Auf Inseln (German Edition)
war nochmal Gottes Tochter?“, fragt Vanessa neugierig. „Na, ja so ne Art Erlöserin. Statt seines Sohns schickte Gott seine äußerst attraktive Tochter, um die Menschen zu erlösen. Sie befand sich allerdings auf Aurelia, wo kaum Menschen waren. Sie war attraktiv, meistens nackt, allerdings ein bisschen dümmlich.“ Vanessa schaut ungläubig drein, erinnert sich daran, dass sie betrunken diese Geschichte schon mal gehört hat. „Robert, das ist doch Seemannsgarn oder, wenn du so willst, Raumfahrergarn. Ihr wollt mich auf den Arm nehmen“ - „Nein, nein, sie war irgendwie da“, bestätigt Paul. „Und ihr hattet Sex mit ihr?“ - „Ja, sogar gemeinsam, ich glaube Sex war ihre Erlösungsmethode. Nun ja, vielleicht wollte sie mit ihren Zelebrationen nur bedeuten, wie eine Erlösung nach dem Tod auszusehen hätte“ - „Das ist ja noch schöner, eine Erlösung nur für Männer“, kommentiert Vanessa. „Vermutlich hätte sie es auch mit Frauen getrieben. Uns hatte nur eine begleitet, eine dralle Messdienerin. Wie hieß sie noch Paul?“ - „Habe ich vergessen“ - „Gottes Tochter war bei den Pharisäern nicht sonderlich beliebt und für die Aurelianer war sie eine Witzfigur, wie Gott an sich auch“ - „Sie kann die Frauen nicht erlösen, weil die meisten Frauen – leider – nicht auf Frauen stehen. Und im Übrigen bindet ihr mir wieder einen Bären auf.“ - „Nein, tun wir nicht“, sagt Paul. „Was sie war, wissen wir nicht. Vermutlich eine Art kollektive Halluzination, in ihrer Art äußerst hartnäckig und sehr materiell oder eine Irre einer früheren Expedition“ - „Ich wachte in einer Landschaft auf und da war sie neben mir, sah aus wie eine Prinzessin. Sie war aber Gottes Tochter, woran ich dann auch weniger Zweifel hatte, als sie ihr Kleid abgelegt hatte.“ - „Ihr macht mich ja ganz neidisch“ - „Du hast doch Julia und Rita“ - „Sie erlösen mich aber nicht, sind meist unter sich. Ich bin hin und wieder geduldete Gespielin, wenn ihnen zu zweit langweilig wird. Im Übrigen bin ich immer noch in Sandra verliebt.“ - „Dann nützt dir die Erlöserin auch nichts.“ Der Ton unter ihnen ist über die Jahre offener geworden. „Klingt ein bisschen verbittert, Vanessa“ - „Da läuft für mich nichts ohne Alkohol. Aber wir wollten aber nun nicht wirklich über mein Sexualleben reden. Dazu bin ich definitiv nicht betrunken genug. Nur noch so viel Jungs, die weibliche Sexualität ist weitaus komplizierter als ihr euch das vorstellen könnt.“ - „Es gab nie Lesbenprostitution so, wie es Prostitution für homosexuelle Männer gab“, sinniert Robert. „Vermutlich gab es Gönnerinnen, die Verhältnisse unterhielten oder Herrinnen, die Abhängigkeiten ausnutzten“, setzt er fort. „Jedenfalls, Gottes Tochter wäre ein schönes Ankunftsgeschenk. Ein wiederhergestellter Garten Eden, mit nackten Bewohnern, die keine festen Partnerschaften kennen und es neugierig mit jedem treiben wollen, wäre auch nicht schlecht“ - „Gehört das zu den Begegnungsszenarien, die Robert in den Sitzungen unterbreitet?“, will Paul von Vanessa, die ebenfalls der Arbeitsgruppe angehört, wissen.“ - „Nein, da ist er ganz seriös. Nur hin und wieder macht er schlechte Witze.“ - „Unter Freunden kann man doch mal sagen, was man wirklich denkt“ - „Vielleicht stellt sich raus, dass wir die Erde nie verlassen haben und all das, was wir bisher erlebt haben, nur virtuelle Realität war. In Wirklichkeit gibt es gar kein New Avignon.“ - „So besoffen bist du doch noch gar nicht, Paul“ - „Du hast doch von den Experimenten auf der Erde vor sechzig Tausend Jahren erzählt, wonach es künstliche Intelligenzen gab und mit virtuellen Realitäten experimentiert wurde. Von einer Physik, die auf der Informatik basierte. Von Computern, die millionenfach schneller waren als alles das, was wir an Röhrencomputer zur Verfügung hatten.“ - „Ja, das ist alles richtig, obgleich die Informatik der Physik nicht die einzige philosophische Ausrichtung der Physik war. Du meinst also wir sind so was wie intelligente Pfannkuchen, die von den Menschen abstammen und die sich für eine Simulationsmaschine eine Geschichte ausgedacht haben, um ein Abenteuer als Mensch zu erleben. Wir als Spezies der Pfannkuchen müssen allerdings sehr masochistisch sein, um in solchen Geschichten mitzuspielen. Bei der Geschichte habe ich definitiv eine Arschkarte gezogen.“ - „Du hältst es für möglich, dass die jetzigen Menschen
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