Auf Inseln (German Edition)
hat, ist äußerst gering. Sie haben viel weniger Möglichkeiten als ihre Vorfahren, die New Avignon besiedelten, denn diese waren einige Tausende und dennoch durchlebten ihre Nachfahren die Barbarei. Ihre Nachfahren haben keine Chance, die Standards ihrer Zivilisation zu behalten, wenn auch nicht unbedingt ein Rückfall auf Steinzeitniveau zu befürchten ist. Es gibt eine Bibliothek simpler Handwerkstechniken, die etwa auf dem Niveau der Hochkulturen 5000 Jahre vor Christus gehalten ist. Simpler Landbau und einfaches Handwerk sollten möglich sein. Wie viel Menschen bedarf es, eine Bronzekultur zu entwickeln? Das Wissen um die Mittel ist da, die Schwierigkeit besteht darin, es umzusetzen. Auf der Finder wären sie für ihr Lebensende versorgt, die Lebensversorgungssysteme sind halbautomatisch. Irgendwann würden die Zigaretten ausgehen. An Wasser und Lebensmittel besteht kein Mangel. Eine Erde ohne eine freundlich gesinnte Kultur würde sie zu Jägern und Sammlern machen, mit einer weit aus geringeren Lebenserwartung, als wenn sie auf der Finder blieben. Sie werden unbekannten Erregern ausgesetzt sein, gegen die sie keine Medikamente haben. Aber gibt es wirklich eine Wahl, wenn sie sich zwischen der Finder und der Erde entscheiden müssen? Ist die Erde unbewohnt, haben sie allerdings die Möglichkeit, sich die angenehmsten, viel versprechendsten Orte auf dieser Welt als Lebensraum auszusuchen, und die Chance, auf die Finder zurückzukehren, die sie vielleicht manchmal am Nachthimmel erkennen werden, bleibt. Die unbewohnte, aber bewohnbare Erde ist das einfachste Szenarium, irgendwie vorstellbar. Alles andere, was sie auf der Erde erwarten könnte, ist nicht vorstellbar. Werden die Christen unter ihnen eigene Wege gehen? Hat der Konsens, auf der Erde zu bleiben, Bestand? Eine Woche Geduld müssen sie noch zeigen, während das Raumschiff auf die Erde zurast, konstant bremsend, damit ihnen die Schwere vermittelt wird, die sie in etwa auf der Erde erwarten können. Täglich werden Konferenzen abgehalten, in denen sich die Enttäuschung breitmacht, dass sie nicht von der Erde begrüßt werden. Manche befürchten das Schlimmste. Hugo Scheffener versucht, der Besatzung Mut zu machen. Egal, welchen Ausgang die Geschichte nimmt, er hat seinen Lebenstraum wahr gemacht, für den er sein Leben als Milliardär in New Avignon getauscht hat. Waren es die dortigen Verhältnisse, die ihn hierhin geführt haben oder einfach nur Neugierde nach einem danach, um das Unvoraussagbare kennenzulernen? Ist es ein Prinzip Hoffnung, das ihn umtreibt, das er sich bestätigen will? Weitere Neugier könnte ihn zurücktreiben, nach New Avignon, um dort die zukünftigen Verhältnisse kennenzulernen. New Earth hat womöglich eine interessante Zukunft vor sich. Wie wird sich das Verhältnis zu den Aurelianern und den Aborigines entwickeln? Wird es zu einem unvermeidbaren Krieg um die Herrschaft im Doppelsystem kommen oder eine für immer fortwährende Koexistenz. Fragen danach sind jetzt eigentlich müßig, weil hier bald Antworten auf die Frage kommen, die sie auf dieses Raumschiff zusammengeführt hat. Robert hat die Chance, sein Wissen um die Geschichte der Menschheit um einige Jährchen aufzustocken oder einer sich zurückentwickelten Menschheit auf niedrigem Niveau einen nicht unbedeutenden Teil ihrer Geschichte zu vermitteln. Es wurde viel spekuliert auf diesem Raumschiff, aber nie soviel wie jetzt. Die Stimmen nehmen zu, die davon ausgehen, dass die Menschheit es nicht geschafft hat, dass sie sich selbst zum Verhängnis geworden ist. Es sind bisher keine Spuren von Zivilisation zu entdecken. Robert macht immer wieder darauf aufmerksam, dass dies bei seiner Reise nach Aurelia genau so gewesen sei, und empfängt dankbare Blicke von Hugo Scheffener, aber die Vorkommnisse auf Aurelia waren so real wie ein Drogenrausch. Paul und Robert können sich nicht ganz von der Vorstellung lösen, dass sich ihre Kontaktaufnahme in ähnlicher Weise wie damals wiederholen wird, womöglich eine gängige Art von Kontaktaufnahme zu überlegenen Wesen. Im Grunde wären aurelianische Verhältnisse Robert nicht unlieb, obgleich die Variante mit den schönen, aufgeklärten Menschen, die die Ressourcen in nachhaltiger Weise kontrollieren, ist ihm am liebsten. Paul übertreibt es in den letzten Tagen sehr mit dem Alkohol, während Robert weiterhin hart gegen sich ist. Erst nachdem sie eine Antwort haben, will er sich einen genehmigen. Wie es damit dann weitergeht, will
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