Auf in den Urwald (German Edition)
das Ziel bin ich!«, kam es von Ek Uuayab, dem Gott des Todes.
Die Mauer rückte mit donnerndem Getöse näher.
»Schieß, schieß endlich!«, rief Yasin. »Die Zeit läuft ab!«
»Nein, erst muss ich den Geheimcode haben! Ohne den Code ist unsere Mission sinnlos!«
Die Mauer rollte auf uns zu. Der Boden bebte. Ich hatte Mühe, den Wurfarm ruhig zu halten.
»Schieß, verdammt, schieß!«, rief Jouri.
Ich sah aus dem Augenwinkel, wie er und die anderen sich duckten und zurückwichen.
Aus der Mauer brach ein großer Quader heraus und krachte runter. Ein paar Sekunden lang sah ich nur graue Staubfontänen hinabregnen und Blitze, die in alle Richtungen schossen. Dann hatte ich den SAS, den See-All-Screen, aktiviert. Ein billiges Ablenkungsmanöver. Cup Capat und Ek Chuah hatten in der Mauer ihre Plätze getauscht.
Nein, es war kein billiges Ablenkungsmanöver. Es war der Hinweis! Ek Uuayab war der Beständige. Ihn musste ich treffen. Den Gott des Todes! Das war nur logisch!
Der Staubnebel verschwand. Die Mauer war nur noch wenige Schritte entfernt. Da plötzlich flackerten in den Augen der Götter mehrere Zahlenreihen auf. Der Geheimcode! Ich wusste, dass sie ihn preisgeben würden, wenn ich nur den Mut aufbrachte, lange genug zu warten. Ich zielte auf Ek Uuayab und schleuderte den Ball in sein Maul.
Die Mauer hielt an. Ein tief schwingender Ton erfüllte den Tempel, es war, als blase jemand in ein riesiges Rohr.
»Worauf warten wir noch?«, zischte Yasin.
»Dass uns die Mauer durchlässt!«
Der tiefe Ton schwoll an. Die Mauer musste jetzt fallen! Ich hatte Ek Uuayab doch getroffen!
Der tiefe Ton wurde unerträglich laut. Seine mächtigen Schwingungen drangen auf mich ein, es war, als wollten sie mich zermalmen.
Dann hörte ich ein schrilles Lachen. Es war Ek Uuayab, der Gott des Todes, der da schadenfroh lachte. Gleichzeitig verblasste das Bild Cup Capats und verschwand. Die Götter hatten mich zum Narren gehalten.
»Du hast das falsche Bild getroffen!«, rief Yasin. »Wir sind verloren!«
»Alle Mann zurück zum Ausgang! Rette sich, wer kann!«
Schon brach der Boden unter unseren Füßen weg und gab die Flammen der Hölle preis. Ein paar aus unserer Mannschaft konnten sich nicht mehr halten und stürzten schreiend in das Inferno, wo sie als weiße Lichtpunkte verglühten. Ich warf mich herum und sprang um mein Leben. Von einem wegbrechenden Stein zum anderen, während die Flammen um mich schlugen und mir die Sicht raubten. Der Ionen-Scanner! Ich musste den Scanner aufsetzen! Nur mit seiner Hilfe konnte ich die Ionen-Marker sehen, die ich auf dem Weg durch das Labyrinth angebracht hatte. Yasin und Jouri tauchten neben mir auf. Sie hatten ihre Scanner-Brillen schon auf.
Jouri zerrte mich nach rechts. »Die Treppe! Da ist ein Marker!«
Ich erreichte die erste Stufe, aber sie gab sofort unter mir nach. Yasin packte mich am Ärmel und riss mich hoch. Auf seine unglaublichen Kräfte war immer Verlass. Die Treppe schwankte, rechts und links brachen langsam die Mauern weg. Wir erreichten einen schmalen Gang. Sein Boden war von der irren Hitze bereits rot angelaufen und qualmte. Meine Füße brannten. Der nächste Marker. Er wies uns den Weg nach links. Und wieder Stufen. Meine Kräfte ließen nach. Schlimmer noch – ich lief desto langsamer, je schneller ich es versuchte. Es war wie in einem Albtraum.
»Wir schaffen es, Adrian!«, spornte mich Jouri an. »Nicht aufgeben! Schneller, schneller!«
»Ich kann nicht mehr!«
»Da ist der nächste Marker! Wir sind nah am Ausgang!«
Ich gab mein Letztes. Wir erreichten den Marker. Der Boden brodelte wie flüssige Lava. Die Mauern schmolzen weg, als seien sie aus Wachs. Dann brach endgültig alles weg und wir fielen. In die Hölle der wiederauferstandenen Mayagötter. In die kochende Glut. Ich riss mir die Scanner-Brille aus dem Gesicht. Wenn es schon auf mein Ende zuging, dann wollte ich ihm offenen Auges begegnen. Mutig. Wie ein Held. Nicht wie ein Versager, der seine Mannschaft in den Tod geführt hatte ...
Ein heftiger Luftwirbel erfasste mich, mein Sturz verlangsamte sich. Yasin, Jouri und den anderen Jungs erging es genauso.
»Thorn hat uns gefunden!«, rief mir Yasin zu. »Er hat es geschafft! Wir sind gerettet!«
Ich sah nach oben und erblickte die Silhouette unseres Sky-Vehicles. Aus einer Luke in seinem Boden strahlte ein rasch pulsierendes Licht. Die Emergency-Air-Redirection! Sie diente normalerweise dazu, das Sky-Vehicle bei Ausfall der
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