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Auf fremdem Land - Roman

Auf fremdem Land - Roman

Titel: Auf fremdem Land - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
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Siedlung in der Westbank etwas gestiftet hatte. Auch nicht gerade der Reißer des Jahrzehnts.
    Doch jetzt legte McKinley sein noch ungegessenes Viertel Pitabrot auf den Tisch, das wie ein Lächeln aufklaffte, nur mit Fleischstückchen statt mit Zähnen gefüllt, gelblich vom Öl und vom Kreuzkümmel, und durchwühlte die Papiere, bis er das Gewünschte fand: die Visitenkarte von einem der Begleiter Mamelsteins, auf deren Rückseite Jeff mit Bleistift die Telefonnummer von Hauptmann Omer Levkovitsch gekritzelt hatte, dessen rötlich verschwitztes Gesicht gerade im Moment zugunsten der kühl strengen israelischen Nachrichtensprecherin vom Bildschirm verschwand.
    Omer Levkovitsch erhielt zahlreiche Anrufe infolge seines Fernsehauftritts, was sein Gefühl von Frustration und Abscheu angesichts dessen, was an dem Nachmittag in Ma’aleh Chermesch 3 geschehen war, nur noch erhöhte – die Einmischung des Regierungsoberhaupts in die schlichte militärische Aktion der Durchsetzung eines Gerichtsbeschlusses, das Einknicken vor dem Rowdytum. Er saß vor dem Fernseher und hielt seine nackten Füße in eine Wanne voll heißen Wassers mit Apfelessig gegen den Pilz, der sie befallen hatte.
    Er war erfreut darüber, mit dem amerikanischen Journalisten zu sprechen.
    Als Jeff McKinley in der Washingtoner Auslandsredaktion anrief, sagte der Redakteur: »Was du nicht sagst, Jeffrey, eine Siedlerin und ein Araber, die gemeinsame Sache gemacht haben und auf eine Baggerschaufel gesprungen sind, um die Armee daran zu hindern, den Zaun zu bauen?«
    Diesmal hatte McKinley Glück, denn nicht nur war der Stützpunkt, den er unlängst besucht hatte, wegen des Zwischenfalls mit der Planierraupe in Israel in die Schlagzeilen geraten, sondern er fand auch weiteres interessantes Material über Sheldon Mamelstein und seine Involvierung in den Stützpunkt. Die Geschichte weitete sich zu einer breiter angelegten Recherche der Washington Post über Spenden von Amerikanern für nebulöse Ziele jenseits des Meeres aus, denen steuerliche Vergünstigungen von den amerikanischen Behörden gewährt wurden. Und außerdem war an jenem Tag auf den Seiten der Auslandsnachrichten einiges an Platz freigeworden, da man eine große Reportage streichen musste.
    McKinley schrieb in den kommenden zwei Stunden in dem kleinen Büro in der Jafostraße, schob der Jerusalemer Mischung zum Nachtisch orientalische Kekse der Abadi-Bäckerei hinterher, die er im Schrank der Küchennische fand, sowie einen Nescafé mit Kondensmilch, und nachdem er die Reportage abgeschickt hatte und ein paar Minuten im Internet gesurft hatte für den Fall, dass sich der Redakteur mit Fragen meldete, ging er in die erfrischend laue Jerusalemer Nacht hinaus und betrat eine dämmrige Bar am Machane-Jehuda-Markt, hievte seinen schweren Leib auf den Barhocker und bestellte sich ein Gläschen Ballantine’s mit viel Eis bei der hübschen, kurzhaarigen Barfrau, die den Fettfleck und die Gebäckkrümel auf seinem Hemd ignorierte und ihm mit einem Lächeln den Ballantine’s auf einem Bierdeckel servierte.
    Die Resonanz
    Gabis Morgensymphonie: Den Anfang machte normalerweise das Piepsen der Weckuhr, dann folgten das Quietschen der Türen, das Öffnen der Fenster, das sich langsam steigernde Brodeln im Wasserkocher, bis der Knopf mit einem Pling heraussprang. Das Plätschern des Harnstroms, der Wasserfall, der ihn wegspülte, der dünnere Wasserstrom im Waschbecken, das Schaben beim Zähneputzen und das Rachengurgeln, das Schleimlösen aus der Tiefe des Halses und das Ausspucken, die Blähung des Tagesbeginns und das Zwitschern der Vögel. Das Vakuumschmatzen der Kühlschranktür, das Klirren des Löffels im Tee, das Ächzen des Stuhls unter seinem Gewicht. Wenn er die Kleider anzog, knarrte die nicht geölte Schranktür; die Sprungfedern des Betts, auf das er sich setzte, um Socken und Schuhe anzuziehen (erst rechts, dann links) und zu schnüren (erst links, dann rechts), seufzten; die Tritte der schweren Arbeitsschuhe hämmerten. Und das Schlucken des Tees. Und die Tür, deren Baufälligkeit die Anwendung von Gewalt nötig machte, um sie ordentlich zu schließen, knallte.
    In den ersten Tagen nach Ronis Ankunft am Hügel achtete Gabi darauf, war sich seiner selbst und der Vehemenz der Geräusche bewusst, die seine Aufstehprozedur erzeugte. Eines Morgens jedoch, als er mit der Zahnbürste in seinem Mund schabte, die Rufe der Krähen und das Singen der Drosseln in den Ohren, begleitet vom Pfeifen des

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