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Auf in den Urwald (German Edition)

Auf in den Urwald (German Edition)

Titel: Auf in den Urwald (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Waluszek
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»Gut. Leiche von tote Onkel kommt mit, aber Wilfried nicht!«
    »Das ist eine vernünftige Lösung, damit bin ich einverstanden«, sagte Vanessa Jagenberg. »Ich übergebe Ihnen das Geld und Sie zählen es nach. Anschließend bekomme ich die Leiche. Wenn Sie das Geld in Sicherheit gebracht haben, sagen Sie mir Bescheid, wo ich Wilfried finde. Oder noch besser: Sie schicken ihn einfach nach Hause. Er wird den Weg allein finden. Sie sind doch schon in Bonn, oder?«
    »Zwölf Uhr Geld und Onkel Ludwig!«, sagte Edek und hängte ein. Er machte sich auf den Rückweg und trat wutentbrannt gegen einen Papierkorb, der umfiel und ein Stück auf der Wiese rollte. Das ging entschieden zu weit! Das hatte sich Wilfrieds Mutter fein ausgedacht! Aber noch war nicht aller Tage Abend. Morgen um zwölf würde ihr Edek zeigen, was Sache war. Wenn sie glaubte, ihm die Bedingungen diktieren zu können, dann täuschte sie sich gewaltig. Sie war verrückt, zweifelsohne genauso verrückt wie Wilfried. Und genauso wie Wilfried würde sie Edek schon noch dahin bringen, wo er sie haben wollte. Sie sollte es nur darauf ankommen lassen!
    Als Edek an der Geisterbahn ankam, war bereits Schluss und Mirja wartete vor dem Kassenhäuschen.
    »Wo warst du denn?«, fragte sie erstaunt, als sie Edek den Weg entlangkommen sah.
    »Auf Toilette«, antwortete Edek ziemlich barsch.
    »Bist du irgendwie sauer?«
    »Nein, warum?«
    »Nur so, ich kann doch nichts dafür, wenn du mal musst?« Mirja lachte.
    Edek wurde rot. »Nein. Wenn ich muss, dann muss ich«, meinte er. Und wenn ich will, dann will ich, fiel ihm ein. Wilfrieds Mutter würde sich morgen jedenfalls noch wundern!
    »Okay«, sagte Edek. »Und jetzt muss ich was anderes.«
    »Und was?«
    »Jetzt muss ich in Wohnwagen und mit Mirja küssen!«
    Mirja sagte nichts, aber das Lächeln aus ihrem Gesicht verschwand. Sie nahm die Kasse, Edek schloss das Kassenhäuschen ab. Dann ergriff er Mirjas Hand und sie gingen.
    Doch gleich hinter der Geisterbahn blieb Mirja stehen und ließ Edeks Hand los.
    »Was ist?«, fragte Edek.
    »Du, Edek«, sagte Mirja leise und schaute ihm in die Augen. »Du bist in letzter Zeit, ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, du bist irgendwie so komisch ...«
    »Warum komisch?«
    »Na, wie du das gerade gesagt hast: ›Ich muss mit Mirja küssen‹, das war ... das war nicht schön ...« Ihre Stimme hörte sich jetzt belegt an und Edek sah, dass in ihren Augen Tränen standen.
    »Äh, ich hab nur gemeint, dass ich dich liebe.«
    »Ja, ich weiß, dass du mich liebst. Aber trotzdem. Irgendwas ist mit dir seit Augsburg. Vorher warst du anders.«
    »Vorher war weniger Stress auf Geisterbahn ...«
    »Ja, aber die ganzen letzten Tage bist du irgendwie so, als ob du nicht ganz da wärst oder als ob ich nicht da wäre.«
    Edek ließ die Schultern sinken. Was sollte er tun? Mirja hatte recht. Er war eben nicht der alte Edek, wenigstens nicht im Moment. Und er hätte es tatsächlich besser gefunden, wenn Mirja unter diesen Umständen noch bei ihrem Vater geblieben wäre. Aber sollte er ihr jetzt erzählen, was er vorhatte? Das war unmöglich. Das konnte er erst tun, wenn er das Geld hatte. Wenn er die Geisterbahn von dem verdammten Jeschke freigekauft hatte. Wenn er sich alle seine Träume mit Mirja, die er wirklich liebte, erfüllen konnte. Er musste seinen Mann stehen, kostete es, was es wollte. Das war der einzig mögliche Weg.
    »Wenn Kirmes in Bonn vorbei ist«, sagte Edek und wischte ihr die Tränen aus dem Gesicht, »ist Pause. Und dann geht Stress wieder weg. Und jetzt komm in Wohnwagen.«
    Er wollte Mirjas Hand ergreifen, aber da hörte er ein leises Geräusch. Verstohlen warf er einen Blick hinter sich. Irgendjemand schlich um die Geisterbahn. Ein Besucher der Kirmes, der sich verlaufen hatte? Ein Betrunkener? Oder hatte Wilfrieds Mutter jemanden geschickt? Hatte sie nicht ziemlich selbstsicher gefragt, ob Edek schon in Bonn sei? Woher wusste sie das? Hatte Wilfried vielleicht doch zwischendurch seine Mutter angerufen? Edek musste dem unbedingt nachgehen, sonst fand er keine Ruhe.
    »Geh schon mal in Wohnwagen«, sagte er zu Mirja. »Ich hab noch vergessen, Licht in Geisterbahn auszumachen. Ich komme gleich!«
    Edek schaute Mirja nach, bis sie den Wohnwagen erreicht hatte. Dann zog er den Reißverschluss seiner Jacke hoch und ging in Richtung der Geräusche. Als er um die Ecke bog, stand plötzlich Berthold vor ihm.
    »Na, Gringo!«, meinte er, wobei sich sein Gesicht zu

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