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Auf in den Urwald (German Edition)

Auf in den Urwald (German Edition)

Titel: Auf in den Urwald (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Waluszek
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betrachtete die Münzen und die Scheine – Zehner, Zwanziger, manchmal einen Fünfziger –, die Mirja in die Kasse legte. Im Endeffekt war es lauter unwichtiges Kleingeld. Na ja, wer zahlte schon auf der Kirmes mit einem Fünfhunderter? Wie sah so ein Fünfhunderter eigentlich aus? Edek überlegte, ob ihm schon mal einer unter die Finger gekommen war. Er konnte sich nicht erinnern. Also musste er das bis Donnerstag noch erfahren, damit ihn Vanessa Jagenberg nicht mit falschen Scheinen hinters Licht führen konnte.
    »Endlich, Schluss für heute!« Mirja reckte sich.
    »Schon zehn Uhr?«, wunderte sich Edek, der verloren in seine Überlegungen völlig die Zeit vergessen hatte.
    »Schon zwanzig nach zehn!«, meinte Mirja. »Wir müssen aufpassen, dass wir keine Schwierigkeiten mit dem Ordnungsamt bekommen, oder habt ihr immer länger gemacht?«
    »Nein, immer genau zehn Uhr war Schluss.«
    »Das ist gut. Am letzten Tag kann man noch mal überziehen, aber sonst kann es passieren, dass vom Amt eine dicke Abmahnung kommt. Letztes Jahr haben wir mal zweihundert Euro Strafe zahlen müssen.«
    »Zweihundert ist egal«, sagte Edek.
    »Find ich nicht«, widersprach Mirja.
    »Nein, nicht«, verbesserte sich Edek. »Und jetzt gehen wir schnell in Wohnwagen.«
    »Du«, meinte Mirja, »wollen wir nicht erst noch eine kleine Runde spazieren gehen? Meine Knochen sind von dem vielen Sitzen ganz steif geworden.«
    Edek biss sich auf die Unterlippe. Normalerweise hatte er nichts gegen einen Spaziergang einzuwenden, aber heute war es zu gefährlich. Sicherlich war Wilfried gleich nach dem letzten Fahrgast wieder zu seinem Onkel verschwunden. Wenn Mirja nun nach der Rückkehr entdeckte, dass in der Geisterbahn noch Licht brannte – und man konnte es besonders deutlich sehen, sobald alle anderen Geschäfte ihre Beleuchtung gelöscht hatten –, dann war die Katastrophe so gut wie vorprogrammiert.
    »Äh«, meinte Edek rasch, weil Mirja ihn wegen seines Zögerns schon erstaunt musterte, »heute hab ich aber bessere Idee.«
    »Und welche?«
    »Diese!«, sagte Edek. Er zog Mirja an sich, umarmte sie und küsste sie. So lange wie noch nie. Und er hörte auch dann nicht auf, als jemand hinter ihnen pfiff.
    »Edek«, sagte Mirja, als es ihr irgendwann gelang, richtig Atem zu holen, »du bist ja total verrückt!«
    »Ich bin immer verrückt«, sagte Edek. »Ganz verrückt nach dich zu küssen! Gehen wir schnell in Wohnwagen.«
    »Ja, schnell in Wohnwagen.«
    Edek nahm die Kasse, schloss das Kassenhäuschen ab, ergriff Mirjas Hand und zog sie mit sich.
    »Hey, nicht so schnell!«, rief Mirja, die fast ins Stolpern geriet.
    »Doch, noch schneller! Ist gut für deine steifen Knochen!«
    Außer Atem kamen sie im Wohnwagen an und küssten sich wieder.
    »Du hast mir sehr gefehlt«, sagte Mirja und schaute Edek tief in die Augen.
    »Du mir auch.«
    »Ich hab immer gedacht, ob ihr das allein schafft, ob nichts passiert ...«
    »Was soll passieren?«
    »Ach, nur so. Wenn du immer im Krankenhaus bist, denkst du, es könnte ein Unglück passieren.«
    »Unglück?«, lachte Edek.
    »Na ja, irgendein blöder Zufall ...«
    Edek schluckte. Das mit den blöden Zufällen war nicht ganz verkehrt. Wirklich nicht. Dummerweise hatte er nämlich vollkommen vergessen, Wilfried noch einmal einzuschärfen, dass er unbedingt den Sargdeckel schloss, sobald er da oben Schluss machte. Nicht auszudenken, wenn Mirja morgen früh zufällig in die Geisterbahn geriet und den toten Onkel Ludwig entdeckte!
    »Äh«, meinte Edek, »ich hab noch ziemlich Hunger. Du nicht?«
    »Ne, irgendwie ist mir nicht nach Essen.«
    »Aber ich hol mir noch eine Portion Pommes, sonst knurrt immer Magen.«
    »Wenn du jetzt noch welche bekommst. Ich kann dir doch auch schnell was zu essen machen.«
    »Nein, ich hab große Lust auf Pommes!«
    »Gut, aber beeil dich. Lust hab ich nämlich auch, aber auf was anderes.«
    »Bin gleich wieder da«, sagte Edek lächelnd, küsste Mirja kurz und ging.
    Als er die Wohnwagentür hinter sich geschlossen hatte, wollte er sofort zur Geisterbahn losrennen, aber da entdeckte er plötzlich, dass nebenan im Mannschaftswagen Licht brannte. War Wilfried heute nicht bei seinem Onkel?
    Edek machte die Tür auf. Tatsächlich. Wilfried saß auf dem Bett und hielt das Tagebuch auf den Knien.
    »Bist du nicht bei deine Onkel Ludwig?«, fragte Edek verwundert.
    Wilfried schüttelte den Kopf.
    »Und warum? Ich denke, du erzählst deine Onkel wieder lustige Geschichten

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