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Auf in den Urwald (German Edition)

Auf in den Urwald (German Edition)

Titel: Auf in den Urwald (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Waluszek
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schweifte ihr Blick über die bunt bemalten Wände. »Gefährliche Affen-Frau!«, stand dort in grün ausfließenden Buchstaben. Und weiter oben: »Eiskaltes Händchen!« und noch weiter oben »Toter Mann!«.
    Vanessa Jagenberg zuckte zusammen. Toter Mann? Hatte nicht bei dem ersten Gespräch dieser Eduardo Stermann von einem toten Mann gesprochen, der sonst in Ludwigs Sarg lag? Der Gedanke schien auf den ersten Blick irrwitzig, ja beinahe albern, aber er musste richtig sein. Wo sonst konnte man eine Leiche besser verstecken als in einer Geisterbahn?! In einem Sarg, der dort schon vorhanden war und der keinem auffiel?!
    Hinter der Geisterbahn, das konnte Vanessa Jagenberg nach ein paar Schritten sehen, standen zwei Wohnwagen. Die Tür des einen war offen. Am Tisch saßen eine Frau und ein Mann und sie unterhielten sich. Vanessa Jagenberg ging an der Rheinbrücke entlang und bog dann zu dem Wohnwagen ab. Als sie an der offenen Tür vorbeiging, langsam, scheinbar beim Spaziergang in Gedanken versunken, hörte sie den Mann etwas sagen. Sie verstand wegen des Lärms auf der Brücke nicht ein Wort, aber sie hatte genug gehört. Es war die Stimme von Eduardo Stermann gewesen. Ohne jeden Zweifel. Sie hatte ihn gefunden!
    Vanessa Jagenberg ging noch ein Stück weiter und warf einen verstohlenen Blick hinter sich. Keiner von beiden schien sie bemerkt zu haben. Und nun galt es, eine unauffällige Stelle zu finden, von der aus sie den Wohnwagen und die Geisterbahn im Auge behalten konnte. Vanessa Jagenberg sah sich um. Vielleicht dort, hinter den beiden Bierständen? Oder besser ein wenig abseits von dem Autoskooter-Geschäft? Unentschlossen schwankte sie zwischen den beiden Möglichkeiten, als sie plötzlich am anderen Ende der Kirmes einen Polizeiwagen entdeckte. Er fuhr, trotz des sehr engen Wegs, ziemlich schnell. Instinktiv trat Vanessa Jagenberg ein paar Schritte zurück. Der Wagen fuhr an ihr vorbei und hielt vor der Geisterbahn. Die Türen flogen auf und zwei Polizisten, ein in Zivil gekleideter Mann und eine auffallend dünne, blondgesträhnte Gestalt stiegen aus. Die Gestalt trug Handschellen.
     
    »Da ist Berthold und Polizei«, sagte Edek, dem vor Schrecken fast das Herz stehen geblieben war. »Ist was passiert!«
    Obwohl er das Gefühl hatte, seine Beine würden ihn nicht einen Schritt weit tragen, erhob er sich vom Tisch und ging nach draußen. Es war vorbei. Das Spiel war aus. Er hatte verloren. Der große Gringo war mit einem Schlag nichts als ein kleiner, elender Edek.
    »Edek, was ist los?« Mirja stürzte ihm hinterher.
    »Weiß nicht«, sagte Edek, »weiß wirklich nicht. Werden wir gleich sehen ...«
    Er ging weiter. Immer weiter. Seiner Verurteilung entgegen. Gleich würden sie ihm Handschellen anlegen und ihn abführen. Ins Gefängnis. Lebenslänglich. Edek ging bis zu den beiden Wagen und blieb stehen. Wortlos streckte er beide Hände aus, damit man ihm die Handschellen anlegte. Es sollte schnell gehen. Wenn es mit einem Gringo zu Ende ging, dann schnell.
    Doch niemand beachtete Edek. Stattdessen schauten die Polizisten in Richtung der Achterbahn, von wo aus wild gestikulierend und fluchend Jeschke heraneilte.
    »Ist das der Besitzer des gestohlenen Wagens?«, fragte der Mann in Zivil Berthold.
    Berthold nickte.
    Edek ließ die Hände wieder sinken.
    »Verdammter Scheißkerl!«, fluchte Jeschke ganz außer Atem und packte Berthold an der Jacke. »Wo ist mein Auto? Was hast du mit meinem Auto angestellt?« Er schüttelte Berthold, dass dieser fast ins Stolpern geriet.
    »Nun beruhigen Sie sich!« Der Mann in Zivil winkte einen Polizisten herbei, der Jeschke von Berthold trennte. »Sehen Sie nicht, dass der Mann Handschellen trägt?«
    Jeschke entdeckte die Handschellen. »So ist es recht!«, tobte er los.
    »Beruhigen Sie sich!«, wiederholte der Mann in Zivil, diesmal mit einer schärferen Stimme. Er holte aus seiner Tasche einen Ausweis und zeigte ihn Jeschke. »Kripo Bonn. Und Ihren Namen bitte?« Er schaute Jeschke fragend an.
    »Jeschke, ich heiße Jeschke. Und mir gehört der Porsche. Hab erst heute früh gesehen, dass er weg war. Hab mir gleich gedacht, dass er ihn gestohlen hat. Hab auch gleich die Polizei angerufen.«
    »Ja, das weiß ich«, sagte der Kommissar ein wenig ungeduldig. »Ihr Wagen ist übrigens vollkommen in Ordnung. Sie können ihn in Krefeld auf dem Polizeipräsidium abholen. Ihr Mitarbeiter hier«, er zeigte auf Berthold, »ist nicht sehr weit damit gekommen. Er ist wegen

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