Auf fremdem Land - Roman
bin gekommen, um zu sagen: Nein zur arabischen Aggression, ja zur Besiedlung, ja zur Sicherheit!« Vereinzelter Applaus klang von der rechten Seite der Menschenansammlung auf, höhnische Pfiffe lösten sich von der linken Seite – beides zunehmend anschwellend. Der Minister beantwortete die Fragen der Fernsehjournalisten. Danach stürzten sie sich auf den Befehlshaber des Zentralkommandos, der verlauten ließ: »Ich bin Soldat und führe Befehle aus. Ich habe einen Befehl erhalten, und ich führe ihn aus.«
Die Planierraupen ebneten Boden und schoben Erde ab, das Kreischen der Kettenglieder und das Auftreffen der Schaufeln auf Felsgestein sandten bebendes Erschauern durch die Versammelten. Roni suchte nach Mussa, doch er konnte ihn nicht im Publikum ausmachen. Der Bildungsminister bat seinen Assistenten wieder, den Ministerpräsidenten zu erreichen.
»Jalla!«, johlte Neta in Richtung der gegnerischen Versammlung. »Ihr habt gehört, was der Minister und der General gesagt haben. Geht nach Hause und lasst die Armee siegen!«
»Halt’s Maul«, gab ein junger Palästinenser aus Charmisch zurück. »Geh heim, du Nutte.«
»Waaas?«, kreischte Neta. »Verhaftet ihn, habt ihr diesen Terroristen gehört?« Zwei Soldaten stürzten sich auf den jungen Mann und warfen ihn zu Boden. Ein zorniges Wispern durchlief die Menge der Dorfbewohner von Charmisch, bis es sich in Geschrei und einer drohenden Vorwärtsbewegung Bahn brach. Die Soldaten reagierten mit einem Spannen der Abzüge und warnendem Knurren.
Der Generalmajor sprach in eines seiner zahlreichen Funkgeräte in seinem Panzerwagen. Er alarmierte weitere Soldaten und die Polizeitruppe von der Sondereinheit. Währenddessen versuchte Omers Zug, die Situation unter Kontrolle zu halten. Ein Gasgranatenwerfer tauchte von irgendwoher auf, Tränengas wurde auf die palästinensische Seite abgefeuert. Der Wind trug den grauenhaften Geruch zu den Siedlern und Soldaten zurück. Alle bedeckten Nase und Mund. Wasser wurde hektisch herbeigeschafft. Omer schrie: »Ruhe jetzt, alle!« Doch seine Stimme klang schwach und zu hoch, ermangelte trotz Megaphon der Autorität.
Der Bildungsminister trat hastig zum Generalmajor. Der ließ ihn warten, war mit der Truppenlogistik und der Befriedung des Geländes beschäftigt, bei allem Respekt für den Minister. Schließlich wandte er sich ihm zu: »Flott, Mann, wir sind hier in einer kritischen Lage.«
»Ich weiß, dass Sie in einer kritischen Lage sind«, versetzte der Minister. »Und was ich zu sagen versuche, ist, dass die Lage beendet ist. Der Ministerpräsident hat mir eben gesagt, dass er Anweisung erteilt hat, die Arbeiten einzustellen.«
»Was haben Sie gesagt?« Der Lärm der Planierraupen, des Geschreis und der Megaphone war ohrenbetäubend.
»Ich sagte, der Ministerpräsident hat mir eben am Telefon gesagt, dass er Anweisung erteilt hat, die Arbeiten der Planierraupen einzustellen. Die Räumung einzustellen. Alles einzustellen.«
Der Befehlshaber des Zentralkommandos starrte ihn ungläubig an. »Sekunde nur, Avri«, sagte er ins Funkgerät zum Stabsoffizier. »Ich habe nichts Derartiges gehört«, wandte er sich dann wieder an den Minister.
»Überprüfen Sie es im Sicherheitsministerium«, schlug der Bildungsminister vor. Der Generalmajor marschierte in Richtung des Tumults, entfernte sich von seinem Panzerwagen. »Ich hab jetzt keine Zeit dazu. Wenn es neue Anordnungen gibt, werden sie mich finden.«
Die Planierraupen begannen, auf die Olivenbäume von Mussa Ibrahim zuzukriechen. Durch das Publikum lief ein zorniges Vibrieren. Dudu, der dickliche Soldat mit dem unsteten Wanderauge, steuerte die Schaufel der Planierraupe vor dem ersten Baumstamm, etwas über dem Erdboden, aus und näherte sie dem Olivenbaum. »Neiiiiiiiiiiin!!!«, heulten die Schreie aus allen Richtungen auf. Die acht Soldaten und zwei Offiziere versuchten, mit ihren Leibern die Demonstranten aufzuhalten, doch drei davon schafften es, durchzubrechen und in Richtung der Planierraupe zu rennen. Sie rannten, während sie wild mit den Händen wedelten und brüllten: »Nein!!! Aufhören!!! Idiot!!!« Die Soldaten liefen ihnen nach, doch die drei waren schneller, zwei Männer und eine Frau, sie mit orangefarbener Haube und langem Rock, ein Mann mit Kafija und weiten Flatterhosen, der dritte mit einem Lacoste-Hemd und eleganten Hosen. Die Fernsehkameraleute hüpften zwischen Olivenbäumen herum, über Stock und Stein und Erde, arabische Frauen kreischten,
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