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Auf fremdem Land - Roman

Auf fremdem Land - Roman

Titel: Auf fremdem Land - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
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Charmisch von den Siedlern. Die Palästinenser forderten die Juden auf, ihr Gelände zu verlassen, doch die Soldaten reagierten nicht darauf und ließen sie nicht über die vom Kommandeur willkürlich bezeichnete Linie hinaus vorrücken. Zu den Palästinensern gesellten sich ein paar israelische Friedensaktivisten mit Schildern, die die Besetzung verurteilten. Wie sie es geschafft hatten, davon zu hören, sich zu organisieren und sofort aufzutauchen, weiß der Teufel. Roni Kupfer musterte sie eingehend in der Hoffnung, die gut ausgestattete linke Demonstrantin vom vorigen Mal ausfindig zu machen, doch er sah sie nicht.
    Der Befehlshaber des Zentralkommandos und Omer kamen zurück, hinter ihnen wurden die Planierraupen gestartet. »Es wird weitergearbeitet«, sagte der Generalmajor zu niemand Bestimmtem.
    »Was heißt weitergearbeitet, Giora?«
    »Weiterarbeiten heißt, es wird weitergearbeitet, Otni, mein Freund. Siehst du«, er drehte sich um und deutete auf die Planierraupen, die sich langsam auf den Kettengliedern in Bewegung setzten, »sie arbeiten weiter.«
    »Aber worin besteht die Arbeit? Die Oliven abschieben und dann was?«
    Der Generalmajor lächelte. »Ich weiß, worauf du hinauswillst, Otni, mein Freund. Kommt her, ich erklär’s euch ein für alle Mal in deutlicher Form. Hört zu, begreift, was wir machen, und dann könnt ihr euch alle – Siedler, Araber, Linke, Rechte, auch du, schönes Pferd« – er deutete auf Killer –, »umdrehen und wieder nach Hause gehen und euch ausruhen.« Das Publikum wurde still. Giora rückte die Sonnenbrille zurecht und sprach weiter. »Wie euch bekannt ist, wurde beschlossen, hier die Zauntrasse durchzuführen. Daher räumen wir das Gelände frei und bereiten es für den Bau vor.«
    »Aber was …«
    »Ich bin noch nicht fertig. Und ich weiß immer noch, worauf du hinauswillst, mein lieber Otni. Die Antwort ist ja. Der unerlaubte Stützpunkt Ma’aleh Chermesch 3, zu dem der OGH die Petition gegen die Räumung abgelehnt hat, wird als Teil der Vorbereitungsmaßnahmen zum Bau des Zaunes und als von Gesetzes wegen bindend geräumt werden. Das bedeutet ›es wird weitergearbeitet‹. Danke.«
    »Bindend von Gesetzes wegen?«, rief ein Aktivist mit vierkantigem Kiefer und einem T-Shirt mit dem Logo der Merez-Partei, in der Hand ein angebissenes Sandwich. »Dem Dorf Land und Felder wegnehmen? Warum kümmert ihr euch nicht erst mal um die Gesetzesbrecher da drüben, bevor ihr Dutzenden von Menschen den Lebensunterhalt kaputtmacht?«
    »Lebensunterhalt!«, schrie Neta Hirschson. »Du redest von Lebensunterhalt? Sie sollen aufhören, Steine und Raketen zu schmeißen, sie sollen aufhören, uns mit Hackbeilen und Messern anzugreifen und auf Autos zu schießen – dann reden wir mit ihnen über Lebensunterhalt.«
    Giora blickte die wutschnaubende Siedlerin mit der orangefarbenen Haube mit hochgezogener Braue an. »Sch, sch, Leute. Ich habe Klartext gesprochen. Jetzt dreht euch einfach um, geht still nach Hause und lasst uns weitermachen. Omer, zerstreu die Demonstration. Warum gibt’s hier keine Jasager?«
    In diesem Augenblick preschte der ministeriale Volvo des Bildungsministers heran, und der Fahrer sprang heraus, um die Tür zu öffnen. Der zweiten Tür entstieg der Vorsitzende des Gemeinderats, Dov. Kurz hinter dem Volvo hielten zwei Kastenwägen von Fernsehsendern, aus denen Leute mit geschulterten Kameras und umpuschelten Mikrophonständern stürzten. Der Minister trat zu dem Befehlshaber des Zentralkommandos. Der Generalmajor sagte ihm das, was er gerade den Anwesenden gesagt hatte. Der Bildungsminister wirkte nicht zufrieden. Er stellte sich vor die Siedler und hob zu einer Stegreifrede an. Die Fernsehkameras drängten zu seinem Gesicht. »Die Regierung, in der ich sitze, wird ihre Hand nicht zur Aushebung von Siedlungen reichen«, verkündete er, »insbesondere nicht von Chermesch 3, ein pionierhaftes und führendes Viertel im Herzen der Wüste, das uns an unsere Wurzeln gemahnt, die tief in diesem Lande verwachsen sind, das Erez-Israel wieder belebt, die Werte der Besiedlung und der Arbeit und die Gerechtigkeit des Wegs. Das ist das wahre Israel, das zionistische, pionierhafte …«
    Der Linke mit dem Vierkantkinn versuchte zu stören, wurde aber von einem Fernsehreporter zum Schweigen gebracht.
    »… Im Namen der Regierung bin ich gekommen, um die Siedler zu ermutigen und zu stärken. Ihr seid die wahren Helden unserer Zeit, die Verteidiger des Staates Israel. Ich

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