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Auf fremdem Land - Roman

Auf fremdem Land - Roman

Titel: Auf fremdem Land - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
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Produkte auffrischen, Gerätschaften auswechseln, doch in letzter Zeit war das alles auf Grund der Ereignisse zum Erliegen gekommen. Vielleicht gäbe es endlich ein paar ruhige Tage, und er könnte sich wieder seinen Angelegenheiten widmen. Er hatte ein nützliches Buch mit dem Titel 101 Wege, um dein Geschäft zu entwickeln gelesen, geschrieben von irgendeinem jungen amerikanischen Finanzgenie, und beschlossen, ein paar davon umzusetzen. Er füllte den Wasserkocher und drückte auf den Knopf. Ja. Er würde in die Molkerei gehen. Und am Abend würde er mit Rachel und Chilik reden, und sie würden eine Sitzung des Planungskomitees anberaumen, um die nächsten Entwicklungsschritte der Siedlung zu besprechen – feste Bauten, eine ausgewiesene Synagoge, Mikve, die Aufnahme von Familien. Das Wasser sprudelte, der Knopf sprang heraus, und er verrührte Nescafé und Zucker mit Wasser und Milch, näherte die Tasse seiner Nase, ah … das Aroma des Kaffees. Er ließ sich nieder, und das Telefon klingelte.
    »Die Bagger haben sich in Bewegung gesetzt«, meldete Gavriel Nechuschtan.
    »Nicht Bagger, Planierraupen. Also ziehen sie den Schwanz ein?« Otniels Gehirn war immer noch von positiven Gedanken besetzt.
    »Wie Schwanz einziehen? Sie fangen an zu arbeiten. Machen Vorarbeiten für die Trasse, schieben Erde ab.«
    »Was?!«
    Als Otniel das Haus verlassen und den Punkt erreicht hatte, der den Nachbarhügel überblickte, sah er die Planierraupen in Bewegung, umringt von Menschen. Chilik tauchte an seiner Seite auf, und gemeinsam machten sie sich auf den Weg in Richtung der Planierraupen. Das Telefon gab Laut. Der Gemeinderatsvorsitzende Dov informierte, dass der Rat von Judäa-Samaria-Gaza eine scharfe Reaktion veröffentlicht hatte und zusätzlich Tausende per SMS , Telefon und E-Mails alarmiert worden waren, damit sie schnellstens nach Ma’aleh Chermesch 3 kämen.
    Otniels Tasse mit dem Nescafé, noch halb voll, erkaltete auf dem Küchentisch.
    Vor Ort befanden sich Dutzende Dorfbewohner aus Charmisch, von denen die meisten seit dem Morgen dort saßen, etwa ein Dutzend Siedler, die beiden Mannschaften der Planierraupen, die eine Schneise im Randbereich des Hügels geöffnet hatten, noch in einiger Entfernung von den Olivenhainen und dem Stützpunkt, sowie Hauptmann Omer mit acht Soldaten.
    »Was soll das werden?«, schrie Otniel Omer Levkovitsch an.
    »Haben Sie es nicht gehört? Die Petition beim OGH ist abgelehnt worden. Der Sicherheitsminister hat Anweisung gegeben, mit der Arbeit anzufangen.«
    Der nationalreligiöse Assistent des Bildungsministers rief Otniel an. Es stellte sich heraus, dass der Minister an diesem Morgen eine Besichtigung der Bildungsinstitutionen in der Gegend unternahm. Zwar plane er nicht, nach Ma’aleh Chermesch 3 zu kommen, aber stimmten denn die Gerüchte, dass die Räumung der Siedlung gerade in diesen Augenblicken vonstattenginge? »Es könnte möglicherweise ganz schnell so enden«, erwiderte Otniel, der die Gelegenheit witterte. »Wenn der Minister zur Verstärkung kommen und den Soldaten und der Presse vielleicht ein paar Worte sagen könnte, würde das nichts schaden.«
    »Sind schon unterwegs«, sagte der Assistent, und auf Anweisung des Ministers tätigte er einen Anruf beim Büro des Ministerpräsidenten, um die Einstellung der Arbeiten zu verlangen.
    Inzwischen war auf dem Gelände ein massives Panzerfahrzeug mit einem Schwall von Antennen, Scheinwerfern und den restlichen Gerätschaften eingetroffen. Ihm entstieg der Befehlshaber des Zentralkommandos höchstpersönlich, der inzwischen zum Generalmajor beförderte Giora – und an seiner Seite der Regimentskommandeur des Sektors.
    »Giora! Was für eine Überraschung!«, rief Otniel Asis.
    »Otni? Bist du das?«, lächelte der Generalmajor hinter seiner Sonnenbrille. »Bei Allah, man erkennt dich überhaupt nicht vor lauter Bart.« Sie umarmten sich. »Nu, Otni, machen deine Kameraden mal wieder Ärger?«, meinte der Generalmajor.
    »Wir? Wieso denn. Wir schauen nur zu. Aber diese Ungeheuer, die sollen es bloß mal versuchen, unseren Häusern dort nahe zu kommen.«
    »Du bist immer noch in Chermesch 3? Wallah , Mann, du bist ernsthaft dabeigeblieben. Wo ist Levkovitsch?«
    Er trat zu Omer und unterhielt sich einige Minuten mit ihm. Sie entfernten sich und gingen dann zu den Planierraupen, deren Mannschaften ausstiegen, salutierten und ein paar Worte mit den Offizieren wechselten. Die Soldaten Omers trennten die Dorfbewohner von

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