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Auf in den Urwald (German Edition)

Auf in den Urwald (German Edition)

Titel: Auf in den Urwald (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Waluszek
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Ich gehe zur Polizei und erzähle alles über deine tote Onkel Ludwig! Verrückte Wilfried hat Edek überredet, Transporter zu klauen, und da war seine tote Onkel drin, aus Urwald, und ... und ...«
    Edek verstummte, denn Wilfried begann zu lachen. »Urwald?«, meinte er, während er sich vor Lachen regelrecht schüttelte. »Mein Onkel aus dem Urwald? Onkel Ludwig hat nie im Urwald gelebt! Mein Onkel wohnt in Lützchens Allee, Edek! Lützchens Allee, merk dir endlich den Namen! Und nun komm mit!« Er streckte seine riesigen Arme aus.
    Edek bekam keine Luft mehr. Er musste um jeden Preis fliehen! Seine Beine lösten sich nur schwer von der Stelle. Aber er mühte sich. Endlich lief er. Langsam, zäh, nach Atem ringend. Er ruderte mit den Armen. Gleich hatte er es geschafft! Gleich war er an der Geisterbahn, wo Mirja auf ihn wartete.
    Und da war auch schon die Kirmes. Wie immer am Abend voller Musik, voller Lichter, voller lachender Menschen. Edek hetzte an den Geschäften vorbei. Schon sah er die Geisterbahn.
    Edek blieb stehen. Vor der Geisterbahn wartete bereits Vanessa Jagenberg. Und Onkel Ludwig. Und Wilfried. Und Jeschke und Berthold. Und ganz oben, neben dem Monster-Affen, da prangte in großen Leuchtbuchstaben die Überschrift: »Toter-Onkel-Geister-Bahn«.
    »Ich habe es da oben hingeschrieben«, erklärte Wilfried freudig, »damit es niemand mehr vergisst!«
    »Nein!«, schrie Edek. »Nein! Keine Toter-Onkel-Geister-Bahn. Keine tote Onkel Ludwig!«
    Er zog den Revolver. Diesmal musste er funktionieren. Verdammt! Wenn Edek wollte, dass er funktionierte, dann hatte er es zu tun! Er drückte ab. Die Kugel schoss aus dem Lauf und zertrümmerte die Leuchtschrift.
    »Und jetzt« – Edek lachte wild und stürzte sich auf Vanessa Jagenberg – »und jetzt bekomme ich drei Millionen Euro!«
    »Nein!« Vanessa Jagenberg gab den Koffer nicht her.
    »Doch! Wenn ich will, dann will ich! Drei Millionen Euro für tote Onkel!« Er schlug auf Vanessa Jagenberg ein. »Drei Millionen Euro für tote Onkel! Ha, ha, ha!«
    »Edek! Wach endlich auf!« Vanessa Jagenberg hatte ihn an den Armen gepackt und rüttelte ihn.
    Nein. Es war nicht Vanessa Jagenberg. Es war Mirja! Edek blinzelte erstaunt. Die Geisterbahn war verschwunden. Alle waren verschwunden. Er war im Wohnwagen, lag im Bett, und über ihm brannte nicht die Sonne, sondern ein Licht, das ihn blendete.
    »Edek! Was ist mit dir los?«
    Edek fuhr hoch und war schlagartig wach.
    »Mensch, Edek!«, sagte Mirja und schaute ihn verängstigt an. »Ich hab mich gerade zu Tode erschrocken! Du hast angefangen, um dich zu schlagen. Und von einem toten Onkel hast du gerufen und von drei Millionen! Und dass du schießt!«
    »Äh, drei Millionen? Tote Onkel?«
    »Ja, ein paarmal hast du das gerufen! Edek, was ist mit dir los? Seit Augsburg bist du so komisch. Was ist mit dem toten Onkel? Was sind das für drei Millionen?«
    Edek ließ sich wieder in die Kissen fallen. Er hätte sich ohrfeigen können. Es war einfach nicht zu fassen! Wegen eines blöden, verrückten Traums hatte er sich verraten. Es war alles vorbei. Vorbei für immer. Und dabei hatte er die drei Millionen schon in der Hand gehabt. All die vielen, schönen, gebündelten Scheine in dem großen Koffer.
    »Verdammt«, sagte Edek.
    »Was ist verdammt? Edek, ich will jetzt endlich die Wahrheit wissen.«
    »Ja, Wahrheit«, sagte Edek, hob resigniert die Hände und ließ sie wieder fallen. »Wahrheit ist, dass ... dass Onkel ist tot, aber schon lange ...«
    »Wer? Dein Onkel?«
    Edek schluckte. »Ja, meine Onkel ...«
    »Dein Onkel in Texas???« Mirja war fassungslos.
    »Ja, meine Onkel in Texas ist tot ...«
    »Seit wann? Warum hast du mir denn nichts davon erzählt?«
    »Weil, na, weil deine Vater war krank in Augsburg. War schon großes Unglück für dich.« Edek richtete sich auf. So wie es aussah, hatte er noch einmal eine Chance bekommen, sich zu retten. Er musste sie nutzen, kostete es, was es wollte. »Und ich«, fuhr er rasch fort, »ich wollte dir nicht noch mehr von Unglück erzählen.«
    »Mensch, Edek!« Mirja nahm ihn in die Arme. »Das hättest du mir doch ruhig erzählen können. Und ich hab schon die ganze Zeit überlegt, was mit dir los ist. Warum hast du es mir nicht erzählt, hm? Mir hättest du es doch sagen können.« Sie klang enttäuscht.
    »Ist wieder nicht so großes Unglück ...«, beeilte sich Edek.
    »Das soll kein großes Unglück sein?«
    »Doch, ist großes Unglück. Aber Onkel in Texas

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