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Auf fremdem Land - Roman

Auf fremdem Land - Roman

Titel: Auf fremdem Land - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
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verrührte Nescafé, und Otniel scherzte: »Ist heute Planung oder Eingliederung?« Jeder, der irgendwie bereit war, in irgendeinem Komitee zu sitzen, saß hier, was hieß, dass die Mitglieder in allen Komitees mehr oder weniger dieselben vier bis fünf Siedlungsbewohner waren.
    Chilik tauchte ein gefülltes Röllchen in den Nescafé, während er fragte, wer aktuelle Information hatte.
    »Aktuelle Information über was?«, fragte Gabi.
    »Weiß nicht«, Otniel zuckte die Schultern, »ich hab Anrufe wegen irgendeinem Zeitungsbericht bekommen, vielleicht ist was passiert in der Gegend? Ich hab’s nicht geschafft zurückzurufen.«
    Niemand wusste etwas, und Rachel sagte: »Hier passiert immer was, kommt, wir konzentrieren uns auf die Sitzung. Ich werde die Liste von der vorigen Sitzung vorlesen. Ich wäre froh, heute zu einer endgültigen Prioritätensetzung der Dinge zu kommen.« Sie raschelte mit dem Ausdruck und begann mit dem strengen Gesichtsausdruck einer Grundschullehrerin vorzulesen:
    »Projekte am Horizont:
Errichtung eines regulären Gebäudes für einen Siedlungskindergarten (Ministerium für Wohnraumbeschaffung)
Errichtung einer Mikve (stellvertretender Sicherheitsminister)
Entwicklung einer Panoramaanlage, eines Aussichtspunkts auf die Wüste und eines Besucherzentrums auf dem Nachbarhügel – in einem späteren Stadium ein Café (an die Abteilung für öffentliche Arbeiten wenden)
Bau fester Häuser für vorhandene und zukünftige Familien (Wohnraumbeschaffungsministerium)
Eingliederung von Familien und Vergrößerung der Siedlungsfläche (Hypothekenbank Tefachot?)
Internetseite mit Imageclips zur Mobilisierung von Spenden und Siedlungsinteressenten (Jakir Asis?)
Antrag an die Namensvergabekommission im Innenministerium, um der Siedlung einen neuen Namen zu geben, der sie von Ma’aleh Chermesch unterscheidet.«
    »Das gehört nicht ins Planungskomitee«, stellte Otniel fest. »Das ist eine Gemeinschaftsarbeit von mir und Nathan Eliav beim Innenministerium.«
    »Welche Namen hast du vorgeschlagen?«, fragte Scha’ulit nach. Sie wollte anregen, die Siedlung nach ihrem seligen Vater zu benennen. Otniel wusste das, denn schon als die Spielplatzanlage errichtet worden war, hatte sie gebeten, ihr seinen Namen zu geben. »Klingt Zebulon-Spielplatz nicht passender als Mamelstein-Spielplatz?«, hatte sie damals jeden gefragt, der bereit war zuzuhören. Ihre Bitte wurde abgeschlagen.
    »Ich habe noch gar nichts vorgeschlagen. Ich werde das zum gegebenen Zeitpunkt zur Diskussion bringen. Und ich bitte euch, wir versammeln uns jedes Mal zu dem einen Komitee und fangen dann an, über Themen von einem anderen Komitee zu reden. Etwas mehr Ordnung.«
    Es herrschte Schweigen. Anschließend wurde trotzdem noch eine kurze Diskussion über Namen geführt. Und dann über ein reguläres Gebäude für einen Kindergarten, das an die Spitze der Prioritätenliste geklettert war, obwohl sich Gavriel distanziert und vorgeschlagen hatte, die Synagoge neu zu bauen und den Kindergarten dafür an seinem Platz zu belassen.
    Scha’ulit brachte wie üblich das Thema der Mikve für die Frauen aufs Tapet. Rachel stimmte ihr zu, es war nicht leicht, in einem Stützpunkt zu leben, der Hunderte Meter vom nächsten rituellen Bad entfernt lag, und trotzdem den menstruellen Reinheitsgeboten und Waschungen nachzukommen. Die Frauen mussten manchmal im Schutz der Dunkelheit agieren oder sich dazu durchringen, sich per Anhalter mitnehmen zu lassen. Es war peinlich, sich dessen bewusst zu sein, dass ein Fremder sofort den Shampooduft riechen, das nasse Haar unter der Kopfbedeckung sehen und auf der Stelle im Bilde wäre, was sie in dieser Nacht zu Hause noch tun würden. Otniel wollte gerade etwas sagen, als sein Telefon klingelte. Er warf einen Blick darauf und entschuldigte sich, wieder der Gemeinderatsvorsitzende Dov. Er erzählte Otniel von einem Bericht über Ma’aleh Chermesch 3 in einer Zeitung in den Vereinigten Staaten, er habe keine genauen Details, doch jemand vom Außenministerium habe angerufen, der es von jemandem in der Botschaft in Washington gehört habe, die Sache werde geprüft, man wisse noch nicht, welche Zeitung es gewesen sei, groß oder klein, wichtig oder nicht, dafür oder dagegen.
    »Über Ma’aleh Chermesch 3? In Amerika?!«
    »Das haben sie gesagt.«
    »Bist du sicher?«
    »So lauten die Gerüchte.«
    Die Anwesenden blickten Otniel erwartungsvoll an. Die Sitzung war vergessen. Otniel wurde mit Fragen bestürmt. Das

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