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Auf in den Urwald (German Edition)

Auf in den Urwald (German Edition)

Titel: Auf in den Urwald (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Waluszek
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schon mit, welch großen Reiz Videospiele auf Jugendliche ausüben. Verknüpft man das Ganze noch einmal mit finanziellen Anreizen, dann ist es nicht allzu schwer, sich eine digitale Parallelwelt zu denken, der man komplett verfällt.
     
    Die technischen Erfindungen, die Sie in Ihrem Roman schildern, sind faszinierend und wirken absolut glaubwürdig. Haben Sie sich im Vorfeld mit den Theorien der Zukunftsforschung beschäftigt?
    Man muss schon im Blick behalten, was auf wissenschaftlicher Ebene über die technische Zukunft gedacht wird. Das eben gehörte zu meinen Recherchen, die diesmal besonders aufwendig waren.
     
    Sind Sie pessimistisch, was die Zukunft unserer Erde und der Menschheit anbelangt?
    Die Zukunft der Erde ist vorgegeben – sie wird als Himmelskörper dem atomaren Zerfallsprozess der Sonne folgen müssen, und zwar in etwa sieben Milliarden Jahren. Betrachtet man den wissenschaftlichen und technischen Fortschritt der letzten 150 Jahre, so ist er, gemessen an der langen Entwicklungsgeschichte der Menschheit, geradezu rasant. Ich bin daher voller Optimismus, dass die Menschheit es eines Tages schaffen wird, den Kosmos für sich zu erobern und dort zu überleben. Davon unabhängig müssen wir uns aber dringend die Frage stellen, wie die nächste Zukunft für uns auf der Erde aussehen wird. Da bin ich in Anbetracht der sich anbahnenden Klimakatastrophe nicht so optimistisch. Sie wird mit Sicherheit mehr Armut zur Folge haben und zu mehr Konflikten führen. Das Krisenmanagment dieser Konflikte und der Naturkatastrophen wird dabei einen großen Teil der Energie vernichten, die man eigentlich zu einer schnellen Entlastung der Natur von schädlichen Emissionen verwenden müsste.
     
    Ihr Held Adrian legt eine atemberaubende Karriere vom Schulabbrecher zum Programmierer bei der mächtigsten Firma der Welt, Allgames, hin, bis er nach und nach merkt, dass er Teil eines monströsen Plans ist. Glauben Sie, dass auch wir bereits jetzt in ähnlicher Weise manipuliert werden und nur das zu sehen bekommen, was man uns sehen lässt?
    Jede Gesellschaft manipuliert ihre Mitglieder so, dass diese mit dem in dieser Gesellschaft gültigen Weltbild einverstanden sind. Je gebildeter eine Gesellschaft ist, desto raffinierter werden die Methoden. Wir haben es bis jetzt aber immer noch – dank zum Beispiel der kritischen Medien – geschafft, sie zu entlarven. Ich bin mir sicher, dass das auch so bleiben wird.
     
    Neben all den Thrillerqualitäten, die Ihren Roman so lesenswert machen – gibt es eine Botschaft, die mittransportiert werden soll?
    Unbedingt – auch in einer komplett digitalen Welt wird der Mensch nicht auf Gedichte verzichten können, die Poesie wird womöglich die Rettung seines Menschseins sein.
     
    Der Schluss ist offen – ist Adrian nach all den Höhen und Tiefen, die er erlebt hat, ein anderer Mensch, der es besser machen wird?
    Ich habe Adrian an der Stelle verlassen, an dem ihn auch der Leser verlässt. Über seine Zukunft weiß ich nichts. Ich kann mir höchstens erträumen, dass er (und wir alle) es besser machen.

Leseprobe: Waluszek, Allgames

     

1
     
    Wenn ich mit der Zunge schnalze oder mit den Fingern schnippe, muss ich nur auf die leisen Echos achten, die die Wände, Türen, Möbel und andere Gegenstände zurückwerfen. Das ist zwar anstrengend, aber inzwischen höre ich ziemlich genau, wo sich mir was in den Weg stellt. Auf jeden Fall brauche ich das verdammte WAPE, das Way-Pilot-Earset, nicht mehr. Das mich bei der kleinsten Bewegung mit Ansagen genervt hat, woran ich als Blinder anecken oder worüber ich stolpern könnte.
    Die Sache ist – ich will nicht von einem WAPE gesagt bekommen, was ich sehen könnte.
    Und sehen will ich es erst recht nicht.
    Ich bin froh, dass das IVIS endlich seinen Geist aufgegeben hat. Ich meine damit das Implanted-Video-System, also eine Mini-Kamera in meinen Augen, die man mir nach einem Unfall mit einer neu entwickelten Game-Laserbrille verpasst hat. Weil ich das dazugehörige Stirnband nicht dabeihabe, konnte ich den Akku nicht mehr aufladen. Aber auch wenn ich es dabeihätte, hätte ich es nicht getan. Auf keinen Fall!
    Ich will nämlich über alles als ich nachdenken. Sozusagen Adrian pur und nicht ein vom IVIS gesteuerter Computer-Robo-Adrian. Bloß keine Filme mehr im Kopf! Keine Zooms! Keine Zeitlupen! Auch keine Speicherabrufe und Superberechnungen mehr!
    Nur ich und meine Erinnerungen.
    Möglichst unverfälscht.
    Was leider nicht so einfach

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