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Auf Inseln (German Edition)

Auf Inseln (German Edition)

Titel: Auf Inseln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel von Treppen
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geschockt.
     
     
    Der Affe war es. Theo, der Affe ist der Mörder, und der Affe hat es auf ihn abgesehen. Der Affe trommelt an der Tür, will in seine Kabine, will ihn erledigen. Die Absurdität des Tatbestands schleicht sich nur langsam in Roberts Bewusstsein. Robert zittert ein wenig, geht zu seinem Kommunikationsgerät, wählt die Nummer von Hugo Scheffener. „Hallo Robert, was kann ich für dich tun?“, meldet sich Scheffener. „Der Affe ist der Mörder“ - „Was?“ - „Es war Theo. Er wollte mich gerade mit einem großen Küchenmesser massakrieren. Er ist noch draußen vor meiner Kabine“ - „Okay, rühr dich nicht. Wir holen dich da raus.“ Die Alarmanlage des Raumschiffs tönt. Hugo Scheffener macht eine Durchsage. Man soll die Räume, in denen man sich befindet, verschließen und nicht verlassen. Ein Trupp bewaffneter Benutzungsmitglieder wird organisiert, um Theo auszuschalten. Der wird nervös, ahnt, dass er mit seiner Mordlust zu weit gegangen ist. Seine Eifersucht auf Robert ist stärker als seine Furcht. Mit all seiner Kraft will er in Roberts Kabine, um den Nebenbuhler zu töten. Scheffener beobachtet sein Treiben auf einem Monitor, dirigiert den Sicherungstrupp in den Abschnitt des Raumschiffs, wo sich Roberts Kabine befindet, gibt die Anweisung, wenn möglich, das Tier nicht zu töten. Dessen animalische Wut reicht nicht, die Tür zu überwinden. Wie konnte er die ganze Zeit seine Eifersucht verbergen? Die ersten des Trupps erblicken Theo, legen an. Das Tier wendet sich seinen Angreifern zu. Betäubendes fliegt ihm entgegen, viel zu schnell, um von den Affenaugen gesehen zu werden und dem Kommendem auszuweichen. Etwas trifft ihn, erwischt ihn beim Lauf auf die Männer. Lähmendes bringt ihn zu Fall, Schwärze will sein Bewusstsein bezwingen. Ein letzter Gedanke gilt Vanessa. Hugo Scheffener ordnet für den Affen eine Zwangshibernation an. Lebend ist die Bestie wertvoller als tot. Robert, geschockt, öffnet die Kabinentür und sieht noch, wie man den bewusstlosen Theo abtransportiert. Offensichtlich hatte die Untersuchungskommission, der er angehörte, einen Fehler gemacht. Hugo Scheffener lädt zu einer Vollversammlung ein, in der er über das Vorgefallene berichtet, Konsequenzen werden angekündigt. Vanessa und Paul zeigen sich erleichtert, dass der Anschlag des Affen missglückt ist. Allgemein ist man fassungslos, dass ein Tier sie genarrt hat. Aber ist der Schaden, den das Misstrauen angerichtet hat, reparabel? Wie weit weg stand die Finder von einer Meuterei? Es zieht sich ein Graben durch die Besatzung. Die Bibeltreuen bilden eine fundamentale Opposition. Scheffener verspricht die Kameras in den Privatkabinen abmontieren zu lassen, spricht von der Sinnhaftigkeit, in den Gängen und Gemeinschaftsräumen die Überwachung bestehen zu lassen. Bei bestimmten Besatzungsmitgliedern regt sich der Unmut. Robert ist das völlig egal. Er bedauert ohnehin den potenziellen Spanner, der womöglich gestern ihn und Vanessa beobachtet hat, der die Gelegenheit hatte, Vanessas wunderbaren Körper in Aktion zu erleben. Wer interessiert sich schon für ihn? Der Spanner hatte über Jahre Gelegenheiten, das Intimleben der schönen Bordfrauen kennenzulernen. Der Spanner hatte sich nie gezeigt, wollte offensichtlich mit seinem Detailwissen über die anderen keine Macht ausüben. Womöglich hatte er aber bestimmte Frauen erpresst. Hatte sich der Spanner je für ihn interessiert? Was hatte Scheffener gesehen?Interessieren ihn diese Fragen wirklich? Er könnte Hugo Scheffener fragen, ob er die Aufzeichnung des letzten Abends haben könnte, die Aufzeichnung von seiner Kabine, und wenn der sich korrekt verhielte, müsste er dies verweigern. Sofort nach dem offiziellen Ende der Versammlung will sich Robert zurückziehen, zuerst in seine Kabine und dann für eine Zeit zum Panoramafenster. „Sieht man sich heute noch?“, fragt Paul. „Ich weiß nicht. Bist wohl neugierig.“ - „Überhaupt nicht!“ - „Mal sehen.“ Als Erstes zündet sich Robert in seiner Kabine eine Zigarette an. Der Schrecken hat sich gelegt, aber ihm wird langsam ungemütlich. Der Affe hätte ihn erledigen sollen. Ab heute beginnt für ihn ein neues, anderes Leben, ein noch sinnloseres Leben. Womöglich regeneriert sich die Leber nicht mehr, verschlechtert ihren Zustand. Wie krank ist er? Es wird ein vergleichsweise harter Entzug folgen. Und dann? Ihm scheint, dass es nicht natürlich ist, dass die menschliche Existenz sinnentleert ist.

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