Auf in den Urwald (German Edition)
Triebwerke vor einem Absturz zu bewahren. Durch eine zielgenaue Umkehrung der Luftströmung unter den Tragflächen. Dass Thorn auf die Idee gekommen war, sie zu unserer Rettung einzusetzen, verblüffte mich. So viel Grips hatte ich ihm nicht zugetraut. Die Luftwirbel verstärkten sich und arteten bald in einen tornadoähnlichen Sog aus, der uns nach oben riss und durch die Luke in das Vehicle warf. Unter uns schmolz der Tempel zu einem Feuerball zusammen. Eine Explosion gigantischen Ausmaßes folgte, die sogar das Sky-Vehicle erschütterte. Aber Thorn hatte längst alles unter Kontrolle und brachte uns in eine turbulenzfreie Zone.
Erst jetzt löste sich unter der Mannschaft die Anspannung. Manche ließen sich einfach fallen, wo sie standen. Sie waren zu erschöpft. Diejenigen, die noch Kraft hatten, berührten den Touchscreen, der Thorns Bild aus der Steuerkanzel in das Unterdeck übertrug. Er lächelte ermutigend und hielt zum Zeichen des Sieges den Daumen hoch. Ich schaltete inzwischen unauffällig meinen Event-Recorder an und ließ mir das Ergebnis ansagen. Es war schlimmer, als ich vermutet hatte – glatte 8.000 Eudos hatte mich das verdammte Maya-Abenteuer gekostet, mit höchstens 1.500 hatte ich gerechnet. So wie es aussah, hatte mich das Einschalten der Emergency-Air-Redirection in diese Wahnsinnsmiesen gebracht. Aber darüber weiter nachzudenken machte jetzt keinen Sinn. Wichtig war, dass ich den Code hatte! Abgerechnet wurde erst am Schluss.
Ich befahl Jouri und Yasin mitzukommen, wir bestiegen den Bordaufzug und fuhren in die Kanzel. Thorn freute sich wie ein kleines Kind. Er umarmte uns, klopfte uns auf die Schultern und wiederholte immer wieder: »Ich dachte schon, ich komme zu spät! O Mann, das war mehr als knapp!«
»Wie hast du uns überhaupt gefunden?«, fragte ich ihn. »Ich meine, wir haben uns in der vierten Dimension getrennt, und wie man in die sechste kommt, haben Jouri, Yasin und ich erst erfahren, als wir die fünfte überstanden hatten.«
Thorn grinste. »Du hast das hier vergessen«, sagte er und hielt mir einen kleinen Stick entgegen, »deinen Identifyer! Der wusste immer, wo du dich herumtreibst.«
Ich tastete meinen Brustgürtel ab. Der Port, in dem sonst der Identifyer steckte, war tatsächlich leer. Dabei war ich mir ziemlich sicher, dass ich ihn in der fünften Dimension noch dabeigehabt hatte. Und wie sollte er die ganze Zeit meine Position an das Vehicle gefunkt haben, wenn er nicht im Port gesteckt hatte?
Thorn wollte mir das gerade erklären – sein Mund stand schon halb offen –, erstarrte dann aber mit einem Schlag zu einem Eisblock. Der übliche Shock-Frozen-Effect. Der trat immer dann auf, wenn ein Programmierfehler die Logik der Abenteuer durcheinanderbrachte und das Programm neu ausgerichtet werden musste.
Wenn ich jetzt drei Minuten wartete, konnte ich 400 Eudos verdienen. Aber das war mir die Sache nicht wert.
»Aktion fortsetzen!«, gab ich durch.
Das Programm übersprang den Fehler.
»Ihr habt den Code, oder?«, wollte Thorn von uns wissen.
Mein Identifyer steckte inzwischen wieder im Port. Ich nickte. »Die nächste Dimension gehört uns!«
»Dann her damit!«
Ich schaltete den Sit-Corder an, der sich gleich neben dem Identifyer befand und alle wichtigen Situationen aufzeichnete, und gab den Befehl, die Aufzeichnung in den Computer zu übertragen.
Ein Laserstrahl zuckte durch die Kanzel und zeichnete vor uns die Fratzen der drei Mayagötter in die Luft. In ihren Augen flackerten die Zahlenreihen auf.
»Na wunderbar«, freute sich Thorn, »jetzt muss der Computer nur noch mit dem Zahlensalat gefüttert werden, dann geht’s sofort weiter!«
Er aktivierte den Grafik-Filter, die Fratzen verschwanden, übrig blieben nur die Zahlen.
»Commander Adrian, den Befehl bitte!«, tat Thorn ganz offiziell.
»Code ausführen!«, sagte ich.
Die Zahlen verblassten.
»Und nun?«, fragte Yasin.
»Der Computer rechnet«, sagte Jouri.
»So lange?«, wunderte sich Yasin.
Die Zahlen erschienen in voller Intensität wieder.
»Sorry, ein Interpreter wird benötigt! Sorry, ein Interpreter wird benötigt!«, wiederholte der Computer.
»Was soll das? Wofür braucht der einen Interpreter?«, fragte Yasin.
»Was ist überhaupt ein ›Interpreter‹?«, fragte Jouri.
Mir schwante etwas. »Leute, wir wollen doch in die siebte Dimension, oder?«
Die drei sahen mich verständnislos an.
»Ich meine, wir wollen in die letzte Dimension.«
Die drei sahen mich immer noch
Weitere Kostenlose Bücher