keinen schlechten Eindruck auf sie machen.
    Die drei Jungen lasen in konzentrierter Stille, nur der Regen, der sich gegen die Fensterläden ergoss, war zu hören, der Heizspiralofen gab alle paar Minuten einen metallischen Seufzer von sich, und eine Seite wurde raschelnd umgeblättert. Jotam lag ausgestreckt auf seinem Bett, Gabi und Ofir saßen auf dem von Gabi, jeder in einem Eck. Jotam räusperte sich, Ofir fragte: »Was ist diese Feuchtigkeit?«
    »Welche Feuchtigkeit?«, gab Gabi zurück und schaute zur Decke hoch. »Läuft es wo rein?«
    »Nein, in diesen Geschichten«, Ofir deutete auf das Heftchen in seiner Hand. »Wenn sie sagen, dass die Frau nass ist, von was ist sie nass?«
    Jotam ließ das Bahnhofbüchlein von Schulamit Efroni in seiner Hand sinken. »Das heißt, dass sie erregt ist«, sagte er, »dass sie will.«
    »Ja, in Ordnung, das hab ich verstanden. Aber von was genau ist sie nass?«
    Schweigen senkte sich über den Raum, unterstrich das Geprassel des Regens, das Gähnen des Ofens. Die drei Jungen warfen einen Blick auf das, was da stand, dachten nach.
    »Schweiß vielleicht?«, schlug Ofir vor und bekräftigte dann, »ich glaub, es ist Schweiß.«
    »Schweiß?«, fragte Gabi nach und sah seinen Freund an, der mit untergeschlagenen Beinen auf dem Bett saß.
    »Wieso, das ist Blut«, entschied Jotam.
    »Blut?«
    »Klar. Das ist im Körper drinnen. Als ob man in ihren Körper hineingeht. Drinnen ist Blut. Und einmal im Monat, wenn es die Regel gibt, kommt dieses Blut raus, und dann braucht man Tampons. Sagt nicht, dass ihr das nicht wisst.«
    »Das wissen wir, aber …«
    »Und warum blutet es beim ersten

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